In der ersten Regionalligasaison seiner Vereinsgeschichte überwinterte der Dorfklub TSV Aubstadt in der Regionalliga Bayern auf einem beachtlichen neunten Tabellenplatz. Am Samstag, 14 Uhr, soll der Aufsteiger mit der Nachholpartie vom 22. Spieltag gegen Schlusslicht VfR Garching nach einer langen Winterpause den Saisonendspurt eröffnen. Im BFV.de-Interview spricht Aubstadts langjähriger Trainer Josef Francic über das erste Regionalliga-Halbjahr, die Wintervorbereitung und die Vereinskooperation mit Drittligist Würzburger Kickers.
Eine lange Winterpause neigt sich dem Ende entgegen. Wie groß ist die Freude, dass es wieder losgeht, Herr Francic?
Josef Francic: Wir haben genug getestet und trainiert und sind froh, dass es endlich wieder um Punkte geht. Nach dem Trainingslager in der Sportschule Hennef in Nordrhein-Westfalen fühlen wir uns körperlich und mental optimal auf die zweite Saisonhälfte vorbereitet.
In seiner ersten Regionalligasaison hat der TSV Aubstadt in der oberen Tabellenhälfte überwintert - und das sogar mit einem Spiel weniger. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?
Francic: Es war bisher eine traumhafte Saison für uns. Wir hatten eine große Portion Respekt vor der Regionalliga und in sämtlichen Prognosen wurden wir als Absteiger Nummer eins gehandelt. Kaum jemand hat uns etwas zugetraut. Wir haben aber bewiesen, was in uns steckt. Ich kann unserem Team nur ein Riesenkompliment machen. Dass wir als Tabellenneunter ins Jahr 2020 starten, ist ein großer Erfolg für unseren kleinen Verein. Die gesamte Region ist extrem stolz auf den TSV Aubstadt. Selbst bei Niederlagen haben wir immer wieder Zuschauerlob für unsere Arbeit erhalten.
Die abschließenden drei Partien im Jahr 2019 gingen allerdings verloren. Kam die Pause genau zur richtigen Zeit?
Francic: Diese drei Spiele haben uns noch einmal vor Augen geführt, wie schwierig es ist, in der Regionalliga als Sieger vom Platz zu gehen. Umso positiver ist es, dass wir schon neun Partien gewonnen haben. Beim 1:3 in Heimstetten und beim 2:3 gegen Schalding-Heining waren wir nicht schlechter als unsere Gegner und hätten es durchaus verdient gehabt, Punkte mitzunehmen. Aber so ist Fußball nun einmal. Nicht immer setzt sich das bessere Team durch. Das 0:4 bei Viktoria Aschaffenburg war absolut verdient, dort konnten wir nicht mithalten. Irgendwann musste mal eine Phase kommen, in der wir einige Begegnungen verlieren. Diese Phase hätte auch mitten in der Saison kommen können, so waren es jetzt aber die letzten drei Begegnungen des Kalenderjahres. Wir haben die Niederlagen bereits ausgiebig analysiert, mittlerweile abgehakt und schauen nach vorne.
In den letzten Monaten war nun viel Zeit, um an einigen Stellschrauben zu drehen. Worauf wurde in der Wintervorbereitung der Fokus gesetzt?
Francic: Wir haben viel analysiert und an unserem Spielsystem gefeilt. Es ging unter anderem darum, das Teampressing zu verbessern. Auch an den Standards haben wir viel gearbeitet, weil in der Regionalliga die meisten Mannschaften enorm stark bei ruhenden Bällen sind.
Mit Leonard Langhans steht ein neuer Spieler im Kader. Der Mittelfeldakteur kam im Rahmen der Kooperation mit Drittligist Würzburger Kickers. Was versprechen Sie sich von ihm?
Francic: Schon jetzt kann ich sagen, dass Leonard eine Verstärkung sein wird. Er ist ein ruhiger Spieler, der sich sofort integriert hat und hervorragend in unseren Dorfverein hineinpasst. Er hat zwar in Würzburg bereits mit Profis trainiert und kennt höheres Niveau. Dennoch sieht man bei ihm keine Spur von Arroganz. Er will unbedingt zu mehr Spielpraxis kommen und sich zeigen. Ich bin mir sicher, dass Leonard bei uns aufblühen wird.
Werden in Zukunft weitere Neuzugänge aus Würzburg folgen?
Francic: Das ist durchaus möglich. Wenn Bedarf besteht, sprechen wir uns mit den Kickers ab und überlegen, welcher Transfer Sinn ergeben könnte. Die Kooperation funktioniert insgesamt sehr gut. Der Austausch ist klasse und wir profitieren in mehrfacher Hinsicht. Würzburg bietet uns nicht nur die Möglichkeit, talentierte Spieler zu verpflichten, sondern zeigt uns außerdem auf, wie wir im Nachwuchsbereich professioneller arbeiten können. Die Zusammenarbeit birgt Chancen und Lerneffekte.
Das Pflichtspieljahr beginnt am Samstag mit der Nachholpartie gegen Schlusslicht VfR Garching - sofern das Wetter mitspielt. Denken Sie, dass die Begegnung stattfinden kann?
Francic: Das hoffen wir. Viele freiwillige Helfer tun alles dafür, dass am Samstag gespielt werden kann. Ausgeschlossen ist eine Absage aber nicht. Noch ist zu viel Wasser auf dem Platz. Wir trainieren derzeit in der Nachbarschaft.
Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Francic: Es war schwierig, den VfR Garching zu analysieren. Mit Benjamin Flicker hat unser Gegner einen neuen Trainer, der neue Ideen einfließen lässt. Außerdem konnte sich der VfR in der Winterpause verstärken und hat dabei unter anderem einige bekannte Gesichter zurückgeholt, die den Verein kennen und sich nicht erst einleben mussten. Das Team ist nicht vergleichbar mit der Mannschaft aus der Hinserie und wir lassen uns nicht von der Tabellensituation blenden.
BFV-Interview: Christian Knoth/MSPW