Petrus mag Frauenfußball. Und zwar sehr. Denn zu ihrer Jubiläumsfeier hatte er den Fußballfrauen ein Traumwetter beschert. Bei strahlend blauem Himmel und reichlich Sonnenschein war auch die Laune aller Beteiligten blendend. „Man sieht nur lachende Gesichter“, fasste Silke Raml, die Vizepräsidentin des Bayerischen Fußball-Verbandes, treffend zusammen.
1955 hatte der DFB die Gründung von Frauenmannschaften verboten. Die Einsicht kam 15 Jahre später. Am 31. Oktober 1970 wurde der Frauenfußball in die DFB-Satzung aufgenommen. Die „goldene Hochzeit“ im Vorjahr fiel aus, und so feierte der BFV-Bezirk Niederbayern am Samstag eben „50+1 Jahre Frauenfußball“.
Treffpunkt der Kickerinnen aus Niederbayern war beim FC Alburg, und der Klub aus dem Straubinger Westen erwies sich als aufmerksamer Gastgeber. FCA-Vorsitzender Christian Schwarz konnte auf ein eingespieltes Helferteam bauen, das eigens für die Feier ein Festzelt errichtet hatte. Für ein ansprechendes Rahmenprogramm war gesorgt. So konnten sich die Gäste an der Trendsportart Teqball, einem Mix aus Fußball und Tischtennis, versuchen.
Kaffeetassen fürs Siegerteam
Sportlich war die Feier eingeläutet worden. Bei einem Ü30-Turnier zeigten die Routiniers, dass sie im Umgang mit dem Ball nichts verlernt hatten. Nach spannenden Spielen stand der SV Kirchberg im Wald als Sieger fest, der sich im Endspiel gegen den FC Mariakirchen durchsetzen konnte. Auf Platz drei landete der FC Alburg, der im kleinen Finale das Team der BFV-Funktionärinnen bezwang. Rang fünf belegte die DJK Reichenberg. Humor bewies der niederbayerische Frauen- und Mädchenausschuss um Gisela Raml, Simone Fuchs, Simone Söldner und Nina Mittrop bei der Siegerehrung. Neben der von Herbert Stadlbauer (Kühne & Nagel) gestifteten Trophäe und Freikarten für ein Bundesligaspiel der FC-Bayern-Frauen gab es fürs Siegerteam Kaffeetassen – eine Anspielung auf die Prämie, die es 1989 fürs deutsche Frauenteam für den EM-Sieg gab: ein Kaffeeservice.
Beim Ehrenabend blickte Gisela Raml, die Vorsitzende des Bezirksausschusses für Frauen- und Mädchenfußball, auf die vergangenen fünf Jahrzehnte zurück. Der SV Essenbach und der SV Altheim waren 1970 die ersten Vereine in Niederbayern, die eine Frauenmannschaft stellten. Zu dieser Zeit war den Frauen noch das Tragen von Schraubstollenschuhen untersagt. Gespielt wurde nur von Mai bis September – bei schönem Wetter. Manch nette Anekdote wussten Raml und ihre Mitstreiterinnen zu erzählen. So musste beispielsweise der SC Gollerbach sein Team übergangsweise abmelden. Es lagen gleichzeitig zu viele Anträge von Spielerinnen auf Elternzeit vor.
Eine Erfolgsgeschichte
Die Grüße der Stadt Straubing überbrachte Bürgermeister Dr. Albert Solleder. Er nannte den Frauenfußball in Niederbayern eine Erfolgsgeschichte und zeigte sich beeindruckt vom Engagement und dem Zusammenhalt der Frauen und Mädels. Das wusste auch Sandra Hofmann, die Vorsitzende des Frauen- und Mädchenausschusses im Verband, zu würdigen.
Dass die Frauen und Juniorinnen längst ihren festen Platz in der Fußballgemeinschaft haben, stellte der stellvertretende BFV-Bezirksvorsitzende Christian Bernkopf fest. „Frauenmannschaften prägen das Vereinsleben und bereichern es“, sagte er. Der BFV-Bezirk Niederbayern sei zudem gesegnet mit engagierten Funktionärinnen mit Sachverstand, Leidenschaft und ganz viel Herzblut. Stellvertretend nannte Bernkopf die Schwestern Silke und Gisela Raml. Der Dank des Kreisvorsitzenden galt auch den Vereinsvertretern: „Es ist schon eine Leistung, Mannschaften zu gründen. Aber noch mehr Anerkennung verdient es, wenn man diese Teams über einen langen Zeitraum aufrechterhält.“ Zu den weiteren Gratulanten zählten Bezirksjugendleiter Karl Schlecht, Rudi Hamberger (Kreisvorsitzender Niederbayern West) und Juniorenspielleiter Michael Laumer.
Lange Geehrten-Liste
Ein Höhepunkt der Feier war die Ehrung von Frauen und Männern, die sich in den vergangenen Jahrzehnten um den Frauen- und Mädchenfußball verdient gemacht haben. Da ist an erster Stelle der frühere Bezirksvorsitzende, 2018 verstorbene Siegfried Urlberger zu nennen. Posthum wurde auch an die Verdienste von Gudrun Kühn (SpVgg Landshut) erinnert.
Geehrt wurden mit Urkunde, Rotweinglas und einer Flasche Rotwein: Uli Grüb (FC Ergolding), Marion Günther (SpVgg GW Deggendorf), Albert Fuchs (SV Perkam), Heidi Böhm (TSV Triftern), Gisela Wenzke (DJK Eintracht Patriching), Elfriede Stümpfl (DJK Reichenberg), Monika Huber (FC Mariakirchen), Hans Strebl (SV Frauenbiburg), Monika Hasenclever (FC Alburg), Elke Denk (SpVgg Landshut), Sonja Zapilko (SC Gollerbach), Elisabeth Bauer (DJK Eintracht Oberkümmering), Johann Wagner (SV Kläham), Alfred Frauenholz (SC Kirchdorf), Evi Reichhart (SV Engertsham), Ulrike Hofbauer (SC Egglfing), Albert Simmet (DJK Grattersdorf), Ramona Nebauer (SC Aufhausen), Rudi Huber (TSV Frontenhausen), Bruno Rinkl (SV Neukirchen-Steinburg), Anja Dasch (TV Aiglsbach), Christian Danzer (DJK SG Schönbrunn), Wolfgang Matschunas (1. FC Passau), Christine Schauer (SV Hadrian Hienheim), Johanna Maier (FC Ruderting), Sandra Klause (SV Kirchberg/SpVgg GW Deggendorf) sowie die Regionalauswahltrainer Heribert Ketterl und Janine Maier. Ebenso geehrt wurden die langjährigen BFV-Funktionärinnen und -Funktionäre Martha Scheungraber, Christina Ilg, Stefan Kaspar, Beate Aigner, Steffi Schwarz, Silke Raml und Gisela Raml.
Bericht: Erich Altmann, Straubinger Tagblatt
Foto: Tobias Schwarz