Felix Thiel, Torhüter des FV Illertissen aus der Regionalliga Bayern, wehrte im Endspiel um den Bayerischen Toto-Pokal (4:3 im Elfmeterschießen gegen den TSV Aubstadt) nicht nur zwei Elfmeter ab, sondern trat auch noch selbst an - und traf. Im BFV.de-Interview spricht der 27-Jährige über Elektromobilität, die große Partysause und den möglichen Schritt in den Profifußball.
Mit zwei gehaltenen und einem verwandelten Elfmeter und als "Spieler des Spiels" standen Sie beim Pokaltriumph gegen den TSV Aubstadt besonders im Mittelpunkt. Wie haben Sie das Endspiel erlebt, Herr Thiel?
Felix Thiel: Vor einem Jahr hatten wir das Finale gegen Türkgücü München 7:8 im Elfmeterschießen verloren. Das hatten wir im Hinterkopf, wollten es diesmal unbedingt besser machen. Auch gegen Türkgücü München hatte ich zwei Elfmeter gehalten, aber leider hatten wir drei Elfmeter verschossen.
Mit Ihrer Körpergröße von 1,95 Meter haben Sie sich auch in der Liga bereits einen Namen als Elfmeterkiller erarbeitet.
Thiel: Das stimmt. In dieser Spielzeit konnte ich bereits fünf Elfmeter abwehren. Das ist nicht so schlecht, oder? (lacht)
Gegen den TSV Aubstadt haben Sie auch als Schütze Verantwortung übernommen, sind direkt zum ersten Elfmeter angetreten. Was hat Sie so sicher gemacht?
Thiel: Ich bin von mir total überzeugt und wollte deshalb auch unbedingt den ersten Elfmeter schießen. Meine Gedanken waren: Hau die Pille rein, der Rest geht von alleine. Hätten wir im Spiel einen Elfmeter bekommen, dann wäre ich auch zum Punkt gegangen. Im Training habe ich bei Elfmetern eine hundertprozentige Trefferquote. Auch in der Meisterschaft wollte ich schon mal antreten, aber da hatten unser Trainer mich nicht gelassen. Wir haben eigentlich feste Schützen, aber die hatten in der Liga zuletzt ein wenig geschwächelt.
Wurde im Training vor dem Pokalfinale Elfmeterschießen geübt?
Thiel: Tatsächlich haben wir Elfmeterschießen trainiert, um bereit zu sein, wenn es darauf ankommt. Wir waren perfekt vorbereitet. Wenn man in einem Endspiel steht, sollte man das immer im Hinterkopf haben.
Wie haben Sie sich mental auf den Elfmeterkrimi vorbereitet?
Thiel: Ich würde mich selbst als staubtrockenen Typen bezeichnen, bin völlig gelassen in das Elfmeterschießen gegangen.
Für Sie war das Pokalfinale gegen den TSV Aubstadt Ihr letztes Spiel für den FV Illertissen. Warum werden Sie den Verein verlassen?
Thiel: Ich denke, dass ich eine gute Saison gespielt habe, will jetzt den nächsten Schritt in meiner Karriere machen und möglichst im Profifußball unterkommen. Ich bin jeden Tag 160 Kilometer zum Training gefahren, hatte diese Belastung nur auf mich genommen, weil wir so ein geiles Team haben. Einige Angebote habe ich bereits vorliegen, aber noch ist nichts Passendes dabei. Ich lasse alles auf mich zukommen, werde erst einmal mit meiner Familie in den Urlaub fliegen.
Im Hauptberuf arbeiten Sie in München bei einem großen Automobilhersteller in der Entwicklung. Würden Sie diesen Job für eine mögliche Profikarriere aufgeben?
Thiel: In meinem Job entwickeln wir erneuerbare Antriebe, kümmern uns um die Elektromobilität. Es ist ein super Job, den ich bereits seit acht Jahren ausübe und der mir sehr viel Spaß macht. Sollte ich allerdings einen Profivertrag unterschreiben, würde ich mich für den Fußball entscheiden und meinen Job aufgeben.
Wie sehr haben Sie und Ihr Team es nach dem Pokalerfolg krachen lassen?
Thiel: Ich war erst um 5.15 Uhr zu Hause. Erst wurde im Vereinsheim mit unseren Fans gefeiert, anschließend sind wir mit dem Team ins 15 Kilometer entfernte Ulm gefahren, haben dort Party gemacht. Wir hatten dort auch einige Ulmer Spieler getroffen, die ihr Finale verloren hatten. Die waren an diesem Abend nicht ganz so gut drauf. (lacht)
Haben Sie sich den Pokal geschnappt und mit nach Hause genommen?
Thiel: Irgendeiner wird den Pott wohl mit nach Hause genommen haben. Ich hoffe mal, dass er nicht vergessen wurde. (lacht)
Ist der Pokalsieg auch Ihr persönliches Highlight in Ihrer Karriere?
Thiel: Ich habe schon an einigen Torhüterturnieren teilgenommen, die von einem Torwarthandschuh-Hersteller aus Österreich veranstaltet werden, und dort dreimal hintereinander gewonnen. Da nehmen regelmäßig bis zu 2000 Torhüter teil. Dennoch würde ich sagen, dass der Pokalerfolg der bisherige Höhepunkt in meiner Karriere ist.
Wie sehr könnte der Einzug im DFB-Pokal Ihre persönliche Karriere beflügeln?
Thiel: Ich hoffe auf jeden Fall, dass dieser Erfolg und meine Leistung etwas in Bewegung setzen werden. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Auch wenn Sie selbst nicht mehr dabei sein werden: Wie verfolgen Sie die Auslosung der ersten Runde im DFB-Pokal am kommenden Sonntag?
Thiel: Ich gönne der Mannschaft den Erfolg, glaube aber nicht, dass ich bei der Auslosung Wehmut verspüren werde. Auch wenn ich dann nicht mehr dabei bin, würde ich mich für den FV Illertissen freuen, wenn ein namhafter Klub aus der Lostrommel gezogen wird.
An welchen Gegner dachten Sie?
Thiel: Ich bin riesengroßer Fan des FC Bayern München. Sollte es so kommen, werde ich auf jeden Fall im Stadion sein und dem FVI die Daumen drücken.
BFV-Interview: Peter Haidinger/MSPW