Nur noch wenige Tage, dann rollt in der Bayernliga Süd wieder Ball. Mit dem 23. Spieltag starten die Mannschaften am Samstag, 7. März, in die Restsaison. Einer wird dann aber nicht mehr dabei sein: Leo Haas. Der Erfolgstrainer des TSV 1880 Wasserburg verließ den Aufsteiger und Tabellendritten in der Winterpause und wechselte eine Klasse höher zum Regionalligisten SV Wacker Burghausen.
Es war ein Paukenschlag, doch böse ist beim TSV seinem Ex-Trainer niemand. „Ich wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, und verstehe seine Entscheidung, da er in den Profibereich gehört und wir diese Bedingungen nicht bieten können. Eines Tages hoffe ich, dass ich den Fernseher einschalte und Leo in einer Profiliga an der Linie stehen sehe und sage: Leo hat bei uns in Wasserburg angefangen, wir sind stolz auf ihn“, wird Abteilungsleiter Kevin Klammer auf der Vereinshomepage zitiert. Die Nachfolger standen nach dem Haas-Abgang schnell fest: Der neue Trainer Michael Kokocinski sowie der bisherige Co-Trainer Niki Wiedmann und Torwarttrainer Robert Mayer übernahmen und stehen laut Verein für Kontinuität.
Wasserburg hat alle Chancen, in diesem Jahr den sechsten Aufstieg in Folge zu feiern -allerdings müsste der TSV dies über die Relegation bewerkstelligen, denn die Meisterschaftsfrage ist bereits zur Winterpause eigentlich entschieden. Bei seiner sofortigen Rückkehr in die Regionalliga Bayern scheint sich der FC Pipinsried nämlich von niemandem aufhalten zu lassen. Der FCP ist noch ungeschlagen und führt mit 19 Punkten Vorsprung souverän die Bayernliga Süd an. Dafür kämpfen fünf Mannschaften um den Relegationsplatz zwei und ganze zwölf um den Klassenerhalt – das sollte für Spannung in der Restsaison sorgen.
Einer von Wasserburgs Konkurrenten ist der zweitplatzierte und punktgleiche FC Deisenhofen. FCD-Manager Franz Perneker gibt auch gleich das Ziel aus und liebäugelt mit der Regionalliga Bayern: „Den zweiten Platz wollen wir halten.“ In Lauerstellung im Aufstiegsrennen liegen der TSV Schwabmünchen, der TSV 1874 Kottern und die U 21 des FC Ingolstadt 04. Die „Jungschanzer“ verstärkten sich in der Winterpause mit Patrick Görtler, der in dieser Saison bei 19 Einsätzen für den FC Eintracht Bamberg 13-mal getroffen hat.
Zwischen der siebtplatzierten U 21 des TSV 1860 München und der des SSV Jahn Regensburg auf dem ersten Abstiegsrelegationsrang 14 liegen gerade einmal sechs Punkte. Entsprechend eng sollte es bis zum Saisonende im Kampf um den Klassenerhalt zugehen. Der achtplatzierte SV Kirchanschöring vergrößerte dafür in der fußballfreien Zeit seinen Trainerstab mit dem ehemaligen Biathlon-Co-Bundestrainer Andreas Stitzl, der zusammen mit dem ebenfalls hinzugestoßenen Harry Singhartinger in der Vorbereitung für die Fitness der Spieler zuständig war.
Türkspor Augsburg setzt in der Restsaison wieder mehr auf Spieler aus der Region, trennte sich etwa von Todor Nikolovski (zum TSV Schwaben Augsburg), Aleksa Markovic (Ziel unbekannt) oder Connor Guilherme (Tasmania Berlin), die erst im Sommer gekommen waren. Auch David Kazaryan (TSV 1874 Kottern) und Mohamed El-Bouazzati (TuS Bövinghausen) verließen den Verein. Die nähere Zukunft plant Türkspor weiterhin mit Trainer Servet Bozdag, der seit dem Abschied von Manfred Bender im August die alleinige Verantwortung trägt.
Einen erneuten Rückschlag musste der SV Pullach im Kampf um den Klassenerhalt hinnehmen. Aus beruflichen Gründen verließ nicht nur Michael Hamberger den Tabellenvorletzten, es verletzte sich auch Martin Bauer in der Vorbereitung schwer am Knie und wird voraussichtlich bis zum Saisonende ausfallen. Der 30-Jährige hatte erst eben einen Kreuzbandriss auskuriert, seine Rückkehr sollte den „Raben“ in der Restsaison neue Flügel verleihen.
Bei elf Zählern Rückstand zu einem direkten Nichtabstiegsplatz und sieben Zählern zum Relegationsrang weiß Schlusslicht TSV 1881 Nördlingen noch nicht, in welcher Liga die Mannschaft in der nächsten Saison spielt. Ihr Trainer wird dann jedenfalls nicht mehr Andreas Schröter heißen. Der bisherige U 23-Trainer Daniel Kerscher übernimmt für Schröter, der drei Jahre verantwortlich war und freiwillig das Amt abgibt.
Die Fakten der Bayernliga Süd bis zur Winterpause:
Pipinsried einsam an der Spitze: Herbst- und Wintermeister FC Pipinsried beendete nicht nur die Hinrunde der Bayernliga Süd ohne Niederlage, sondern ist auch nach 22 Spielen ungeschlagen. Bei 19 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten FC Deisenhofen ist es nicht verwunderlich, dass der Spitzenreiter bislang auch die meisten Siege eingefahren hat. 19-mal ging der Regionalliga-Absteiger als Sieger vom Platz. Der drittplatzierte TSV 1880 Wasserburg setzte sich in 13 Begegnungen durch, Deisenhofen sicherte sich in 21 Partien zwölf Siege. Von solchen Zahlen ist der TSV 1861 Nördlingen weit entfernt. Das Schlusslicht entschied gerade einmal zwei von 22 Begegnungen für sich. Fünf Dreier glückten den Abstiegskandidaten SV Pullach, TSV Schwaben Augsburg und SpVgg Hankofen-Hailing. Remis-König ist die SpVgg Hankofen-Hailing mit acht Unentschieden.
Heimstarke Aufsteiger: Unter den drei besten Heimmannschaften der Süd-Staffel befinden sich zwei Aufsteiger. Der TSV 1880 Wasserburg führt die Wertung sogar mit zehn Siegen, einem Remis und einer Niederlage vor dem Ligaprimus FC Pipinsried (9/2/0) und dem FC Deisenhofen (9/0/1) an. Die heimschwächsten Mannschaften sind Schlusslicht TSV 1861 Nördlingen (1/4/7), der FC Ismaning (2/4/6) und der TSV Schwaben Augsburg (3/2/6).
Auswärtsstärke: 31 seiner 60 Punkte sammelte der FC Pipinsried vor fremdem Publikum. Zehnmal gewann der Spitzenreiter in elf Auswärtsspielen, auf fünf Siege kommen der TSV Schwabmünchen (5/4/3), TSV 1874 Kottern (5/3/4) und FC Ismaning (5/2/3). Noch gänzlich ohne Auswärtszähler ist die SpVgg Hankofen-Hailing in elf Partien geblieben, die bislang fünf Punkte in der Fremde ergatterte. Auf sechs kommt der TSV 1861 Nördlingen (1/3/6) und auf sieben die U21 des SSV Jahn Regensburg (2/1/7).
Tore, Tore, Tore: Die Zuschauer bei den Spielen der Bayernliga Süd kamen bislang auf ihre Kosten. In 196 Begegnungen fielen 685 Tore (im Schnitt 3,5 Tore pro Spiel). In der Vorsaison waren es bis zur Winterpause gut 3,4 Treffer pro Partie. 385 der 685 Treffer erzielten die Heimmannschaften, 300 gingen auf das Konto der Gästeteams.
Top-Torjäger: Pablo Pigl vom FC Pipinsried liegt mit 21 Treffern an der Spitze der Torjägerliste. Er hat fünf Tore Vorsprung auf seinen Vereinskollegen Steffen Krautschneider und auf Philipp Herrmann von der U 21 des FC Ingolstadt 04. Auf dem dritten Platz der Torjägerliste rangiert mit 14 Treffern Michael Bachhuber vom FC Deisenhofen.
FCP in Torlaune: Der FC Pipinsried ist von seinen Gegnern nicht nur nicht zu stoppen, auch der Torhunger ist offenbar nicht zu stillen. Der FCP erzielte in 22 Spielen satte 74 Treffer, im neuen Jahr wird die 100-Tore-Marke bei noch zwölf ausstehenden Partien vermutlich geknackt. Die sechstplatzierte U 21 des FC Ingolstadt 04 stellt mit 55 Treffern die zweitbeste Offensive der Bayernliga Süd. Dahinter reihen sich der FC Deisenhofen und TSV Schwabmünchen mit jeweils 49 Toren ein. Die wenigsten Treffer markierten - wenig überraschend - drei Vereine aus der Abstiegszone: Schlusslicht TSV 1861 Nördlingen (24), der TSV Schwaben Augsburg (25) und die SpVgg Hankofen-Hailing (26).
Defensivkünstler und Schießbuden: Mit bereits 57 Gegentoren stellt der Tabellenvorletzte SV Pullach die anfälligste Abwehr der Süd-Staffel. Die ebenfalls abstiegsbedrohte U 21 des SSV Jahn Regensburg kassierte 53 Gegentore, der Tabellenletzte TSV 1861 Nördlingen 50. Der FC Pipinsried ist im Angriff nicht nur am treffsichersten, sondern lässt standesgemäß auch im eigenen Strafraum kaum etwas zu. 18 Gegentore stehen nur zu Buche. Der TSV 1880 Wasserburg kassierte auch erst 28 Gegentore, der FC Deisenhofen 30.
Dreimal 7:2: Bisher fielen in drei Partien neun Tore und immer war es ein 7:2 für die Heimmannschaft. Der FC Deisenhofen schickte am 9. Spieltag den TSV Schwabmünchen mit diesem Ergebnis nach Hause, die U 21 des FC Ingolstadt 04 gewann gegen Türkspor Augsburg 7:2 am 21. Spieltag und am letzten Spieltag vor der Winterpause holte sich der SV Pullach ein 2:7 bei der U 21 des SSV Jahn Regensburg ab. Die in der Defensive anfälligen Pullacher waren auch an weiteren torreichen Begegnungen beteiligt. Das 7:1 von Türkspor Augsburg am 8. Spieltag gegen den SVP war der bislang höchste Heimsieg, das 0:5 der „Raben“ gegen den FC Pipinsried am 9. Spieltag die höchste Niederlage eines Gastgebers.
Serientäter: Wenn der FC Pipinsried ungeschlagen in die Winterpause geht, stellt sich nur die Frage: Wie viele Siege gelangen dem Spitzenreiter während des Positivlaufs am Stück? 14 waren es. Damit liegt der FCP auch in dieser Wertung weit vor dem TSV 1880 Wasserburg, der fünf Dreier in Folge einfuhr. Der FC Deisenhofen blieb in dieser Saison schon elfmal hintereinander ungeschlagen, die meisten Niederlagen in Serie kassierte der SV Pullach (acht). Die abstiegsbedrohten Pullacher waren es auch, die mit zwölf Spielen in Folge ohne Sieg die bislang längste Durststrecke hinter sich bringen mussten.
Trainerwechsel: Bei fünf von 18 Vereinen stand zum Ende des Jahres ein anderer Trainer als zum Saisonstart an der Seitenlinie. Ex-Bayern-Profi Manni Bender musste bei Türkspor Augsburg nach einem Remis und vier Niederlagen aus den ersten fünf Saisonspielen für Servet Bozdag gehen. Der TSV 1882 Landsberg trennte sich von Hermann Rietzler (1/1/5) und sicherte sich nach einer gewonnenen Partie unter Interimstrainer Florian Mayer die Dienste von Sven Kresin. Der TSV Schwaben Augsburg verpflichtete den ehemaligen türkischen Nationalspieler Halil Altintop für Markus Deibler (2/1/9). Beim SV Kirchanschöring übernahm Seppi Weiß das Kommando von Ex-Profi Michael Kostner (6/6/5). Unfreiwillig musste der TSV 1874 Kottern seinen Trainer Esad Kahric (10/4/6) gehen lassen, dem ein Angebot des Regionalligisten FC Memmingen vorlag. Für Kahric rückte der bisherige Co-Trainer Matthias Günes auf und trägt nun die Verantwortung. Hinzu kommt jetzt noch - wie berichtet - der Wechsel von Leo Haas vom TSV 1880 Wasserburg zum Regionalligisten SV Wacker Burghausen. Seine Nachfolger Michael Kokocinski (früher Profi beim TSV 1860 München) sowie Niki Wiedmann (zuvor Co-Trainer) und Robert Mayer (Torwart-Trainer) sollen für Kontinuität sorgen.
Dauerbrenner: Gleich acht Spieler verpassten in 22 Begegnungen der Bayernliga Süd keine einzige Minute. Außer den Torhütern Fabio Zeche (TSV Schwaben Augsburg), Marijan Krasnic (SV Pullach), Tobias Heiland (TSV 1874 Kottern) und Maximilian Mayer (TSV 1865 Dachau) waren es die Feldspieler Marco Miller, Matthias Jocham (beide TSV 1874 Kottern), Alexander Weiser (TSV 1865 Dachau) und Kevin Kümmerle (TSV Schwabmünchen). Max Zander (SV Pullach) versäumte fünf Minuten, Robin Ungerath 20 und Dominic Zmugg (beide TSV 1880 Wasserburg) 36 Minuten. Bei 21 Einsätzen standen Christoph Rech (FC Pipinsried), Tobias Beck (SpVgg Hankofen-Hailing), Enrico Caruso (FC Deisenhofen), Florian Gögel (SV Donaustauf) und Stefan Schönberger (SV Kirchanschöring) von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz.
Rotsünder: In den 196 absolvierten Partien zeigten die Schiedsrichter 22 Rote Karten und 50 Gelb-Rote Karten. Vor einem Jahr hatte es in 175 Spielen der Süd-Staffel 19 Rote und 27 Gelb-Rote Karten gegeben. Mehrmals Rot sah in dieser Saison noch kein Spieler, doch allein Taijiro Mori (FC Ismaning) wurde dreimal mit der Ampelkarte des Feldes verwiesen. Jeweils zweimal Gelb-Rot sahen Maximilian Fiedler, Maximilian Löw (beide TSV Schwaben Augsburg), Alexander Benede (SV Pullach), Mateusz Krawiec (SpVgg Hankofen-Hailing), Eduard Root (SSV Jahn Regensburg U21), Daniel Weber (FC Ismaning) und Aldrin Emini (SV Donaustauf). Einmal Rot und einmal Gelb-Rot zeigten die Unparteiischen Patrick Wurm (Türkspor Augsburg) und Philipp Baier (TSV Schwaben Augsburg).
Ausstehende Nachholspiele: Am 22. und letzten Spieltag vor der Winterpause waren zwei Partien abgesagt worden. Türkspor Augsburg trifft nun am Mittwoch, 8. April, ab 17.30 Uhr auf den FC Deisenhofen, der SV Donaustauf am selben Tag ab 18.30 Uhr auf die SpVgg Hankofen-Hailing.
BFV/mspw