Die Freude bei den Klubs der Bayernliga Nord war deutlich zu spüren, als am 24. Juli 2021 nach mehr als neun Monaten Corona-Zwangspause endlich wieder der Ball auf den Plätzen rollten. Da aus der Regionalliga Bayern kein Absteiger in die Nord-Gruppe der fünfthöchsten deutschen Spielklasse gerückt war, durfte die fünfthöchste deutsche Spielklasse im Freistaat mit dem ASV Neumarkt, dem 1. SC Feucht und dem SV Vatan Spor Aschaffenburg lediglich drei Neulinge begrüßen. Besonders für den SV Vatan Spor war es ein besonderer Moment. Erstmals hatte der Klub den Sprung in die Bayernliga geschafft.
Während die Aschaffenburger mit einigen "Startschwierigkeiten" zu kämpfen hatten und in der Gefahrenzone der Liga überwintern, setzten sich die beiden Mitaufsteiger aus Neumarkt und Feucht auf Anhieb in der oberen Tabellenhälfte fest. Der ASV mischt sogar im Rennen um die Meisterschaft und damit auch um den Aufstieg in die Regionalliga Bayern mit. Der Rückstand auf Ligaprimus ATSV Erlangen beträgt (bei einem Spiel weniger) lediglich vier Zähler. Zeitweise stand Neumarkt punktgleich mit dem FC Eintracht Bamberg sogar an der Spitze der Tabelle.
Auch generell könnte das Titelrennen kaum spannender sein. Auch nach 21 von 34 Spieltagen dürfen sich noch immer sechs Teams berechtigte Hoffnungen auf den ersten Platz machen. Die besten Karten haben der ATSV Erlangen und der FC Eintracht Bamberg mit jeweils 45 Punkten auf dem Konto. Die Bamberger haben dabei jedoch sogar noch zwei Nachholpartien in der Hinterhand. Nur einen Zähler dahinter befinden sich die DJK Vilzing und die SpVgg Ansbach in Lauerstellung. Aber auch der Aufsteiger ASV Neumarkt und die DJK Ammerthal mit vier Punkten Rückstand auf den Tabellenführer können im neuen Jahr durchaus noch angreifen.
Der aktuelle Spitzenreiter ATSV Erlangen wird im neuen Jahr allerdings mit einem veränderten Trainerteam in den Saisonendspurt starten. Der bisherige Chefcoach Fabian Adelmann hat den ATSV nach nur zwölf Spielen wieder verlassen, übernimmt ab dem neuen Jahr den Bayern-Regionalligisten FC Memmingen. Erst nach dem 9. Spieltag war der A-Lizenz-Inhaber in die Fußstapfen vom freigestellten Shqipran Skeraj getreten.
Seitdem hatte der gerade einmal 30-jährige Trainer, der zuvor bereits als Co-Trainer für des Zweitligisten 1. FC Nürnberg aktiv war und viele Jahre in der Nachwuchsabteilung der „Clubberer“ verbracht hatte, beste Eigenwerbung bestrieben. Den ATSV Erlangen hatte Adelmann nach dem 9. Spieltag mit 14 Punkten auf Platz acht übernommen. Es folgten zehn Siege, davon die ersten sieben in Folge, ein Unentschieden und lediglich eine Niederlage. Der Lohn: Platz eins mit dem ATSV Erlangen und ein neuer Job in der Regionalliga. Adelmanns Nachfolge in Erlangen tritt sein Assistent Karim Farhan, der im Laufe der Saison sogar noch zu einem Kurzeinsatz als Spieler gekommen war.
Mehr als sehen lassen kann sich aber auch die Bilanz des Tabellenzweiten FC Eintracht Bamberg, der wegen seiner beiden noch ausstehenden Nachholpartien sogar über den besten Punktequotienten der Liga verfügt (2,368). Mit einem Torverhältnis von 56:12 stellt die Mannschaft von Eintracht-Trainer Julian Kolbeck mit einigem Abstand den erfolgreichsten Angriff, aber auch die beste Defensive in der Nord-Staffel. Allerdings verloren die Bamberger vor heimischer den direkten Vergleich gegen den ATSV Erlangen (0:1), weswegen sie jetzt mit der gleichen Punkteausbeute "nur" auf Platz zwei überwintern.
In der Zuschauer-Tabelle kann dem FC Eintracht auch kaum ein Team das Wasser reichen. Mehr als 6.000 Besucher strömten bislang zu den zehn Heimspielen in das Fuchsparkstadion. Das ergibt einen Schnitt von 609 Zuschauern pro Spiel. Den Bestwert erreichte der FC Eintracht im Derby gegen die DJK Don Bosco Bamberg (4:1), als 1.976 Zuschauer die Stadiontore passierten.
Am Tabellenende befindet sich vor allem der ASV Cham in höchster Abstiegsgefahr. Mit nur neun Punkten aus den ersten 20 Begegnungen rangiert der ASV auf dem letzten Platz und setzt im neuen Jahr auf einen neuen Trainer. Ab sofort übernimmt Faruk Maloku in Cham die Verantwortung an der Seitenlinie. Der 43-Jährige war erst zu Saisonbeginn beim SV Donaustauf in der Bayernliga Süd freigestellt worden. Auch der SV Seligenporten (zwölf Zähler) sowie der 1. FC Sand und der Liga-Neuling SV Vatan Spor Aschaffenburg (jeweils 14 Punkte) sind schon ein Stück von einem sicheren Nichtabstiegsplatz entfernt. Der Würzburger FV (19 Zähler) überwintert ebenfalls in der Gefahrenzone, hält aber direkten Anschluss an das "rettende Ufer".
Heimmacht: Dass die aktuellen Top-Teams auch in der Heimtabelle ganz weit oben zu finden sind, war zu erwarten. Ein wenig überraschend ist allerdings, dass der Tabellensechste DJK Ammerthal zu Hause die meisten Punkte eingefahren hat. Mit 25 Zählern nach elf Spielen im eigenen Stadion führt die DJK die Heimstatistik an. Allerdings hat Ammerthal bereits ein Heimspiel mehr als die Konkurrenten bestritten. Auf den besten Punkteschnitt vor eigenem Publikum kommen deshalb der FC Eintracht Bamberg und Aufsteiger ASV Neumarkt. Nach jeweils zehn Heimspielen haben beide Klubs 24 Zähler auf dem Konto.
ATSV auswärts am besten: Bei den Auswärtspartien führt Spitzenreiter ATSV Erlangen souverän die Wertung an. Aus zehn Begegnungen auf fremden Plätzen brachten die noch unbesiegten Erlanger sensationelle 28 von 30 möglichen Punkten mit nach Hause. Das einzige Unentschieden in der Fremde musste der ATSV ausgerechnet beim abstiegsbedrohten TSV Karlburg (1:1) hinnehmen. Bei den weiteren Titelanwärtern FC Eintracht Bamberg (1:0) und SpVgg Ansbach (4:0) gelangen Siege, ohne ein Gegentor zu kassieren.
Tore, Tore, Tore: Dass die Mannschaften heiß darauf waren, nach einer langen Pause wieder auf Torejagd zu gehen, zeigt sich deutlich. Insgesamt wurden bis zur Winterpause 180 Spiele absolviert. Dabei fielen nicht weniger als 602 Tore. Das bedeutet einen Schnitt von 3,34 Toren pro Begegnung.
Ballermänner in Bamberg: Die meisten Tore in der Nord-Staffel der Bayernliga erzielte der FC Eintracht Bamberg. Gleich 56-mal ließ es der Titelaspirant im gegnerischen Gehäuse klingeln. Das entspricht einem Schnitt von knapp drei Toren pro Begegnung. Noch viel Luft nach oben gibt es dagegen bei den Offensivleistungen des TSV Karlburg. Gerade einmal 15 Tore steuerten die TSV-Spieler in 21 Partien ihrer Mannschaft bei.
Tranziska trifft und trifft: Bei der Torausbeute des FC Eintracht Bamberg ist es auch nicht überraschend, dass ein FCE-Stürmer die Torschützenliste anführt. Jakob Tranziska netzte in gerade einmal 19 Begegnungen bereits 21-mal ein. Der erst 20-jährige Angreifer kommt aus dem eigenen Nachwuchs der Eintracht. Einen "Sahnetag" erwischte Tranziska besonders in der Begegnung mit dem 1. FC Sand (6:0), als er seinen bislang einzigen Dreierpack schnürte. Ihm am nächsten kommen Patrick Kroiß von der SpVgg Ansbach mit 17 Saisontreffern und Lukas Dotzler (DJK Ammerthal/16).
Bamberger "Bollwerk": Nicht nur im Angriff ist der FC Eintracht Bamberg für den Bestwert der Liga verantwortlich. Auch in der Defensive bilden die Bamberger oft ein "Bollwerk". Lediglich zwölfmal musste der aktuelle Zweitplatzierte ein Gegentor hinnehmen. Die Ehre gebührt dabei allerding gleich zwei Torhütern. Die etatmäßige Nummer eins Fabian Dellermann hielt in 13 Begegnungen siebenmal den Kasten sauber. Ersatzkeeper Jan Griebel blieb in sechs Begegnungen dreimal ohne Gegentor. Auf der Gegenseite gibt es zwei "Schießbuden der Liga". Sowohl Schlusslicht ASV Cham als auch der Tabellenvorletzte SV Seligenporten haben in 20 Spielen jeweils 52 Tore kassiert.
Hofer Torfestivals: Wenn es darum geht, dass die Zuschauer auf ihre Kosten kommen, dann war man bei Spielen mit Beteiligung der SpVgg Bayern Hof wohl am besten aufgehoben. Gleich in drei Begegnungen der SpVgg fielen mindestens acht Tore. Bereits am 2. Spieltag mussten sich die Hofer beim FC Eintracht Bamberg 1:7 geschlagen geben. An vielen Toren haben die Hofer Bayern offenbar Geschmack gefunden und ließen am 6. Spieltag gegen den SV Seligenporten (5:3) und am 10. Spieltag gegen den ASV Cham (7:2) ebenfalls torreiche Siege folgen. Aber auch im Duell zwischen der DJK Ammerthal und der DJK Gebenbach (5:3) gab es acht Tore zu bejubeln.
Serientäter: Die meisten Siege in Folge landeten bis zur Winterpause der ATSV Erlangen und die SpVgg Ansbach. Siebenmal hintereinander punkteten die beiden Titelkandidaten dreifach. Ansbach blieb zwischen dem 9. und 18. Spieltag sogar zehnmal am Stück ungeschlagen (neun Siege, ein Remis). Das ist ebenfalls Liga-Bestwert! Den aktuell besten Lauf haben die Verfolger DJK Ammerthal und ASV Neumarkt mit jeweils vier Siegen am Stück vor der Winterpause. Im neuen Jahr könnten sie diese Serien noch ausbauen. Liganeuling SV Vatan Spor Aschaffenburg verlor gleich die ersten acht Saisonspiele in Folge und stellte damit einen unfreiwilligen Negativrekord auf. Der 1. FC Sand blieb zwölfmal hintereinander sieglos.
Trainerwechsel: Bis zur Winterpause haben in der Nord-Staffel sechs Vereine den Trainer gewechselt. Kurios: Tabellenführer ATSV Erlangen musste sich jetzt zum zweiten Mal in der laufenden Spielzeit auf die Suche begeben. Nach einem eher schwachen Start in die Saison hatte sich der ATSV nach dem 9. Spieltag vom langjährigen Trainer Shqipran Skeraj getrennt. Es folgte die Erfolgsgeschichte mit Fabian Adelmann. Nach nur zwölf Spielen (zehn Siege, davon die ersten sieben in Folge, ein Unentschieden und eine Niederlage) verließ der 30-Jährige aber wieder den Klub und übernimmt den FC Memmingen in der Regionalliga Bayern. Neuer "Chef" in Erlangen ist sein bisheriger Assistent Karim Farhan. Außerdem trennte sich die DJK Gebenbach von Franz Koller, der Würzburger FV zog bei Berthold Göbel die Reißleine, Rolf Vitzthum musste bei der DJK Don Bosco Bamberg die Segel streichen und Christian Ranzinger musste das Schlusslicht ASV Cham verlassen. Auch Ex-Profi Slobodan Komljenovic und der SV Vatan Spor Aschaffenburg gehen getrennte Wege.
Kartensammler: Wer sich auf die Suche nach dem eifrigsten "Kartensammler" der Liga begibt, stößt recht schnell auf den Namen Matej Kyndl von der SpVgg Bayern Hof. Der 28-jährige Mittelfeldspieler handelte sich in dieser Saison bereits zweimal die Rote Karte ein. Außerdem musste er einmal mit „Gelb-Rot“ vorzeitig vom Platz. Auch fünf Gelben Karte hat der Tscheche bereits auf dem Konto. Immerhin gelangen ihm bei seinen 14 Einsätzen auch sieben Treffer für die Hofer Bayern. Insgesamt wurden 30 Rote und 44 Gelb-Rote Karten in der laufenden Spielzeit verteilt. Die meisten Platzverweise holten sich die Hofer um Matej Kyndl und der 1. SC Feucht (jeweils neun) ab.
Ausstehende Nachholspiele: Bis auf den 21. Spieltag, an dem wegen coronabedingter Ausfälle und witterungsbedingter Absagen nur noch drei Spiele stattfinden konnten, sowie die komplette vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) abgesetzte 22. Runde konnten nahezu alle Spieltage in der Bayernliga Nord komplett und reibungslos über die Bühne gehen. Einzig die beiden Begegnungen der 20. Runde zwischen dem 1. FC Sand und dem 1. SC Feucht sowie zwischen dem ASV Neumarkt und dem TSV Großbardorf sowie das Traditionsduell vom 19. Spieltag zwischen der SpVgg Bayern Hof und dem FC Eintracht Bamberg müssen im neuen Jahr noch zusätzlich nachgeholt werden. Somit haben der FC Eintracht Bamberg, Großbardorf, Hof und Sand noch zwei "Hängepartien" in der Hinterhand. Nur der Würzburger, der TSV Karlburg und der ATSV Erlangen haben alle 21 Spiele absolviert.
BFV/mspw