Danijel Majdancevic (32) vom TSV 1860 Rosenheim war Futsal-Nationalspieler und gehört mit 79 Treffern zu den erfolgreichsten Torjägern der Regionalliga Bayern. Jetzt übernahm er als Trainer den abstiegsbedrohten Landesligisten SB Chiemgau Traunstein. Im BFV.de-Interview spricht Majdancevic über die Entwicklung im Futsal, seine neue Rolle als Landesliga-Trainer und Zlatan Ibrahimovic.
Bis vor wenigen Wochen waren Sie noch Torjäger beim TSV 1860 Rosenheim in der Regionalliga Bayern. Jetzt trainieren Sie bereits den Landesligisten SB Chiemgau Traunstein. Wie kam es zum plötzlichen Wechsel auf die Trainerbank, Herr Majdancevic?
Danijel Majdancevic: Ich war beim TSV 1860 Rosenheim schon seit einiger Zeit nicht mehr im Training und es war bereits länger klar, dass ich einen anderen Weg einschlagen möchte. In Traunstein bin ich vorerst nur Trainer. Ab Januar habe ich dann aber auch die Spielberechtigung. Der Plan ist, dass ich als Spielertrainer fungiere.
Ihre aktive Laufbahn wollen Sie also noch nicht beenden?
Majdancevic: Nein. Ich habe weiterhin Lust, zu kicken und möchte in Traunstein noch das eine oder andere Spiel absolvieren.
Die meiste Zeit Ihrer Karriere verbrachten Sie in der Regionalliga Bayern. Mit 219 Einsätzen und 71 Toren gehören Sie in beiden Ranglisten zu den "Top5" in der Ligahistorie. Wie zufrieden sind Sie rückblickend mit Ihrer Spielerlaufbahn im höherklassigen Amateurfußball?
Majdancevic: Ich bin auf keinen Fall unzufrieden. Ich habe viele Spiele und Tore gemacht und war lange in der höchsten Amateurspielklasse Bayerns aktiv. Dazu muss man ja auch sagen, dass ich mit meinen Vereinen immer gegen den Abstieg und nicht um den Aufstieg gespielt habe. Das macht es nicht unbedingt einfacher, oft zu treffen. Deshalb bin ich durchaus stolz auf meine Torausbeute.
Sind Sie etwas traurig, dass es nie für den Sprung in den Profibereich gereicht hat?
Majdancevic: Als junger Spieler wollte ich sicher Profi werden. Irgendwann hat mich die Realität aber eingeholt und ich habe schnell gemerkt, dass es vermutlich nicht reichen wird. Bereits mit 22 Jahren habe ich mich deshalb dazu entschlossen, mit Fußball und Beruf zweigleisig zu fahren. Ich arbeite inzwischen schon seit zehn Jahren als zertifizierter Nutzfahrzeugverkäufer bei einer großen Automobilfirma in Rosenheim und bin froh, dass ich mich nicht erst jetzt ins Berufsleben einsteige. Das ist auch meine Empfehlung an andere Fußballer, die im höherklassigen Amateurfußball kicken: Setzt nicht alles auf eine Karte, sondern kümmert euch frühzeitig um ein zweites Standbein neben dem Fußball. Ich kenne genügend Leute, die das nicht gemacht haben und es jetzt nicht einfach haben.
Statt Fußballprofi waren Sie aber Futsal-Nationalspieler. Was hat Sie am Futsal gepackt und wie kam der Kontakt zum Nationalteam zustande?
Majdancevic: Ich habe schon als kleiner Junge leidenschaftlich Futsal gespielt und bin mit Freunden für Joga Bonito-Turniere durch ganz Deutschland gereist. Das hohe Tempo und die technische Komponente haben mir immer viel Spaß gemacht. Viele Jahre war ich jeden Tag am Ball - abwechselnd beim Fußball und beim Futsal. Als ich dann in der Bayern-Auswahl regelmäßig gegen andere Länderauswahlen gespielt habe, konnte ich auf mich aufmerksam machen und wurde Nationalspieler.
Gerade Ihre besondere Schnelligkeit und Explosivität kamen Ihnen dabei zugute, oder?
Majdancevic: Das kann schon sein. (lacht) Ich weiß, worauf Sie anspielen. Im Jahr 2013 hatte ich an einem Speed Contest eines Sportartikelherstellers teilgenommen. Nach der erfolgreichen Teilnahme am Deutschlandfinale in München habe ich auf europäischer Ebene in Paris in einer Disziplin den ersten Platz belegt und wurde bei der Siegerehrung von Zlatan Ibrahimovic ausgezeichnet. Außerdem haben wir noch zusammen eine kurze Spritztour in einem edlen Sportwagen gemacht. Das war schon eine einmalige Erfahrung.
Das Tempo und die technische Komponente haben Sie schon angesprochen. Was sind aus Ihrer Sicht beim Futsal weitere Unterschiede zum klassischen Fußball?
Majdancevic: Es gibt kein Meckern über schlechte Platzverhältnisse! (lacht) In der Halle sind die Begebenheiten immer gleich. Dafür ist der Fußball taktisch geprägter. Das heißt aber nicht, dass es im Futsal keine taktischen Feinheiten gibt. Im Gegenteil: Taktik ist auch fester Bestandteil des Futsals. Insgesamt kann ich sagen, dass ich in beiden Sportarten viel gelernt habe, was ich jeweils auf mein Spiel in der anderen übertragen konnte.
Was war Ihr größtes Erlebnis im Futsal?
Majdancevic: Mich da festzulegen, ist schwierig. Wir haben mit dem Nationalteam vor einigen Jahren ein Länderspiel gegen England gewonnen. Das war definitiv ein Höhepunkt. Aber auch die Partien mit der Landesauswahl von Bayern waren immer ein Erlebnis. Die Deutsche Meisterschaft mit dem SSV Jahn Regensburg möchte ich nicht unerwähnt lassen - auch wenn ich in der Saison nicht allzu viele Einsätze hatte.
Wie bewerten Sie insgesamt die Entwicklung des Futsals in Deutschland?
Majdancevic: Es hat sich viel getan. Die Einführung einer offiziellen Futsal-Bundesliga in diesem Jahr war noch einmal ein großer Schritt in die richtige Richtung. Dadurch wird die Sportart interessanter für Spieler, Sponsoren und Zuschauer. Um es mal mit meinen Anfangszeiten im Futsal zu vergleichen: Früher musste man irgendwie schauen, ein Team zusammenzubekommen, und hat jeden aufgenommen, der Bock auf den Sport hatte. Heute kann man gar nicht alle Spieler berücksichtigen, weil es deutlich mehr begeisterte Futsal-Kicker gibt und mehr denn je das Leistungsprinzip gilt. Es ist schön zu sehen, wie positiv sich der Futsal entwickelt und wie engagiert sich der Deutsche Fußball-Bund dem Thema angenommen hat.
Jetzt stehen Sie an der Seitenlinie statt auf dem Platz. Ihr Start in Traunstein hätte mit zwei Siegen nicht besser laufen können. Was sind die Gründe für den Traumauftakt?
Majdancevic: Ich habe es offenbar geschafft, die Jungs neu zu motivieren und eine neue Euphorie zu entfachen. Dass sich das sofort in den Ergebnissen widerspiegelt, ist natürlich fantastisch. Es beweist, dass die Mannschaft viel Potential besitzt, das zuvor oft ungenutzt blieb. Wenn wir auch nach der jetzt vorgezogenen Winterpause weiter so erfolgreich bleiben, werde ich mich auch nicht aufdrängen, spielen zu müssen. Aber sobald ein Einsatz von mir Sinn ergibt, freue ich mich, das Team auch auf dem Platz unterstützen zu können.
Könnten Sie sich auch vorstellen, irgendwann eine Futsal-Mannschaft oder sogar die Futsal-Nationalmannschaft zu trainieren?
Majdancevic: Vorstellen kann ich mir das bestimmt. Grundsätzlich möchte ich sicher irgendwann auch höherklassig Mannschaften trainieren. Aber ich stehe jetzt gerade erst am Anfang und es ist noch ein weiter Weg.
BFV-Interview: Christian Knoth/MSPW