Was die Fortsetzung des professionellen Trainings in der Corona-Pause angeht, sind Kreativität und Innovativität gefragt. Das Trainerteam des TSV Buchbach aus der Regionalliga Bayern um Markus Raupach (auf dem Foto rechts) und Andreas Bichlmaier (mitte) lässt mit der Hilfe einer Fitness-App trainieren. Im BFV-Interview spricht der 35-jährige, ausgebildete Spielanalyst Bichlmaier über das alternative Trainingsmodell.
Gemeinsam mit Cheftrainer Markus Raupach lassen Sie Ihre Spieler während der Corona-Krise mit der Hilfe einer Fitness-App trainieren. Wie können wir uns den Ablauf vorstellen, Herr Bichlmaier?
Andreas Bichlmaier: Die App hat ein Bekannter von mir entwickelt, wir arbeiten damit sogar schon länger. Es sind viele verschiedene Übungen und Workouts für Fußballer in Bereichen wie Mobilität, Stabilität, Kraft und Speed integriert. Dazu gibt es Videos zu den einzelnen Einheiten. Jeder unserer Spieler hat einen eigenen Zugang erhalten, sodass sie sich - individuell mit uns abgestimmt - selbständig mit der App fit halten können.
Können Sie die absolvierten Einheiten der Spieler tracken?
Bichlmaier: Das funktioniert in der App aktuell noch nicht. Die Spieler wissen aber, an welchen Schwerpunkten jeder Einzelne gezielt arbeiten soll. Wir kennen unsere Jungs und haben das Vertrauen, dass die ToDo's gewissenhaft bearbeitet werden. Außerdem haben wir momentan auch die komfortable Situation eines gesteigerten Konkurrenzkampfes innerhalb der Mannschaft. Deshalb kann sich ohnehin niemand erlauben, sich zurückzulehnen.
Was halten die Spieler vom alternativen Trainingsprogramm?
Bichlmaier: Das Feedback ist sehr positiv. Zusätzlich zu den Fitnessprogrammen mit der App haben wir individuelle und möglichst abwechslungsreiche Laufpläne erstellt. Wir achten darauf, dass die Einheiten nicht zu monoton sind und die Jungs so weit wie möglich motiviert bleiben.
Wie sieht in diesen Tagen sonst Ihr Alltag aus?
Bichlmaier: Da ich hauptberuflich für eine Firma aus Nordrhein-Westfalen im Außendienst arbeite, bin ich komplett ans Homeoffice gebunden. Auch unserem Unternehmen blieb nichts anderes übrig, als Kurzarbeit anzumelden. Beruflich ist aktuell weniger zu tun. Ich mache selbst mehr Sport und nutze die Gelegenheit, mich weiterzubilden. Unter anderem nehme ich an einem vierwöchigen Online-Lehrgang beim Internationalen Fußball-Institut in München im Bereich des modernen Athletiktrainings teil. Außerdem versuche ich, ein persönliches Projekt im Sportmentaltraining voranzubringen. Mein Trainerkollege und Lehrer Markus Raupach ergreift ebenfalls die Chance, sich in der fußballfreien Zeit mehr Wissen anzueignen. Er absolviert am Internationalen Fußball-Institut eine Online-Fortbildung im Bereich Scouting und Kaderplanung.
Am Internationalen Fußball-Institut haben Sie auch schon eine Ausbildung zum "Spielanalysten Profifußball" absolviert. Dabei besuchten Sie unter anderem Seminare von DFB-Trainer Manuel Baum und Michael Köllner vom TSV 1860 München. Wie lief die Ausbildung ab?
Bichlmaier: Sie dauerte insgesamt acht Monate und ich hatte sechs Module zu verschiedenen Schwerpunkten zu absolvieren. Am Ende hatte ich eine Abschlussarbeit anzufertigen. Dafür wurden mir fiktiv zwei Bundesligateams zugeteilt: Eines war meine Mannschaft, das andere der Gegner. Meine Aufgabe war es, mit den im Lehrgang und im Profibereich zur Verfügung stehenden Mitteln einen Matchplan auszuarbeiten. Dieser musste dann persönlich präsentiert und später verschriftlicht werden, um der Anforderung einer wissenschaftlichen Arbeit gerecht zu werden. Es waren sehr lehrreiche und spannende Monate, in denen ich viel neuen Input erhalten habe.
Bislang waren Sie ausschließlich im Amateurbereich tätig. Haben Sie - auch aufgrund Ihrer professionellen Ausbildung und ständigen Weiterbildung - die Ambition, bald im Profibereich zu arbeiten?
Bichlmaier: Ich bin glücklich damit, neben meinem Beruf im Außendienst beim TSV Buchbach arbeiten zu dürfen und die Möglichkeit zu haben, in Fortbildungen und Lehrgängen ständig etwas Neues zu lernen. Was die Zukunft angeht, bin ich immer am besten damit gefahren, alles auf mich zukommen zu lassen. Falls sich höherklassig - in welcher Form auch immer - wirklich einmal eine Chance ergeben sollte, müsste ich zunächst entscheiden, ob ich dazu bereit wäre, mein Leben auf den Kopf zu stellen.
Noch müssen Sie sich nicht entscheiden, das ist Zukunftsmusik. Aktuell ist es erst einmal das Wichtigste, gesund zu bleiben und Solidarität zu zeigen. Viele Vereine bieten Hilfe für Menschen aus der Risikogruppe an. Hat auch der TSV Buchbach etwas geplant?
Bichlmaier: Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir helfen und unsere soziale Verantwortung wahrnehmen können. Dabei haben wir uns eine schöne Aktion ausgedacht, die wir auch mit der Öffentlichkeit teilen möchten. In Kürze wird man dazu Näheres erfahren.
BFV/mspw