Der Bundeslockdown ist seit vergangenem Samstag in Kraft. Eigentlich bedeutet dies trotzdem minimale Erleichterungen für Kinder unter 14 Jahren. Nicht aber in Bayern. In der Zwölften Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung heißt es: Keine Lockerungen für die Kids. Auch die Nachwuchsfußballer müssen weiterhin auf ein gemeinsames Training verzichten.
„Ich bleibe dabei und wiederhole mich ausdrücklich: Der Amateur- und Jugendfußball stellt kein pandemisches Problem dar, sondern ist vielmehr fixer Teil der Lösung. Das muss endlich auch so akzeptiert werden“, versteht auch der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes Dr. Rainer Koch vieles nicht mehr. Bis heute könne ihm niemand erklären, warum in der Schule getestete Kinder nicht auch am Nachmittag gemeinsam unter Aufsicht und unter Einhaltung der etablierten Hygienekonzepte trainieren dürfen. Die Alarmglocken schrillen daher sehr laut. Der Sport gebe Menschen Bewegung und Lebensfreue zurück, ganz besonders Kindern und Jugendlichen, verweist der BFV-Chef hier auf drastische Folgen, besonders für den Körper und die Psyche der Kinder und Jugendlichen, „aber auch für den Unterbau in unseren Vereinen.“
So langsam reißt bei vielen Vereinen der Geduldsfaden. Auch Ertan Cihan vom BSK Olympia Neugablonz ist unsicher. Immer und immer wieder müssen die Trainer ihre Kinder vertrösten. Das Problem sind die Inzidenzwerte. Sie schreiben vor, wann überhaupt ein gemeinsames Training möglich. „Wir sind vorbereitet und warten. Auch können wir auf unser bereits bestehendes Hygienekonzept zurückgreifen.“ Allerdings ist der BSK Olympia Neugablonz abhängig von den städtischen Anlagen. Sie bleiben weiterhin geschlossen. „Wir warten auf grünes Licht und freuen uns auf das Training mit den Kids“, so BSK-Jugendleiter Ertan Cihan.
Ähnliches Bild auch beim FC Buchloe: Selbst hier scharren die Kinder und Trainer mit den Füßen. Auch im Norden des Ostallgäus sehnt man sich dem wiederholten Re-Start entgegen. „Diese Unsicherheit ist allerdings zum Haare raufen. Es ist ein ewiges hin und her. Noch im Februar und März hatten wir die Hoffnung, dass es wieder losgeht. Doch der Schuss ging nach hinten los“, so Michael Langhirt. Dabei könnten Kinder doch im Freien unbedenklich Sport treiben, verweist der Jugendleiter des FC Buchloe dabei auf verschiedene Studien. Einer der Experten ist auch Biophysiker Dr. Gerhard Scheuch, der dies auch klar bestätigt. Für ihn ergeben Kleingruppen und Training streng auf Abstand keinen Sinn, wird er auf der Homepage des DFB in einem ausführlichen Interview zitiert. Er halte sogar eine Altersbeschränkung für Sport im Freien für überflüssig. Gerade Kinder brauchen eine Perspektive und Hoffnung, dass sie wieder unbekümmert ihrem Fußball hinterherjagen können. „Die Befürchtung ist groß, dass viele aufhören. Wir sehen es aber erst, wenn es wieder losgeht“, hofft Langhirt weiterhin auf keine großen Austritte in seiner Abteilung.
Unterdessen macht sich auch der neue schwäbische Bezirksvorsitzende Dr. Christoph Kern in Corona-Zeiten Gedanken über den Nachwuchs. Er verweist auf eine Studie des BFV zum demographischen Wandel im bayerischen Fußball sowie in einzelnen Kreisen. Danach werde zwar deutlich, dass im Kreis Allgäu die Anzahl der Jugendmannschaften seit der Saison 2014/15 zur Saison 2018/19 im Jugendbereich um 108 gesunken sei. Gleichwohl seien die Spieler pro Mannschaft, beispielsweise im A-Juniorenbereich, in diesem Zeitraum leicht gestiegen. „Das Problem dieser Studie ist, und das ist uns leider allen bewusst, dass die Corona-Krise, die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen und die Gefahr, dass sich Spieler vom Fußball abwenden dieses ganze Zahlenwerk massiv beeinträchtigen könnten“, macht Kern deutlich.
Quelle: Stefan Günter, Kreisbote