Sieben Spiele, sieben Punkte: Der Saisonstart des FV Illertissen verlief nicht allzu erfolgreich. Seit vier Ligapartien wartet der FVI auf einen Sieg. Grund für die geringe Punkteausbeute ist unter anderem die Defensivschwäche. 19 Gegentore sind der Negativwert in der Liga. Jetzt kommt auch noch die schwere Verletzung von Kapitän Manuel Strahler dazu, dem wegen einer schweren Knieverletzung das Saison-Aus droht. Im BFV.de-Interview spricht FVI-Trainer Marco Küntzel über die Defensivprobleme, den langfristigen Ausfall des Kapitäns und das Weiterkommen im Toto-Pokal.
BFV.de: Sieben Zähler stehen nach sieben Partien für den FV Illertissen zu Buche. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus, Herr Küntzel?
Marco Küntzel: Wir hatten uns natürlich eine bessere Punkteausbeute erhofft. Allerdings wussten wir, dass uns eine schwierige Anfangsphase erwartet. Wir haben einige Leistungsträger verloren und viele Spieler aus unteren Ligen verpflichtet, die sich erst einmal an das höhere Niveau in der Regionalliga Bayern gewöhnen müssen. Dass das Zeit benötigt, ist normal.
BFV.de: Besonders defensiv hinterließ Ihr Team bisher keinen guten Eindruck. Was läuft dort falsch?
Küntzel: Wir verteidigen nicht konsequent genug und machen in den Spielen häufig Fehler, die uns im Training nie passieren. Ein Beispiel: Bei einer Einheit, in der wir 30 Minuten lang Vier gegen Sechs trainiert haben, fiel nicht ein Gegentor. Die Jungs haben exzellent verteidigt und alles richtig gemacht. Im Spiel aber rennen wir dann auf einmal kopflos hinten raus, attackieren zu früh, so dass sich dem Gegner zu viele Räume bieten. Wir schaffen es noch nicht, die Trainingsleistungen regelmäßig im Spiel umzusetzen.
BFV.de: Im Toto-Pokal gab es für Ihre Mannschaft am Dienstag mal wieder ein Erfolgserlebnis. Durch ein 2:1 eim Süd-Bayernligisten TSV Kottern zog der FVI in das Achtelfinale ein. Welche Erkenntnisse konnten Sie sammeln?
Küntzel: Es war ein sehr schwieriges Spiel auf einem Platz, der unter Wasser stand. Beinahe wäre die Partie gar nicht angepfiffen worden. Wir haben uns trotz der schlechten Bedingungen gegen einen tiefstehenden Gegner viele Chancen erarbeitet und defensiv diesmal gut gestanden. Einziges Manko war unsere Chancenverwertung - das war in den vorherigen Ligaspielen auch schon so. Wir verwerten unsere Möglichkeiten zu selten. Andere Teams aus der Regionalliga Bayern sind kaltschnäuziger.
BFV.de: Neben der positiven Nachricht gab es am Dienstag aber auch eine Hiobsbotschaft. Ihr Kapitän Manuel Strahler fällt mit einem Kreuzband- und Innenbandriss sowie einem Meniskusschaden und einer Knochenabsplitterung lange aus. Wie bitter ist das?
Küntzel: Manuel wird uns enorm fehlen. Er ist ein positiv verrückter Kapitän, der immer vorangeht und das Team pusht. Sein Ausfall wird für uns nicht einfach zu kompensieren sein, er ist in der Verteidigung ein absoluter Leistungsträger. Dass mit Sebastian Enderle und Antonio Pangallo zwei weitere Verteidiger verletzt sind, macht die personelle Situation nicht einfacher. Wenn so viele Defensivsäulen wegbrechen, ist das dann auch irgendwann nicht mehr aufzufangen - vor allem in einer Liga, in der körperliche Robustheit einen extrem hohen Stellenwert hat.
BFV.de: Mit der Verpflichtung des 19-jährigen Innenverteidigers Gabriel Galinec, der zuletzt Kapitän der U 19 des Bundesligisten FC Augsburg war, wurde bereits auf die Verletzung von Manuel Strahler reagiert. Was versprechen Sie sich von ihm?
Küntzel: Gabriel war zuletzt einige Wochen vereinslos und hat sich bei seinem Heimatverein fit gehalten. Außerdem kommt er aus der Jugend hoch in den Männerfußball. Wir dürfen also nicht erwarten, dass er der Retter in der Not ist. Gabriel hat aber eine hervorragende Ausbildung beim FC Augsburg genossen und wird sicherlich eine gute Alternative sein.
BFV.de: Sind bis zum Transferschluss nächste Woche weitere Aktivitäten geplant?
Küntzel: Das steht noch nicht fest. Ich werde mich in den nächsten Tagen noch einmal mit unserem Sportvorstand Karl-Heinz Bachthaler zusammensetzen. Dann werden wir gemeinsam überlegen, ob die Verpflichtung eines weiteren Spielers Sinn macht. Wir halten Ausschau, suchen aber nicht händeringend nach Neuzugängen.
BFV.de: Am Samstag geht es für den FVI mit der Begegnung bei Vizemeister VfB Eichstätt weiter, der mit vier Gegentreffern die zweitbeste Verteidigung der Liga stellt. Wie wollen Sie dort bestehen?
Küntzel: Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass wir in Eichstätt nahezu chancenlos sein werden. Der VfB steht defensiv sehr stabil und hat viele große, robuste Spieler im Team. Allerdings bin ich guter Dinge, dass wir uns am Samstag ordentlich verkaufen. Mut machen uns der jüngste Auftritt im Pokal beim TSV Kottern und die Partie in Eichstätt in der letzten Saison, als wir 3:0 gewonnen haben. Um erneut in Eichstätt die Oberhand zu behalten, sind eine stabile Abwehrleistung und eine bessere Chancenverwertung notwendig. Wir werden nicht viele Möglichkeiten bekommen. Wenn wir damit ähnlich fahrlässig wie in den bisherigen Saisonspielen umgehen, werden wir nichts Zählbares mitnehmen.
BFV-Interview: Christian Knoth/mspw