Aus der Kreisklasse in die Regionalliga Bayern: Diesen Sprung schaffte Marco Pledl (19), jüngerer Bruder von Profi Thomas Pledl (Fortuna Düsseldorf). Der Mittelfeldspieler wechselte im Sommer von seinem Heimatverein SV Bischofsmais zum SV Schalding-Heining und kam seitdem in allen Ligaspielen zum Einsatz. Im BFV.de-Interview spricht Pledl über Unterschiede, schwere Verletzungen und seinen Bruder.
Bis zum Sommer haben Sie noch in der Kreisklasse gekickt, jetzt spielen Sie für den SV Schalding-Heining in der höchsten bayerischen Amateurspielklasse. Wie kam es dazu, Herr Pledl?
Marco Pledl: Da muss ich direkt einmal ein wenig ausholen: Ich hatte zu meiner Zeit als Jugendspieler beim Bezirksligisten Grün-Weiß Deggendorf zwei schwere Verletzungen - einen Kreuzbandriss mit zwölf Jahren und später auch noch einen Riss der Patellasehne. Deshalb dachte ich früh darüber nach, mit dem Fußball aufzuhören. Gemeinsam mit meinem Physiotherapeuten Marco Eder habe ich mich aber zurückgekämpft. Eder ist Spielertrainer bei meinem Heimatverein SV Bischofsmais und überzeugte mich davon, zunächst dorthin zurückzukehren, um Spielpraxis zu sammeln. Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Ich habe den Spaß am Fußball wiedergefunden und viele Tore erzielt. Während des ersten Lockdowns im März kam dann der Anruf des SV Schalding-Heining, der Interesse an mir zeigte. Die Chance, Regionalliga zu spielen, wollte ich dann unbedingt wahrnehmen.
Sie kamen bereits viermal als Einwechselspieler zum Einsatz. Spüren Sie den Klassenunterschied deutlich?
Pledl: Definitiv. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. (lacht) Damit möchte ich die Kreisklasse gar nicht schlecht reden. Dort geht es aber mehr über Kampf, anstatt über technisch versierten Fußball. In der Regionalliga wird schönerer und anspruchsvollerer Fußball gespielt. Das ist ganz normal.
Sie sind seit wenigen Tagen 20 Jahre. Welche Ziele setzen Sie sich im Fußball?
Pledl: Aktuell bin ich erst einmal froh und dankbar, dass ich überhaupt noch dazu in der Lage bin, auf einem so hohen Niveau Fußball spielen zu können. Mit nicht einmal 20 Jahren wäre ich schließlich beinahe schon invalide gewesen. Mein erstes Ziel ist nun, mich in der Regionalliga festzubeißen. Mittelfristig würde ich schon gerne noch höher spielen. Dafür gebe ich alles.
Ihr älterer Bruder Thomas ist Profi beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Ist er Ihr Vorbild und Mentor?
Pledl: Absolut. Thomas gibt mir immer wieder wichtiges Feedback zu meinen Spielen und schaut so oft es geht bei meinen Einsätzen zu. Das geht ja glücklicherweise über die Streaming-Plattform sporttotal.tv bei den meisten Partien. Wenn es zeitlich passt, ist er auch vor Ort dabei. Das ist dann für mich etwas Besonderes.
Sind Sie - sofern es corona-bedingt überhaupt möglich ist - bei den Spielen Ihres Bruders oft im Stadion?
Pledl: Seitdem Thomas bei Fortuna Düsseldorf spielt, nicht mehr so häufig. Die Distanz ist leider sehr groß. Als er noch für den FC Ingolstadt 04 am Ball war, habe ich so gut wie jedes Heimspiel live gesehen. Dabei habe ich mir viel für mein eigenes Spiel abschauen können - wir sind ja auch beide Mittelfeldspieler.
Gab es trotz der sechseinhalb Jahre Altersunterschied früher häufig Duelle im Garten?
Pledl: Oh ja. Wir sind jeden Tag nach der Schule rausgegangen und haben gekickt -entweder im Garten oder auf dem Fußballplatz. Dabei gab es einige heftige Duelle. (lacht) Meistens hat sich dabei mein Bruder durchgesetzt. Er hatte aber nun einmal auch "leichte" physische Vorteile, weil er deutlich älter war. Hin und wieder konnte ich ihn mit meiner Technik aber trotzdem ausfummeln.
Die Regionalliga Bayern soll nach aktuellem Stand im Februar fortgesetzt werden. Wie halten Sie sich während des Lockdowns fit?
Pledl: Mit einer Mischung aus Cardio- und Krafttraining. Dafür nutze ich unter anderem eine Fitness-App. Aber auch von meinem Bruder bekomme ich einige Profiübungen geschickt, mit denen ich meine Fitness erhalten kann.
BFV-Interview: Christian Knoth/MSPW