Der Spielbetrieb der Saison 2019/20 im bayerischen Amateurfußball bei Frauen und Männern ist aktuell aufgrund der Corona-Pandemie weiterhin ausgesetzt und soll – wenn es die staatlichen Vorgaben erlauben – zum 1. September 2020 fortgesetzt werden. Über zwei Drittel der bayerischen Klubs hatten sich bekanntlich in einem Meinungsbild für diesen Weg ausgesprochen, der BFV-Vorstand fasste schließlich den entsprechenden Beschluss, die aktuell unterbrochene Saison „sportlich zu Ende zu bringen“ und keine Entscheidungen am Grünen Tisch zu fällen.
Seither wurden die Wechselrechtsbestimmungen bereits statuarisch angepasst und verschiedene Lösungs-Arbeitsgruppen (LAG) unter Mitwirkung von Vereinsvertretern auf allen Spielklassen-Ebenen gebildet, um die Modalitäten für einen weiteren Saisonverlauf festzulegen.
Der FC Stein, Kreisligist aus Mittelfranken, hatte in Person seines Abteilungsleiters Dirk Schaefer in einer Petition dazu aufgerufen, sich dafür einzusetzen, die Saison entgegen der Beschlusslage doch abzubrechen und mittels einer Quotienten-Regelung (nur Aufsteiger, keine Absteiger) zu werten. In den knapp vier Wochen, in der die Online-Petition offen war, kam der Vorstoß des FC Stein auf 8949 Unterstützer. Jetzt übergab Dirk Schaefer die Unterschriften an BFV-Präsident Rainer Koch. Eingeladen hatte dazu das „Franken Fernsehen“, das auch einen Talk mit Schaefer und Koch rund um das Thema Saisonfortsetzung organisierte.
„Natürlich nehmen wir diese Petition ernst, weil wir die Meinung dieser knapp 9000 Menschen respektieren, die sich hier eingetragen haben und von denen viele aus Bayern kommen und auch bei uns Fußball spielen. Aber wir alle müssen bedenken, dass nicht ganz 9000 Menschen bei 1,6 Millionen Mitgliedern nicht die Mehrheit sind. Und wir müssen in dieser schwierigen Phase Entscheidungen für die Masse der bayerischen Amateurklubs treffen“, sagte Rainer Koch in der TV-Runde: „Dass gerade der FC Stein mit der Saisonfortsetzung nicht wirklich gut leben kann, ist nachvollziehbar. Und zwar gleich aus dreierlei Gründen: Der Klub steht mit seinen Herren-Teams in der Kreisliga und der A-Klasse auf einem Relegationsplatz, muss also bei einer Fortsetzung der Saison um den Klassenerhalt bangen. Logisch, dass man das aus Steiner Perspektive nicht möchte und das Thema mit einem Abbruch gelöst wäre. Zweitens kann sich der Verein aktuell nicht zu den festgeschriebenen Ausbildungsentschädigungen mit Spielern versorgen, sondern ist bei den Wechseln auf die Zustimmung des abgebenden Vereins abhängig. Das ist ein Instrument zum klaren Schutz der Vereine, wir können es nicht zulassen, dass sich Vereine, die keinen Unterbau in den älteren Jahrgängen haben, einfach woanders bedienen. Und drittens tut er sich leicht, weil es in Stein eben möglich ist, bis weit in den November und auch Dezember zu spielen und im neuen Jahr wieder früh zu starten. Hier gibt es also mehr Termine, allerdings sieht es im Bayerischen Wald, dem Fichtelgebirge und am Alpenkamm ganz anders aus. Da trifft es den FC Stein in drei Punkten, die aus Sicht von Herrn Schäfer auch allesamt nachvollziehbar sind. Es handelt sich hierbei aber um Punkte, die nicht die Masse unserer bayerischen Klubs trifft. Ganz im Gegenteil.“
Koch indes warb auch bei Dirk Schaefer darum, "dass sich Leute wie Sie, die sich engagieren, auch bei unseren Arbeitsgruppen einbringen. Denn auch wenn nicht jeder mit dieser Entscheidung leben kann, so sollten wir Meinungen entsprechend resektieren und letztlich Mehrheiten akzeptieren". Dass Schaefer das tut, steht für ihn "außer Frage. Mir war klar", sagte Schaefer, "dass wir mit dieser Petition den Beschluss nicht ändern, aber wir sind so in einen Dialog gekommen. Das war uns wichtig. Und allen ist klar, dass heute keiner sagen kann, welcher Weg der richtige sein wird. Das lässt sich abschließend erst dann sagen, wenn wir diese Krise überwunden haben. Und das ist ein Ziel, das wir alle haben."
Die Sendung gibt es in voller Länge als „Video-on-Demand“ in der Mediathek.