Ich sitze mit Karl Heinz Giegerich auf der Terrasse eines Hotels in Oberstaufen. Es ist ein Traumtag … goldener Oktober, 20 Grad, eine überwältigende Aussicht auf das Tal und in die Ferne … das Allgäu hinterlässt an diesem Tag einen grandiosen Eindruck. Einen Moment halten wir inne, lassen die ganze Wucht der Natur zufrieden und dankbar auf uns wirken.
Karl Heinz Giegerich, der Kreisvorsitzende im Allgäu, erzählt zu Beginn unseres Gesprächs eine kleine Anekdote, über die sich ein Fußballherz nur freuen kann. Vor Jahrzehnten, als dieses jetzt so repräsentative Hotel im Familienbesitz noch in den Anfängen steckte, hatte das Café ganz gegen die allgemeine Erwartung samstags und sonntags geschlossen. Grund: Die Söhne spielten im Verein und die Familie war auf dem Fußballplatz. Hut ab, kann man da nur sagen!
Ich frage meinen Kollegen, der im unterfränkischen Aschaffenburg geboren wurde, welche Lebenslinien hinter einem solchen Insiderwissen stecken. Kollege ist er übrigens in zweierlei Hinsicht, beide sind wir seit vielen Jahren Funktionäre im Fußballbezirk Schwaben, aber auch in beruflicher Hinsicht haben wir als Schulleiter im Volksschulbereich gleiche Wege beschritten. Und da stellt sich noch eine dritte Gemeinsamkeit heraus; auch für Karl Heinz Giegerich hat die Schule den Grundstein zu seiner Funktionärslaufbahn im Fußball gelegt. Mit dem Fußballspielen begonnen hat unser „Allgäuer Unterfranke“ in der Schülermannschaft der „Zebras“ der SpVgg Niedernberg am Main, seine beste und schönste Fußballerzeit hatte er in der A-Juniorenmannschaft und später als aktiver Spieler der DJK Aschaffenburg und der DJK Würzburg. Nach dem ersten Staatsexamen wurde das bayerische Nordlicht als Junglehrer in den südlichsten Winkel des Freistaats versetzt. Er zog ins Allgäu um, heiratete eine Einheimische, gründete eine Familie und blieb dem Fußball im Verein und später im Verband treu. Wenn der heute 63-Jährige zurückblickt, dann ist er davon überzeugt, dass ohne seine Frau Petra das Hobby Fußball in seinen verschiedenen Ausprägungen nicht möglich gewesen wäre: „Sie hat alles mitgetragen, unterstützt und sich immer mit meinen Aufgaben identifiziert.“ Auch die beiden Söhne Raphael und Tobias sind aktive Fußballer und bringen sich in der Vorstandschaft des TSV Oberstaufen ein.
Den Fußball kennt Karl Heinz Giegerich in vielerlei Hinsicht. Im Verein war er fast zehn Jahre Jugendtrainer und dann Jugendleiter, 2002 wurde er – wie damals noch vorgeschrieben – von seinen Vereinen zum Jugend-Spielgruppenleiter des BFV gewählt, 2005 absolvierte er die Schiedsrichterausbildung. So war er gut vorbereitet, als er 2010 das Amt des Kreis-Jugendleiters im Allgäu übernahm, das er acht Jahre inne hatte. In diese Zeit fällt auch seine Tätigkeit als Beisitzer im Verbandsjugendausschuss. Er war dort für Schulungen und die Referentenausbildung zuständig und möchte diese Zeit nicht missen. Mit den Kollegen des damaligen Ausschusses trifft er sich heute noch. 2018 wurde Karl Heinz Giegerich als Kreisvorsitzender Allgäu in den Bezirksausschuss gewählt. Beim Bezirkstag 2022 wird er für dieses Amt nochmals kandidieren.
Das hat auch seine Gründe. Einerseits gefällt dem Kreisvorsitzenden seine interessante und reizvolle Aufgabe. Dazu kommt, dass er von seinem Team, das nach jetzigen Informationen größtenteils zusammenbleiben wird, überzeugt ist. Sein Statement: „Ich kann mich auf meine Mitarbeiter verlassen, die Kommunikation ist super.“ Zum anderen gefallen ihm die administrativen und repräsentativen Aufgaben eines Vorsitzenden und auch in der „tollen menschlichen Kooperation mit dem Bezirk“ fühlt er sich gut aufgehoben.
Auf meine Frage, welche Fakten er für sich persönlich in seiner ehrenamtlichen Arbeit als bereichernd empfindet, hat der erfahrene Funktionär klare Antworten: „Ich habe hervorragende Leute kennengelernt, die nicht nur als Funktionäre, sondern auch im Beruf erfolgreich sind; das Ehrenamt war für mich persönlichkeitsbildend, hat mir durch viele Erfahrungen im organisatorischen Bereich, bei der Arbeit am PC und bei der Vorbereitung von Tagungen und Konferenzen auch in beruflicher Hinsicht weitergeholfen und vor allem anderen habe ich Freundschaften schließen können.
Als Herausforderung sieht Karl Heinz Giegerich seine exponierte Lage im Oberallgäu. Er hat natürlich in vier Jahren Arbeit als Kreisvorsitzender viel an Ortskenntnis dazugewonnen, aber auch gelernt, dass es unerlässlich ist, überall zuverlässige Leute zu haben. In diesem Zusammenhang lobt er seine Schiedsrichtergruppen, die wichtige Anliegen weitertragen und notwendige Kontakte herstellen.
Als jetzt anstehende dringlichste Aufgaben des BFV nennt der Oberstaufener zwei zusammenhängende Dinge. „Gerade mit oder auch nach Corona müssen wir Leute auf allen Ebenen des Fußballs bei der Stange halten und so wieder Konstanz in den Spielbetrieb bringen.“
Am Ende unseres Gesprächs im traumhaft schönen Allgäu entdecke ich noch eine meiner Meinung nach sehr sympatische Seite des Karl Heinz Giegerich. Der Allrounder, der schon vielfältigste Bereiche des Fußballs kennengelernt hat, gibt offen zu, dass ihm Lokalderbys wie Kempten gegen Sonthofen oder Immenstadt gegen Rettenberg lieber sind als die Champions-League. Eine unschlagbare Eigenschaft für einen Kreisvorsitzenden Allgäu!