50 Jahre Frauenfußball in Schwaben Bezirk Schwaben ehrt verdiente Funktionärinnen und Funktionäre

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Am 31. Oktober 1970, also vor 50 (+ 1) Jahren wurde das Frauen-Fußballverbot aufgehoben, ein Jahr später startete in Schwaben der Spielbetrieb. Die fußballerische Gleichberechtigung war erreicht. Nun folgte wegen der Corona-Pandemie mit einem Jahr Verspätung der Festakt in Zusmarshausen, der hygienekonform in kleinem Rahmen stattfand. Dennoch konnte die Vorsitzende des Bezirks-Frauen- und Mädchenausschusses, Sabrina Hüttmann, mit BFV-Vizepräsidentin Silke Raml und der Vorsitzenden des Verbands-Frauen- und Mädchenausschusses, Sandra Hofmann, prominente Gäste des BFV begrüßen. Zum besonderen Highlight des Festakts wurde die Talkrunde mit Protagonistinnen des schwäbischen Frauenfußballs. Sabine Batsch, Tanja Wörle und Anika Höß beeindruckten das Publikum mit Anekdoten, Wissenswertem und interessanten Details rund um den Frauenfußball. Insgesamt neun Persönlichkeiten aus allen Kreisen wurden für herausragende Verdienste um den schwäbischen Frauen- und Mädchenfußball geehrt.

Im Mai 1971 gingen in Schwaben 29 Mannschaften mit viel Begeisterung in ihr erstes Punktspieljahr. Erfolgreiche Vereine der ersten Stunde waren die SpVgg Kaufbeuren und der TV Woringen. Der Spielbetrieb hatte in seiner Spitze, nämlich in der Saison 2016/17, 103 Teams. Aktuell begeistern sich 2.425 Frauen und Mädchen in Schwaben für den aktiven Frauenfußball.

Lässt man die letzten 50 Jahre Frauen- und Mädchenfußball in Schwaben Revue passieren, so bestechen großartige Leistungen einzelner in verschiedenen Bereichen wie die von Roswitha Bindl, die ihre Fußballkarriere beim TSV Pfersee Augsburg begonnen hatte. 1984 wechselte sie zum FC Bayern, wurde dort deutsche Meisterin und Pokalsiegerin. Krönen konnte sie ihre Laufbahn 1989 vor 22.000 Zuschauern beim 4:1-Sieg der deutschen Frauen-Nationalmannschaft über Titelverteidiger Norwegen mit dem EM-Titel. Im Übrigen war dieses Ereignis auch der Durchbruch für den Frauenfußball in Deutschland. Tanja Wörle (TSG Thannhausen) bestritt zahlreiche Bundesligaspiele, lief in verschiedenen Juniorinnen-Nationalmannschaften auf und hatte zwei Einsätze in der Frauen-Nationalmannschaft. Multitalent Anika Höß brachte es ebenfalls zur vielfachen Juniorinnen-Nationalspielerin, unterstützte aber auch den BFV hinsichtlich ihres Einsatzes im VFMA, als DFB-Stützpunkttrainerin und Trainerin im BFV-Nachwuchsleistungszentrum.

Zur Mutter des schwäbischen Frauen- und Mädchenfußballs aber wurde Sabine Batsch. Gegen alle Widerstände setzte sich die Augsburgerin durch, zuerst selbst als Spielerin, Trainerin und hochrangige Schiedsrichterin, dann als Verbandsfunktionärin bis zum VFMA. Ideenreich und mit viel Energie verbuchte sie großartige Highlights und Erfolge für den Mädchen und Frauen-Fußball, die in ihrer Außenwirkung maßgeblich zu dessen Akzeptanz beitrugen. Zu mehrfachen Bayerischen Meistertiteln im Juniorinnenbereich gesellten sich unter ihrer Ägide zukunftsweisende Neuerungen im Regelwerk.

Gewürdigt wurden beim Festakt gleichermaßen hohe Verdienste der Vereine. Beispielhaft hier der TSV Pfersee und der TSV Schwaben Augsburg, die sich in allen Altersklassen immer wieder packende Duelle geliefert haben und Schwabens große Talentschmieden waren. So wurde Torhüterin Nadine Nünnke (TSV Pfersee) nach ihrem Einsatz mit der deutschen U18-Mannschaft 2001 Europameisterin und Sportlerin des Jahres in Augsburg. Elke Bihler (TSV Pfersee) war in Schwaben die erste Trainerin mit C-Lizenz an einem Mädchenförderzentrum und Gabriele Meißle (TSV Schwaben Augsburg) ist durch ihre jahrzehntelange engagierte Arbeit zum Inbegriff einer erfolgreichen Vereins-Funktionärin im Frauen- und Mädchenbereich geworden. Aktuell werden die Schwäbinnen Katharina Böhm (TSV Schwaben Augsburg) und Antonia Dehm (TSV Nördlingen) regelmäßig für den DFB-Kader der U17-Juniorinnen nominiert.

Es folgten Ehrungen verdienter Persönlichkeiten aus den Vereinen, die selbst interessante Details zu erzählen hatten. So schilderte Josef Langenegger die Entstehung der Frauenabteilung beim SSV Alsmoos-Petersdorf, die aus einem Spiel der F-Jugend gegen die Mütter resultierte; Simone Hertle (SG Alerheim) hatte eine Lösung parat, wie man Spielerinnen nach einem Abstieg wieder zum Lächeln bringt. Ihre Mannschaft bekam ein Shirt mit der Aufschrift: „Hoppala – abgestiegen“.

Leider hat auch die Corona-Pandemie insbesondere vor dem Frauen- und Mädchenfußball nicht Halt gemacht. Für die Zukunft sieht der Bezirksvorsitzende, Dr. Christoph Kern, zumindest einen positiven Trend: „Wir haben Vereine in Schwaben, die neue Frauen- und Mädchenabteilungen gründen. Zudem finden aktuelle Projekte wie der ‚Tag des Mädchenfußballs‘ oder der ‚Dorfkick‘ im Allgäu hohe Resonanz. Ich sehe erste Anzeichen, dass wir in die richtige Richtung steuern, wenn wir nur nicht lockerlassen. Der Frauen- und Mädchenbereich muss in Schwaben einer der Schwerpunkte für die nächsten Jahre sein. Diese Festveranstaltung war ein erster Schritt, den Frauen- und Mädchenfußballs weiter in den Fokus zu rücken.“

Die Geehrten im Überblick:

Kreis Augsburg: Marika Mertl (SV Thierhaupten), Thomas Hockauf (TSV Schwaben Augsburg), Josef Langenegger (SSV Alsmoos-Petersdorf)

Kreis Donau: Simone Hertle (SG Alerheim), Ute Schuler (SV Scheppach), Werner Koukol (FC Maihingen)

Kreis Allgäu: Pia Mahn (SV Eggenthal), Anni Oexle (TV Woringen), Ingrid Sonnenwald (TSV Buchenberg)

Bildergalerie 50 Jahre Frauenfußball in Schwaben

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