Der FV Illertissen aus der Regionalliga Bayern trifft am Finaltag der Amateure am Samstag, 3. Juni (ab 16.45 Uhr, live in der ARD), im Endspiel um den Toto-Pokal auf den Drittligisten FC Ingolstadt 04. Für Felix Thiel, Torhüter beim Titelverteidiger Illertissen, ist es das dritte Finale in Folge. Im BFV.de-Interview spricht der 28-Jährige über ein mögliches Debüt im DFB-Pokal.
Mit dem FV Illertissen stehen Sie bereits zum dritten Mal in Folge im Endspiel um den Bayerischen Verbandspokal. Wie heiß sind Sie auf die Partie, Herr Thiel?
Felix Thiel: Auf uns wartet mit dem Drittligisten FC Ingolstadt 04 eine ganz andere Herausforderung als in den vergangenen Jahren. Wir freuen uns alle riesig auf das Finale.
Warum präsentiert sich der FVI im Pokalwettbewerb immer von seiner besten Seite?
Thiel: Fakt ist, dass wir im laufenden Wettbewerb noch keinen Gegentreffer zugelassen haben und in den entscheidenden Spielen voll da sind. Das spiegelte sich besonders beim 1:0-Viertelfinalsieg gegen den Drittligisten TSV 1860 München und unserem 2:0-Auswärtserfolg im Halbfinale beim Regionalliga-Vizemeister FC Würzburger Kickers wider.
Gegen den FC Ingolstadt 04 hat Illertissen wieder Heimrecht. Was für eine Partie erwarten Sie?
Thiel: Ingolstadt wird das Spiel machen und uns nur ganz wenig Raum zur Entfaltung geben. Wir wollen Nadelstiche setzen und die Partie möglichst lange offen gestalten. Die heimische Platzanlage ist unser "Pokalfinale-Wohnzimmer". Dort kennen wir uns aus und hoffen, dass wir das zu unserem Vorteil nutzen können.
Was bedeutet dieses Endspiel für den Verein, auch durch die Live-Übertragung in der ARD- Konferenz?
Thiel: Im Hintergrund wird bereits sehr viel für das Finale gearbeitet. Die mögliche Teilnahme am DFB-Pokal ist für jeden unterklassigen Verein finanziell äußerst lukrativ und würde dem Etat für die kommende Spielzeit guttun. Eine Teilnahme am DFB-Pokal würde uns für die neue Saison sicherlich beflügeln.
Die beiden jüngsten Finalspiele gegen den TSV Aubstadt und Türkgücü München wurden jeweils im Elfmeterschießen entschieden. Stellen Sie sich erneut darauf ein?
Thiel: Ich würde mir wünschen, dass wir es diesmal in 90 Minuten geregelt bekommen. (lacht) Sollte es aber wieder zu einem Elfmeterschießen kommen, sind wir vorbereitet.
Wurde also im Training bereits Elfmeterschießen geübt?
Thiel: Im Training mit der gesamten Mannschaft nicht, aber nach den Einheiten bildet sich immer eine kleine Gruppe und schießt aus "Gaudi" bei mir aufs Tor. Wir müssen schließlich schon unsere besten Schützen herauskristallisieren. Wer gegen mich trifft, ist klar im Vorteil, dabei zu sein. (lacht) Wenn man in einem Endspiel steht, sollte man diese Möglichkeiten auf jeden Fall immer im Hinterkopf haben.
Mit Ihrer Körpergröße von 1,95 Meter haben Sie sich einen Namen als Elfmeterkiller erarbeitet und so auch das Finale vor einem Jahr gegen den TSV Aubstadt entschieden. Haben Sie auch in dieser Spielzeit Ihrem Ruf alle Ehre gemacht?
Thiel: Im Spiel beim VfB Eichstätt hatte ich bei unserem 3:0-Erfolg einen Elfer entschärft. Ein wenig kurios ist, dass ich schon in der vorherigen Saison mit dem FV Illertissen ebenfalls gegen den VfB Eichstätt sogar zwei Strafstöße gehalten hatte. Die Partie endete 1:1.
Nach dem Pokaltriumph vor einem Jahr mit dem FVI waren Sie zum Ligakonkurrenten FC Pipinsried gewechselt, verpassten damit Ihr mögliches Debüt im DFB-Pokal. Wie sehr haben Sie diesen Schritt bereut?
Thiel: Ich würde nicht sagen, dass ich es bereue. Schließlich haben wir jetzt in diesem Jahr erneut die Möglichkeit, in den DFB-Pokal einzuziehen.
Warum hatten Sie sich damals für diesen Schritt entschieden?
Thiel: Um ehrlich zu sein, wollte ich ursprünglich in die 3. Liga wechseln. Der SV Waldhof Mannheim und der VfB Oldenburg hatten auch Interesse gezeigt, jedoch ist der Wechsel letztlich nicht zustande gekommen. Der FV Illertissen hatte in der Zwischenzeit einen neuen Torhüter verpflichtet und ich hatte danach nicht mehr so viele Optionen. Da der FC Pipinsried ganz in der Nähe meines Wohnortes liegt, hatte ich mich zu diesem Schritt entschieden.
Und warum sind Sie dann in der Winterpause zum FV Illertissen zurückgekehrt?
Thiel: Beim FC Pipinsried lief es nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte, es würde beim Dorfklub etwas familiärer zugehen, aber es gab permanent Unruhe sowie Reibereien zwischen Vorstand und Mannschaft. Im Winter kam der FV Illertissen auf mich zu, weil sich Torhüter Michael Wagner eine Schulterverletzung zugezogen hatte. Da sich der Verein zu diesem Zeitpunkt im Abstiegskampf befand, wollten der Verein für die Rückrunde unbedingt einen erfahrenen Torhüter holen. Ich bin FC Pipinsried dankbar, dass mir keine Steine in den Weg gelegt wurden.
Im Hauptberuf arbeiten Sie in München bei einem großen Automobilhersteller in der Entwicklung. Würden Sie diesen Job für eine mögliche Profikarriere aufgeben?
Thiel: In meinem Job entwickeln wir erneuerbare Antriebe, kümmern uns um die Elektromobilität. Es ist ein super Job, den ich bereits seit neun Jahren ausübe und der mir sehr viel Spaß macht. Ich bin zufrieden, kann mein Hobby und meinen Beruf gut unter einem Hut bringen. Mittlerweile bin ich 28 Jahre alt und weiß, dass es für eine Profikarriere immer schwieriger wird. Andererseits weiß ich zu schätzen, was ich habe. Für einen Profivertrag müsste ich zumindest vorerst meinen Job aufgeben. Ob ich dann noch einmal in gleicher Funktion zurückkehren könnte, steht auch in den Sternen. Von daher müsste ein solcher Schritt schon sehr gut überlegt sein, wenn ein Angebot kommen sollte.
Gibt es für Sie einen Wunschgegner im DFB-Pokal und warum?
Thiel: Ich bin riesengroßer Fan des FC Bayern München. Borussia Dortmund, der Hamburger SV oder der FC Schalke 04 wären aber auch nicht schlecht. Am liebsten wäre mir jedoch ein nicht so starker Gegner, den wir möglicherweise besiegen könnten. (lacht)
BFV-Interview: Peter Haidinger/MSPW