Mit einem Dreierpack, darunter einem Treffer der Kategorie "Tor des Monats", legte Lukas Riglewski mit dem SV Heimstetten (4:1 gegen den FC Memmingen) in der Regionalliga Bayern einen Traumstart hin. Im BFV.de-Interview spricht der 27 Jahre alte Torschützenkönig über seine Stärken, die besondere Beziehung zum SV Heimstetten und seine Ziele für die neue Saison.
Nach fast neun Monaten rollt in der Regionalliga Bayern endlich wieder der Ball. Zum Auftakt waren Sie besonders in Torlaune. Wie sehr hat es Ihnen gefehlt, auf dem Platz zu stehen, Herr Riglewski?
Lukas Riglewski: Es ist für alle ein tolles Gefühl, nach einer so langen Zeit wieder in einem Pflichtspiel auf dem Platz stehen zu können. Dass jetzt auch wieder Zuschauer zugelassen sind, hat den ersten Spieltag für uns abgerundet. Es war schon etwas ganz Besonderes.
Mit drei Treffern beim 4:1 gegen den FC Memmingen gelang Ihnen ein Saisoneinstand nach Maß. Wie zufrieden waren Sie selbst mit Ihrer Leistung?
Riglewski: Es war ohne Zweifel ein Traumstart - für mich persönlich, aber auch für das junge Team. Von daher bin ich glücklich, der Mannschaft einmal mehr mit meinen Treffern geholfen zu haben.
Der Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1, bei dem Sie noch selbst die Ecke ausgeführt hatten, um den Ball dann vom Strafraumreck in den Winkel zu befördern, war wie aus dem Lehrbuch. Mal ehrlich: Sonntagsschuss oder einstudiert?
Riglewski: Wir haben im Training ein paar Varianten einstudiert. Das war eine davon. Im Training und in Testspielen habe ich so einen Ball schon einmal versenkt. Umso schöner, dass es jetzt auch in einem Pflichtspiel geklappt hat.
In Ihren sechs Jahren beim SV Heimstetten haben Sie in jeder Saison zweistellig getroffen, waren unter anderem maßgeblich am Aufstieg in die Regionalliga Bayern beteiligt. Woher kommt Ihr Torriecher?
Riglewski: Das kann ich gar nicht so genau beantworten. Schließlich bin ich kein klassischer Strafraumstürmer. Stattdessen spiele ich in der Regel mehr im offensiven Mittelfeld. Mein Vorteil ist aber, dass ich beidfüßig schießen kann. Daher suche ich oftmals den direkten Weg zum Tor - manchmal auch aus eher ungewöhnlichen Positionen.
In der zurückliegenden Saison wurden Sie mit 16 Treffern gemeinsam mit Fabian Eberle vom VfB Eichstätt Torschützenkönig in der Regionalliga Bayern. Bemerkenswert ist dabei, dass Sie mit Heimstetten bis zuletzt noch um den Klassenverbleib kämpfen mussten. Sind Sie die "Lebensversicherung" des SVH?
Riglewski: Ich sehe mich nicht als Lebensversicherung für den Verein. Das sollen andere beurteilen. Meine Aufgabe als Offensivspieler ist es, Tore zu schießen. Ich versuche, dieser Aufgabe in jedem Spiel bestmöglich gerecht zu werden. Wir wissen, dass die Regionalliga für den Verein mit dem wohl kleinsten Etat der Liga so etwas wie die Champions League ist.
Für den SV Heimstetten haben Sie in insgesamt 170 Begegnungen 83 Tore markiert. Eine solche Quote weckt doch sicherlich das Interesse anderer Klubs. Welchen Vereinen haben Sie bereits abgesagt?
Riglewski: In den zurückliegenden Jahren gab es immer mal wieder Anfragen von anderen Regionalligisten, die zum Teil auch unter professionellen Bedingungen trainieren. Ich fühle mich in Heimstetten aber wohl. Es gibt für mich keinen Grund, einen Wechsel anzuvisieren. Hier kann ich alles unter einen Hut bringen. Meine Arbeit im Vertriebsinnendienst bei einem Software-Unternehmen lässt sich gut mit den Trainingszeiten an den Abenden vereinbaren. Außerdem werde ich zum Ende des Jahres erstmals Vater.
Ausgebildet wurden Sie neben Heimstetten auch in der Nachwuchsabteilung des FC Bayern München und der SpVgg Unterhaching. Welches Zwischenfazit ziehen Sie bislang aus Ihrer aktiven Laufbahn?
Riglewski: Ich bin vollkommen zufrieden. Ich trauere keiner Entscheidung nach. In Unterhaching hatte ich in der Jugend eine tolle Zeit. Beim FC Bayern hatte ich dagegen leider ein wenig Pech mit Verletzungen. So wie es gekommen ist, macht es durchaus Sinn.
Dennoch: Mit 27 Jahren sind Sie im besten Fußballeralter. Verfolgen Sie nicht noch den Traum, den Sprung in den Profifußball zu schaffen?
Riglewski: Natürlich will man als Spieler immer so weit oben wie nur möglich spielen. Wenn ich mir aber Spieler anschaue, die in der 3. Liga ihr Debüt geben, dann sehe ich aber auch sofort, dass sie in der Regel fast zehn Jahre jünger sind. Wenn eine Anfrage kommen sollte, die in allen Bereichen Sinn ergibt, dann würde auch ich mir natürlich Gedanken machen. Aber ich bleibe realistisch. Ich werde bald 28 und kann mir durchaus vorstellen, noch einige Jahre in Heimstetten am Ball zu sein.
Was macht den SV Heimstetten für Sie so besonders?
Riglewski: Der Klub fühlt sich wie Heimat an. Ich bin zwar in Heidelberg geboren, bin damals aber wegen der Arbeit meines Vaters schon in jungen Jahren mit der Familie nach Bayern gezogen. Während meiner Jugendzeit habe ich auch schon für den SV Heimstetten gespielt, bevor ich dann über weitere Stationen den Weg zurückgefunden habe. Besonders das familiäre Umfeld im Verein begeistert mich sehr. Man fühlt sich einfach wohl auf der Anlage. Außerdem ist die Stimmung im Kader und dem Trainerteam, mit dem ich zum Teil noch zusammengespielt habe, sehr locker.
Was haben Sie sich für die neue Saison vorgenommen?
Riglewski: Unser Ziel kann in erster Linie nur Klassenverbleib lauten. Im besten Fall schaffen wir es direkt, ohne an einer Relegation teilnehmen zu müssen. Wir stellen in dieser Saison den vielleicht besten Kader der letzten Jahre. Das sollte schon unsere Ambition sein.
Und für Sie persönlich?
Riglewski: Nachdem ich 16 Tore auf dem Konto hatte, wurde die vergangene Spielzeit abgebrochen. Mein Bestwert in der Regionalliga Bayern liegt bei 17 Treffern in der Saison 2018/2019. Diese Marke würde ich gerne überbieten. Denn wenn ich mein persönliches Ziel erreiche, dann helfe ich auch automatisch dem Klub beim Erreichen seiner Ziele.
BFV-Interview: Filippos Kounelis/MSPW