Bei seiner sofortigen Rückkehr in die Regionalliga Bayern scheint sich der FC Pipinsried von niemandem aufhalten zu lassen. In 22 Partien bis zur Winterpause in der Bayernliga Süd blieb die Mannschaft um die beiden Spielertrainer Fabian Hürzeler und Muriz Salemovic ungeschlagen und führt mit 19 Punkten Vorsprung souverän die Tabelle an. Die Meisterfrage sollte damit vorzeitig entschieden sein. Dafür aber kämpfen fünf Mannschaften um den Relegationsplatz zwei und ganze zwölf um den Klassenverbleib - das sollte im neuen Jahr für jede Menge Spannung sorgen.
Der Start des FCP in die neue Saison fiel mit fünf Punkten aus den ersten drei Spielen noch eher durchwachsen aus. Die folgenden 14 Siege in Serie machten aber schnell deutlich, dass der Absteiger Aufstiegskandidat Nummer eins ist. Der unangefochtene Spitzenreiter könnte theoretisch schon im März den Wiederaufstieg perfekt machen, er hat jetzt bereits 60 Punkte gesammelt. Zum Vergleich: Türkgücü München reichten in der Vorsaison 68 Zähler - bei 17 Mannschaften in der Süd-Staffel - zum souveränen Aufstieg aus. Trotz des komfortablen Vorsprungs warnt jedoch Fabian Hürzeler: „Wir sind noch nicht durch.“ In der zweiten Jahreshälfte 2019 habe man es aber nach dem Abstieg aus der Regionalliga Bayern geschafft, „ein Team zu formen, das sich auch als solches präsentiert und vor allem riesengroßen Spaß an der Sache hat“.
Dass Pipinsried als Erster überwintert, ist freilich keine große Überraschung. Für solche Momente waren andere Mannschaften zuständig - wie etwa die beiden punktgleichen Aufsteiger FC Deisenhofen und TSV 1880 Wasserburg auf den Rängen zwei und drei. Der von Hannes Sigurdsson trainierte FCD pirschte sich mit zuletzt elf Spielen in Serie ohne Niederlage auf den Relegationsplatz vor. Teammanager Alexander Schleicher ist glücklich, dass die Mannschaft bestätigte, auch in der Bayernliga Süd vorne mitspielen zu können: „Wir haben eine super Ausgangslage für das Frühjahr, in dem wir auch gut spielen wollen. Aber alles weitere wäre Bonus.“
Der TSV 1880 Wasserburg kam vor der Winterpause mit zwei Niederlagen hintereinander ein wenig ins Straucheln, muss sich nun mit dem dritten Platz anfreunden. Dennoch ist für den TSV noch alles drin. Sollte die Mannschaft womöglich über die Relegation den Durchmarsch in die Regionalliga Bayern schaffen, wäre es der sechste Aufstieg in Folge. Nicht mehr an Bord ist in Wasserburg jedoch Erfolgstrainer und Ex-Profi Leo Haas, der im neuen Jahr den SV Wacker Burghausen in der Regionalliga Bayern trainieren wird. Für Haas, der die Wasserburger aus der Kreisliga bis in die Spitzengruppe der Bayernliga Süd geführt hatte, übernehmen der bisherige Co-Trainer Niki Wiedmann und Torwart-Trainer Robert Mayer. Sie treten in große Fußstapfen.
Deisenhofen und Wasserburg haben jeweils 41 Punkte auf der Habenseite. In Lauerstellung im Aufstiegsrennen liegen dahinter der TSV Schwabmünchen (39), der TSV 1874 Kottern (38) und die U 21 des FC Ingolstadt 04 (36). Vor allem mit den „Jungschanzern“ dürfte in der Restsaison noch zu rechnen sein. „Uns ist bewusst, dass wir eine junge Mannschaft haben und oft auf Gegner treffen, die durchschnittlich sechs bis sieben Jahre älter sind und hochmotiviert in das Spiel gegen diese Zweitvertretung gehen. Es ist nur natürlich, dass das für unser Team mit einem Altersschnitt knapp über 19 Jahren eine große Herausforderung darstellt. Mit jedem Spiel im Herrenbereich gelingt es den Jungs besser, richtig Fuß zu fassen“, sagt FCI-Trainer Alexander Reifschneider.
Zwischen der siebtplatzierten U 21 des TSV 1860 München (30) und der zweiten Mannschaft des SSV Jahn Regensburg (24), die den ersten Abstiegsrelegationsrang 14 belegt, liegen gerade einmal sechs Punkte. Entsprechend eng sollte es bis zum Saisonende im Kampf um den Klassenverbleib zugehen. Hinter den Regenburgern rangieren die SpVgg Hankofen-Hailing (23), der TSV Schwaben Augsburg und der SV Pullach (je 20) in der Gefahrenzone. Bei elf Zählern Rückstand zu einem direkten Nichtabstiegsplatz geht es für Schlusslicht TSV 1881 Nördlingen (13) vermutlich in erster Linie darum, die sieben Punkte Rückstand zu einem Relegationsplatz möglichst aufzuholen und über die Relegation den Verbleib in der Bayernliga Süd zu erreichen.
Die Fakten der Bayernliga Süd bis zur Winterpause:
Pipinsried einsam an der Spitze: Herbst- und Wintermeister FC Pipinsried beendete nicht nur die Hinrunde der Bayernliga Süd ohne Niederlage, sondern ist auch nach 22 Spielen ungeschlagen. Bei 19 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten FC Deisenhofen ist es nicht verwunderlich, dass der Spitzenreiter bislang auch die meisten Siege eingefahren hat. 19-mal ging der Regionalliga-Absteiger als Sieger vom Platz. Der drittplatzierte TSV 1880 Wasserburg setzte sich in 13 Begegnungen durch, Deisenhofen sicherte sich in 21 Partien zwölf Siege. Von solchen Zahlen ist der TSV 1861 Nördlingen weit entfernt. Das Schlusslicht entschied gerade einmal zwei von 22 Begegnungen für sich. Fünf Dreier glückten den Abstiegskandidaten SV Pullach, TSV Schwaben Augsburg und SpVgg Hankofen-Hailing. Remis-König ist die SpVgg Hankofen-Hailing mit acht Unentschieden.
Heimstarke Aufsteiger: Unter den drei besten Heimmannschaften der Süd-Staffel befinden sich zwei Aufsteiger. Der TSV 1880 Wasserburg führt die Wertung sogar mit zehn Siegen, einem Remis und einer Niederlage vor dem Ligaprimus FC Pipinsried (9/2/0) und dem FC Deisenhofen (9/0/1) an. Die heimschwächsten Mannschaften sind Schlusslicht TSV 1861 Nördlingen (1/4/7), der FC Ismaning (2/4/6) und der TSV Schwaben Augsburg (3/2/6).
Auswärtsstärke: 31 seiner 60 Punkte sammelte der FC Pipinsried vor fremdem Publikum. Zehnmal gewann der Spitzenreiter in elf Auswärtsspielen, auf fünf Siege kommen der TSV Schwabmünchen (5/4/3), TSV 1874 Kottern (5/3/4) und FC Ismaning (5/2/3). Noch gänzlich ohne Auswärtszähler ist die SpVgg Hankofen-Hailing in elf Partien geblieben, die bislang fünf Punkte in der Fremde ergatterte. Auf sechs kommt der TSV 1861 Nördlingen (1/3/6) und auf sieben die U21 des SSV Jahn Regensburg (2/1/7).
Tore, Tore, Tore: Die Zuschauer bei den Spielen der Bayernliga Süd kamen bislang auf ihre Kosten. In 196 Begegnungen fielen 685 Tore (im Schnitt 3,5 Tore pro Spiel). In der Vorsaison waren es bis zur Winterpause gut 3,4 Treffer pro Partie. 385 der 685 Treffer erzielten die Heimmannschaften, 300 gingen auf das Konto der Gästeteams.
Top-Torjäger: Pablo Pigl vom FC Pipinsried liegt mit 21 Treffern an der Spitze der Torjägerliste. Er hat fünf Tore Vorsprung auf seinen Vereinskollegen Steffen Krautschneider und auf Philipp Herrmann von der U 21 des FC Ingolstadt 04. Auf dem dritten Platz der Torjägerliste rangiert mit 14 Treffern Michael Bachhuber vom FC Deisenhofen.
FCP in Torlaune: Der FC Pipinsried ist von seinen Gegnern nicht nur nicht zu stoppen, auch der Torhunger ist offenbar nicht zu stillen. Der FCP erzielte in 22 Spielen satte 74 Treffer, im neuen Jahr wird die 100-Tore-Marke bei noch zwölf ausstehenden Partien vermutlich geknackt. Die sechstplatzierte U 21 des FC Ingolstadt 04 stellt mit 55 Treffern die zweitbeste Offensive der Bayernliga Süd. Dahinter reihen sich der FC Deisenhofen und TSV Schwabmünchen mit jeweils 49 Toren ein. Die wenigsten Treffer markierten - wenig überraschend - drei Vereine aus der Abstiegszone: Schlusslicht TSV 1861 Nördlingen (24), der TSV Schwaben Augsburg (25) und die SpVgg Hankofen-Hailing (26).
Defensivkünstler und Schießbuden: Mit bereits 57 Gegentoren stellt der Tabellenvorletzte SV Pullach die anfälligste Abwehr der Süd-Staffel. Die ebenfalls abstiegsbedrohte U 21 des SSV Jahn Regensburg kassierte 53 Gegentore, der Tabellenletzte TSV 1861 Nördlingen 50. Der FC Pipinsried ist im Angriff nicht nur am treffsichersten, sondern lässt standesgemäß auch im eigenen Strafraum kaum etwas zu. 18 Gegentore stehen nur zu Buche. Der TSV 1880 Wasserburg kassierte auch erst 28 Gegentore, der FC Deisenhofen 30.
Dreimal 7:2: Bisher fielen in drei Partien neun Tore und immer war es ein 7:2 für die Heimmannschaft. Der FC Deisenhofen schickte am 9. Spieltag den TSV Schwabmünchen mit diesem Ergebnis nach Hause, die U 21 des FC Ingolstadt 04 gewann gegen Türkspor Augsburg 7:2 am 21. Spieltag und am letzten Spieltag vor der Winterpause holte sich der SV Pullach ein 2:7 bei der U 21 des SSV Jahn Regensburg ab. Die in der Defensive anfälligen Pullacher waren auch an weiteren torreichen Begegnungen beteiligt. Das 7:1 von Türkspor Augsburg am 8. Spieltag gegen den SVP war der bislang höchste Heimsieg, das 0:5 der „Raben“ gegen den FC Pipinsried am 9. Spieltag die höchste Niederlage eines Gastgebers.
Serientäter: Wenn der FC Pipinsried ungeschlagen in die Winterpause geht, stellt sich nur die Frage: Wie viele Siege gelangen dem Spitzenreiter während des Positivlaufs am Stück? 14 waren es. Damit liegt der FCP auch in dieser Wertung weit vor dem TSV 1880 Wasserburg, der fünf Dreier in Folge einfuhr. Der FC Deisenhofen blieb in dieser Saison schon elfmal hintereinander ungeschlagen, die meisten Niederlagen in Serie kassierte der SV Pullach (acht). Die abstiegsbedrohten Pullacher waren es auch, die mit zwölf Spielen in Folge ohne Sieg die bislang längste Durststrecke hinter sich bringen mussten.
Trainerwechsel: Bei fünf von 18 Vereinen stand zum Ende des Jahres ein anderer Trainer als zum Saisonstart an der Seitenlinie. Ex-Bayern-Profi Manni Bender musste bei Türkspor Augsburg nach einem Remis und vier Niederlagen aus den ersten fünf Saisonspielen für Servet Bozdag gehen. Der TSV 1882 Landsberg trennte sich von Hermann Rietzler (1/1/5) und sicherte sich nach einer gewonnenen Partie unter Interimstrainer Florian Mayer die Dienste von Sven Kresin. Der TSV Schwaben Augsburg verpflichtete den ehemaligen türkischen Nationalspieler Halil Altintop für Markus Deibler (2/1/9). Beim SV Kirchanschöring übernahm Seppi Weiß das Kommando von Ex-Profi Michael Kostner (6/6/5). Unfreiwillig musste der TSV 1874 Kottern seinen Trainer Esad Kahric (10/4/6) gehen lassen, dem ein Angebot des Regionalligisten FC Memmingen vorlag. Für Kahric rückte der bisherige Co-Trainer Matthias Günes auf und trägt nun die Verantwortung. Hinzu kommt jetzt noch - wie berichtet - der Wechsel von Leo Haas vom TSV 1880 Wasserburg zum Regionalligisten SV Wacker Burghausen. Seine Nachfolger Niki Wiedmann (zuvor Co-Trainer) und Robert Mayer (Torwart-Trainer) sollen für Kontinuität sorgen.
Dauerbrenner: Gleich acht Spieler verpassten in 22 Begegnungen der Bayernliga Süd keine einzige Minute. Außer den Torhütern Fabio Zeche (TSV Schwaben Augsburg), Marijan Krasnic (SV Pullach), Tobias Heiland (TSV 1874 Kottern) und Maximilian Mayer (TSV 1865 Dachau) waren es die Feldspieler Marco Miller, Matthias Jocham (beide TSV 1874 Kottern), Alexander Weiser (TSV 1865 Dachau) und Kevin Kümmerle (TSV Schwabmünchen). Max Zander (SV Pullach) versäumte fünf Minuten, Robin Ungerath 20 und Dominic Zmugg (beide TSV 1880 Wasserburg) 36 Minuten. Bei 21 Einsätzen standen Christoph Rech (FC Pipinsried), Tobias Beck (SpVgg Hankofen-Hailing), Enrico Caruso (FC Deisenhofen), Florian Gögel (SV Donaustauf) und Stefan Schönberger (SV Kirchanschöring) von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz.
Rotsünder: In den 196 absolvierten Partien zeigten die Schiedsrichter 22 Rote Karten und 50 Gelb-Rote Karten. Vor einem Jahr hatte es in 175 Spielen der Süd-Staffel 19 Rote und 27 Gelb-Rote Karten gegeben. Mehrmals Rot sah in dieser Saison noch kein Spieler, doch allein Taijiro Mori (FC Ismaning) wurde dreimal mit der Ampelkarte des Feldes verwiesen. Jeweils zweimal Gelb-Rot sahen Maximilian Fiedler, Maximilian Löw (beide TSV Schwaben Augsburg), Alexander Benede (SV Pullach), Mateusz Krawiec (SpVgg Hankofen-Hailing), Eduard Root (SSV Jahn Regensburg U21), Daniel Weber (FC Ismaning) und Aldrin Emini (SV Donaustauf). Einmal Rot und einmal Gelb-Rot zeigten die Unparteiischen Patrick Wurm (Türkspor Augsburg) und Philipp Baier (TSV Schwaben Augsburg).
Ausstehende Nachholspiele: Am 22. und letzten Spieltag vor der Winterpause wurden die Partien zwischen dem SV Donaustauf und der SpVgg Hankofen-Hailing sowie zwischen Türkspor Augsburg und dem FC Deisenhofen abgesagt. Wann die Spiele nachgeholt werden, ist noch offen.
BFV/mspw