Von Dubai nach Gerolfing: Ex-Nationalspieler Träsch läuft ab sofort in der Kreisliga auf

Bundesliga, Champions League, Nationalmannschaft: Christian Träsch (34) hat eine beeindruckende Karriere als Profifußballer hingelegt. Doch der gebürtige Ingolstädter hat auch nach dem Ende seiner Profikarriere noch nicht genug und läuft ab sofort für den oberbayerischen Kreisligisten FC Gerolfing auf.

Im exklusiven BFV-Interview spricht der zehnmalige Nationalspieler, der unter anderem für den TSV 1860 München, den FC Ingolstadt 04, den VfB Stuttgart und den VfL Wolfsburg am Ball war, über seinen Schritt zurück in den Amateurfußball, seine Rolle beim FC Gerolfing und seine weiteren Zukunftspläne.

Herr Träsch, Sie haben im Sommer ihre Karriere als Profifußballer beendet. Nun schnüren Sie wieder die Fußballschuhe für den FC Gerolfing in der Kreisliga. Wie kommt’s?

Christian Träsch: Meine letzte Station im Profifußball war der al-Wasl Club in Dubai. Nach meinem Karriereende bin ich mit meiner Familie noch ein weiteres Jahr in Dubai geblieben und ich habe in dieser Zeit gemerkt, dass ich den Fußball sehr vermisse. Und zwar den Fußball auf dem Platz! Wir sind nach unserer Rückkehr nach Deutschland nach Gerolfing gezogen – und da auch mein bester Freund für den FC Gerolfing spielt, ist relativ schnell der Kontakt zum Verein zustande gekommen.

Am vergangenen Wochenende standen Sie nun im Testspiel gegen den SV Zuchering zum ersten Mal für ihren neuen Klub auf dem Platz.

Träsch: Genau – und es hat richtig Spaß gemacht! Ich war schon im vergangenen Sommer ein paar Mal beim Training dabei, doch bis zu meinem ersten Einsatz hat es dann noch ein bisschen gedauert.

Sie haben Ihr Team gleich mal zum Sieg geschossen.

Träsch: Der Gegner konnte mich eben nicht das ganze Spiel ausschalten und in der 87. Minute habe ich eiskalt zum 1:0-Siegtreffer eingeschoben. (lacht) Im Ernst: Wir haben gut gespielt und hätten aus meiner Sicht auch noch das eine oder andere Tor mehr machen müssen. Es war jedoch das erste Spiel nach der langen Winterpause und da ist es ja ganz normal, dass noch nicht alles optimal läuft.

Werden Sie auch weiterhin für den FC Gerolfing auflaufen?

Träsch: Auf jeden Fall. Ich will ein fester Bestandteil der Mannschaft werden und meinen Teil dazu beitragen, dass wir die Rückrunde erfolgreich bestreiten.

Wie sind sie als ehemaliger Profi beim FC Gerolfing aufgenommen worden und welchen Eindruck haben Sie von der Mannschaft?

Träsch: Ich bin richtig gut aufgenommen worden, da gab es überhaupt keine Probleme. Natürlich kommt ab und zu mal ein Spruch, weil ich viele Jahre Profi war, aber das gehört irgendwie ja auch dazu. Wir spielen zwar „nur“ in der Kreisliga, doch die Jungs sind super drauf, haben alle den Anspruch, höher zu spielen und wollen in jedem Training dazuzulernen. Viele fragen mich auch nach Tipps – und da habe ich natürlich ein offenes Ohr.

Sehen Sie sich in einer Art Mentor-Rolle für Ihre neuen Mitspieler?

Träsch: Natürlich. Und da nehme ich mich auch selbst in die Pflicht. Ich habe während meiner Profi-Laufbahn viel erlebt und möchte nun etwas davon zurückgeben. Mich freut es, wenn ich nach Rat gefragt werde und ich glaube schon, dass ich dem einen oder anderen noch etwas beibringen kann – auch wenn es läuferisch nicht mehr ganz so gut läuft wie früher. (lacht)

Der FC Gerolfing steht aktuell auf dem dritten Tabellenplatz. Der Rückstand auf den Spitzenreiter FC Fatih Ingolstadt beträgt acht Punkte, der zweitplatzierte TSV Gaimersheim hat fünf Zähler mehr auf dem Konto. Wie lautet die Zielsetzung für die Rückrunde?

Träsch: Wir wollen aufsteigen! Wir haben zwar in der Vorrunde ein paar Punkte liegen lassen und nun etwas Rückstand auf das Spitzenduo, aber wir spielen noch gegen die beiden Mannschaften, die vor uns stehen. Ich glaube deswegen schon, dass wir nochmal oben anklopfen können. Ob es dann am Ende mit dem Aufstieg klappt, werden wir sehen...

Wie sieht ihr Alltag in Gerolfing neben dem Fußball aus?

Träsch: Die Familie steht an erster Stelle. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Ich habe schon in Dubai die Zeit mit meinen Kindern sehr genossen und auch jetzt unternehmen wir jeden Tag etwas gemeinsam. Für mich ist es ein Geschenk, sich den Luxus leisten zu können, viel Zeit mit seinen Kindern zu verbringen.

Können Sie sich auch vorstellen, als Trainer aktiv zu sein?

Träsch: Auf jeden Fall – und ich werde demnächst auch in die Trainerausbildung starten. Ich habe aber derzeit nicht den Anspruch, ein Team im Profibereich zu übernehmen. Natürlich kann und will ich das für die spätere Zukunft nicht ausschließen, weil man nie weiß, wie sich die Dinge entwickeln. Im ersten Schritt möchte ich mich aber um die Ausbildung von Kindern kümmern. Ob das beim FC Gerolfing ist, bei einem anderen Verein in der Region oder in einem Nachwuchsleistungszentrum, ist erst einmal zweitrangig. Mir ist es einfach wichtig, mein Wissen weiterzugeben und eine Aufgabe zu haben, die mich erfüllt!