Yannick Hannes vom TSV Natternberg hat sich beim Online- und Jury-Voting durchgesetzt und ist zum Amateur des Jahres 2019 gewählt worden. Nachdem er 2016 während eines Spiels einen Herzstillstand erlitten hatte, kam er stärker denn je zurück und führt seine A-Jugend mittlerweile als Kapitän aufs Feld. Im Interview spricht der 18 Jahre alte Schüler über die turbulente erste Woche nach der Auszeichnung - und erzählt, warum Aufgeben für ihn nie eine Option war.
Herzlichen Glückwunsch zum Titel "Amateur des Jahres 2019". Vor einer Woche wurde das Ergebnis bekanntgegeben, da warst du gerade in der Schule…
Yannick Hannes: Genau. Meine Mutter schrieb mir so um 10 Uhr, noch bevor es veröffentlicht wurde: "Yannick, du hast gewonnen." Ich war natürlich sehr überrascht und habe es gleich meinen Freunden erzählt. Die haben mir erst gar nicht geglaubt, weil sie das Ergebnis nirgends nachschauen konnten. Drei Stunden später, als das Ergebnis veröffentlicht wurde, hat mir dann jeder gratuliert.
Es sind in den vergangenen Tagen bestimmt einige Freunde, Schulkameraden, Verwandte und Bekannte auf dich zugekommen. Gab es sogar Medienanfragen?
Hannes: Mir haben sehr viele Menschen gratuliert, auch vom Fußball, ich habe sehr viele Anrufe bekommen. Sogar das Fernsehen hat bei mir angerufen und nach einem Interview gefragt. Die wollen in den nächsten Wochen bei einem Training vorbeikommen.
Dein Vater hat deine Bewerbung eingereicht. Wann hat er es dir verraten?
Hannes: Das Ganze war eine Überraschung. Er hat mir erst von der Bewerbung erzählt, als ich unter den letzten Zehn war und mir verraten, dass ein Kamerateam vorbeikommen wird und ein Interview mit mir führen möchte. Ich war erst ziemlich nervös und habe es gar nicht richtig glauben können.
Du besuchst die 12. Klasse und stehst nachmittags auf dem Fußballplatz. Nicht nur als aktiver Spieler, sondern auch als Trainer, Schiedsrichter, Organisator. Wie sieht ein klassischer Tag bei dir aus?
Hannes: Schule habe ich bis 13 Uhr, dann mache ich Hausaufgaben und gehe gegen 16 Uhr auf den Fußballplatz. Dort trainiere ich die Kleinen, die E-Junioren, und meistens haben wir danach eigenes Training. Es ist dann etwa 22 Uhr, also schon ziemlich spät, wenn ich nach Hause komme.
Und das jeden Nachmittag?
Hannes: Nicht immer. Manchmal habe ich auch Nachmittagsunterricht. Aber zwei- bis dreimal in der Woche. Und am Wochenende habe ich zusätzlich die Spiele.
Welche Aufgabe im Verein macht dir am meisten Spaß?
Hannes: Mir gefällt beides, das Fußballspielen und auch mein Trainerjob. Bei den E-Junioren kann ich sehr viel Erfahrung sammeln, aber zurzeit- seit einem Jahr kann ich wieder selbst spielen- macht mir meine Aufgabe als Kapitän auf dem Feld am meisten Spaß.
Du engagierst dich in deinem Verein, wo es nur geht. Was steht als nächstes an?
Hannes: Jetzt im Winter sind wieder Hallenturniere. Da übernehme ich die Turnierleitung und bin Schiedsrichter im Jugendbereich.
Ist das alles nicht stressig, zusammen mit der Schule? Wie bekommen du das unter einen Hut?
Hannes: Es ist zum einen stressig, aber gleichzeitig ein Ausgleich. Ich stehe kurz vorm Abitur. Auf dem Platz kann ich mich neu sammeln und vom Schulstress erholen.
Seit 2008 spielst du für den TSV Natternberg. Was macht deinen Verein so besonders?
Hannes: Wir haben immer gute Trainer, zu denen ich ein sehr gutes Verhältnis habe. Ich kann mit ihnen über alles reden und werde sehr unterstützt. Der Trainer, der bei meinem Herzvorfall dabei war, hat mich zum Beispiel im Krankenhaus besucht, und die ganze Mannschaft hat einen Brief mit guten Wünschen geschrieben.
Du erwähnst deinen Herzstillstand aus dem März 2016. Danach lagst du mehrere Tage im Koma und trägst seitdem einen Defibrillator. Bist du dadurch in irgendeiner Form beeinträchtigt?
Hannes: Nein. Der Defi gibt mir noch mehr Selbstvertrauen und stört mich überhaupt nicht. Ich habe auch zusätzlich zu dem Defibrillator noch einen Schutz. Falls mich ein Ball an der Stelle treffen würde, könnte nichts passieren.
Deine Mutter bezeichnet dich als großes Vorbild für viele, die verletzt oder krank sind. Da können wir voll und ganz zustimmen. Gab es keinen Moment, in dem du Angst hattest, wieder auf dem Platz zu stehen?
Hannes: Für mich war von Anfang an klar, dass ich wieder spielen mag. Als ich mitbekommen habe, dass ich den Defibrillator bekomme, habe ich dadurch noch mehr Sicherheit bekommen. Die Ärzte haben mir erklärt, dass damit so gut wie nichts passieren kann.
Nach deiner Auszeichnung kommen einige öffentliche Auftritte auf dich zu. Weißt du schon, was alles auf dich wartet?
Hannes: Genau weiß ich es noch nicht. Ich habe schon mehrere Anrufe bekommen, aber konnte noch nicht überall zurückrufen.
Als "Amateur des Jahres" wirst du im nächsten Jahr offiziell geehrt, bekommst einen Trikotsatz für deine Mannschaft und darfst zu einem Länderspiel. Auf was freust du dich am meisten?
Hannes: Am meisten freue ich mich auf das Fußballspiel im Stadion, weil ich auch schon öfter in der Allianz Arena war. Aber jetzt die Nationalmannschaft vor der EM zu erleben, das ist etwas ganz Besonderes. Ich war erst einmal bei einem Freundschaftsspiel dabei, das ist aber schon sehr lange her.