Mit der Erfahrung von 100 Partien in der 3. Liga und 34 Einsätzen in der 2. Bundesliga geht Abwehrspieler Peter Kurzweg (28) als Kapitän der Würzburger Kickers in der Regionalliga Bayern voran. Nach zwei Abstiegen in Serie wollen die Unterfranken wieder positive Schlagzeilen schreiben. Im BFV.de-Interview spricht Kurzweg über die Vorbereitung und seine Verbundenheit zum Klub.
In weniger als einer Woche startet bereits die neue Saison in der Regionalliga Bayern. Kribbelt es schon ein wenig, Herr Kurzweg?
Peter Kurzweg: Auf jeden Fall. Wir alle freuen uns extrem auf den Start. Das Team ist hochmotiviert, jeder Einzelne sehr heiß auf das erste Spiel.
Wie gut ist das neuformierte Team auf den Saisonstart vorbereitet?
Kurzweg: Ich denke, wir können bisher zufrieden sein. Fast alle Vorbereitungspartien sind positiv verlaufen. Es war sicherlich noch nicht alles perfekt, aber es war schon richtig guter Fußball dabei. Das ist eine ordentliche Basis.
Worauf legt der neue Kickers-Trainer Marco Wildersinn, der erstmals in der Regionalliga Bayern arbeitet, besonderen Wert?
Kurzweg: Auf eine hohe Intensität im Spiel. Da merkt man, dass er viele Jahre in Hoffenheim tätig war. Obwohl wir bis auf wenige Ausnahmen über ein sehr junges Team verfügen, sollen wir mutig sein und den Gegner unter Druck setzen.
Nach dem Abstieg aus der 3. Liga blieben nur wenige Spieler in Würzburg. Sie haben Ihren laufenden Vertrag dagegen sogar noch vorzeitig bis 2024 verlängert. Warum?
Kurzweg: Die Gespräche mit den Verantwortlichen haben mir ein gutes Gefühl gegeben. Im Gegensatz zu den ersten Monaten nach meiner Rückkehr macht es wieder richtig Spaß, in Würzburg Fußball zu spielen. Der Verein hat aus meiner Sicht jetzt den richtigen Weg eingeschlagen, wieder vermehrt auf junge und entwicklungsfähige Spieler zu setzen, die es vielleicht nicht im ersten Anlauf in den Profifußball geschafft haben und den "zweiten Bildungsweg" nehmen. Auf diesem Weg will ich gerne dabei sein und die Jungs unterstützen.
Es ist bereits Ihr drittes Engagement bei den Würzburger Kickers. Warum sind Sie immer wieder zurückgekehrt?
Kurzweg: Die Kickers sind für mich eine Herzensangelegenheit. Das hört sich vielleicht wie eine Floskel an, ist aber die Wahrheit. Als ich damals für die zweite Mannschaft des TSV 1860 München am Ball war, wollte nur der damalige Kickers-Trainer Bernd Hollerbach mich verpflichten und hat mir die Chance gegeben, Profi zu werden. Dafür bin ich bis heute dankbar. Die Möglichkeit, zum 1. FC Union Berlin wechseln zu können, musste ich dann einfach wahrnehmen. Ich hätte noch einige Jahre zuvor nie gedacht, jemals für einen so traditionsreichen Verein spielen zu dürfen - und dann auch noch in der 2. Bundesliga. Für den FC Ingolstadt 04 sprach unter anderem auch die Nähe zu meiner Heimat in Dachau. Ich bin mir sicher, dass niemand in Würzburg mir diese Wechsel übelgenommen hat. Jetzt bin ich zurück und freue mich über die große Wertschätzung, die mir entgegengebracht wird.
Dazu werden Sie künftig auch die Kapitänsbinde tragen. Was bedeutet Ihnen das?
Kurzweg: Das macht mich extrem stolz, zumal ich zuvor im Profibereich noch nie die Binde getragen habe. Mit meiner Erfahrung möchte ich zu einer erfolgreichen Saison beitragen und dabei eine Führungsrolle übernehmen. Das wäre allerdings auch mein persönlicher Anspruch, ohne Kapitän zu sein.
Bisher waren Sie in der 2. Bundesliga und in der 3. Liga für die Kickers am Ball. Jetzt geht es in der Regionalliga Bayern weiter. Wie lauten Ihre Erwartungen?
Kurzweg: Es geht zunächst einmal darum, dass sich die Mannschaft in der Liga stabilisiert und sich der gesamte Verein nach zwei schwierigen Jahren wieder fängt. Wir werden alles tun, um den steilen Sinkflug aufzuhalten, möglichst attraktiven Fußball zu spielen und die Identifikation mit dem Klub wieder zu stärken. Das war zuletzt ein wenig verlorengegangen.
Sie kennen die Spielklasse bereits aus Ihrer Zeit beim TSV 1860 München. Wie schätzen Sie die Qualität der Liga ein?
Kurzweg: Auch wenn es schon einige Jahre her ist, weiß ich, dass das sportliche Niveau in der Regionalliga Bayern sehr gut ist. Zumindest fünf, sechs Mannschaften trainieren unter Profibedingungen. Aber auch bei den vermeintlich kleinen Vereinen wird guter Fußball geboten. Uns wird alles abverlangt werden.
Die Würzburger Kickers werden vor dem Saisonstart zumindest zu den Mitfavoriten auf den Meistertitel gehandelt. Zurecht?
Kurzweg: Die Rückkehr in die 3. Liga ist das mittelfristige Ziel des Klubs. Das muss auch so sein. In dieser Saison sollten wir jedoch erst einmal nicht von der Meisterschaft oder vom Aufstieg sprechen. Ich sage aber auch: Eine gewisse Qualität steckt zweifellos in unserem Team. Daher müssen wir uns auch vor keinem Gegner in der Liga verstecken. Wir haben nicht vor, gegen den Abstieg zu kämpfen, sondern wollen uns schon deutlich weiter nach oben orientieren.
Wen sehen Sie als stärkste Konkurrenten an?
Kurzweg: Da gehören mit Sicherheit die SpVgg Unterhaching, der 1. FC Schweinfurt 05 sowie die U 23-Teams des FC Bayern München und des 1. FC Nürnberg. Eben die Teams, die sich voll auf den Fußball konzentrieren können.
Zum Auftakt geht es am Freitag. 15. Juli, am heimischen Dallenberg gegen den Aufsteiger SpVgg Hankofen-Hailing, der in Würzburg das erste Regionalligaspiel seiner Vereinsgeschichte bestreitet. Eine dank- oder eher undankbare Aufgabe?
Kurzweg: Gute Frage. Eher dankbar, würde ich sagen. Schließlich starten wir mit einem Heimspiel, haben unsere Fans im Rücken. Außerdem wissen alle Jungs bei uns, wie es ist, gegen vermeintlich kleinere Gegner anzutreten. Da wird niemand auf die Idee kommen, Hankofen-Hailing auf die leichte Schulter zu nehmen, auch wenn unser Gegner sicherlich nicht zu den Schwergewichten in der Liga gehört. Insgesamt hat mir schon während der Vorbereitung gut gefallen, wie konzentriert das Team gegen unterklassige Mannschaften aufgetreten ist und wie es auch äußerst schwierige Bedingungen gut angenommen hat.
Was soll das Kickers-Team grundsätzlich während der Saison auszeichnen?
Kurzweg: Wie schon gesagt: Ich kann eine hohe Intensität versprechen. Es wird 90 Minuten rauf und runter gehen. Wir wollen jedem Gegner alles abverlangen und ihn nicht zum Durchatmen kommen lassen.
BFV-Interview: Ralf Debat/MSPW