Der Masterplan für die Zukunft des Amateurfußballs nimmt konkretere Formen an. Zwei Wochen nach dem DFB-Bundestag, in dem offiziell der Rahmen für den Masterplan 2024 gesetzt und einstimmig beschlossen wurde, ist der nächste Workshop mit Vertretern der Basis durchgeführt worden. Funktionsträger/-innen von 34 Amateurvereinen - von Vorsitzenden über Jugendleiter bis hin zu Trainern und Schiedsrichtern - waren in die DFB-Zentrale nach Frankfurt/Main gekommen, um sich zwei Tage lang mit Mitarbeitern des Deutschen Fußball-Bundes zu geplanten Maßnahmen des Masterplans auszutauschen, diese kritisch auf den Prüfstand zu stellen, ihre mögliche Wirksamkeit einzuschätzen, Änderungen zu diskutieren und neue Ideen einzubringen. Als bayerische Vertreter nahmen Inge Pirner (1. Vorsitzende TSV Röthenbach) und Georg Appel (Abteilungsleiter Fußball, SE Freising) am Workshop teil.
Das Prinzip der Einbindung und Beteiligung soll konsequent fortgesetzt und ausgebaut werden, auch das ist Bestandteil des neuen Masterplans. Die Entwicklung und Ausarbeitung des geplanten Maßnahmenpakets wird gemeinsam mit führenden Köpfen von Amateurvereinen aus ganz Deutschland und den weiteren Organisationsebenen des deutschen Fußballs (DFB, Landesverbände, Bezirke/Kreise) vorgenommen, um den Masterplan so zielgerichtet, realitätsnah und wirksam wie möglich zu gestalten.
Grundlage des Masterplans sind die Ergebnisse und priorisierten Handlungsempfehlungen des Amateurfußball-Kongresses vom Februar 2019. Diese wurden verdichtet und zu sieben festen Teilzielen für die Zukunft des Amateurfußballs zusammengefasst:
1. Gewinnung, Bindung und Entwicklung von Spielerinnen und Spielern
2. Erhöhung der Zahl der Mannschaften im Spielbetrieb und den Vereinen
3. Gewinnung, Bindung, Aus- und Weiterbildung von Trainerinnen und Trainern
4. Gewinnung, Bindung, Aus- und Weiterbildung von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern
5. Gewinnung, Bindung, Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in den Vereinen
6. Verbesserter Zugang zu moderner Sportinfrastruktur
7. Optimierung der Ressourcen für Vereine
Als mögliches achtes Teilziel regte der Workshop die Gewinnung und Bindung von Fans und passiven Mitgliedern an, da diese Zielgruppe positiv auf die Bereiche Ressourcen und Gewinnung von Mitarbeitern wirken könne.
Diskutiert wurde in wechselnden Zusammensetzungen in Kleingruppen zu den Schwerpunkten:
In diesem Rahmen stellten DFB-Experten bestehende und mögliche neue Maßnahmen - wie beispielsweise ein Konzept zur Vereinsberatung - vor, zu denen die Teilnehmer/-innen nach einer Frage- und Feedback-Runde jeweils eine direkte Bewertung vornahmen. Dabei wurde auch beachtet, dass die konkreten Maßnahmen mindestens eines der festgelegten Teilziele (siehe oben) mittelbar oder unmittelbar positiv beeinflussen sollen. Insgesamt wurden an beiden Tagen 22 Maßnahmen besprochen.
Weitere Workshops - unter anderem zum Thema Digitalisierung - sollen folgen. Zudem ist geplant, die Meinungsbildung über Online-Wege sukzessive auszuweiten. Bis Frühjahr 2020 soll der Masterplan im Detail ausgearbeitet sein. Anschließend wird er in der Konferenz der Landesverbandspräsidenten vorgestellt, um dann vom DFB-Vorstand offiziell beschlossen zu werden. Was folgt, ist die wichtigste Phase für DFB, Landesverbände, Bezirke/Kreise und Vereine - nämlich den Masterplan in den Jahren 2020 bis 2025 gemeinsam umzusetzen und mit Leben zu füllen.
Christoph Metzger (Jugendleiter und 2. Abteilungsleiter Fußball beim TSV Uhlbach, Württemberg): "Ich habe das Gefühl, es tut sich was. Natürlich müssen wir vieles noch nachschärfen und den Masterplan viel stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Nach dem Workshop arbeitet viel in meinem Kopf. Es gibt gute Ansätze, jeder kann seinen Teil beitragen."
Edgar Mäntele (Vorstandssprecher SC Hofstetten, Südbaden): "Ich war beim Amateurfußball-Kongress im Februar Teilnehmer des Satellitenkongresses in Südbaden. Anfangs war für mich vieles noch abstrakt, aber man kommt jetzt schnell rein in die verschiedenen Themen. Es ist gut und sinnvoll, dass die Verbände stärker in die Basis reinhören. Man merkt, dass der DFB ein ehrliches Feedback will. Es werden Impulse gesetzt. Ob sich am Ende tatsächlich etwas dreht, ist die Frage. Da sind wir alle gespannt. Wichtig ist, dass der DFB generell etwas für den Amateurfußball und seine Vereine machen muss, sich insbesondere bei der Politik für die Stärkung des Ehrenamts einsetzt."
Gabriele Nagel (1. Vorsitzende und Jugendtrainerin beim Riedberger SV, Hessen): "Beim Workshop hat sich der Austausch stark auf Vereinsebene abgespielt. Das finde ich gut, weil wir Vereine die Maßnahmen des Masterplans letztlich umsetzen. Grundsätzlich sehe ich uns auf dem richtigen Weg. Es ist aber noch ein bisschen Wolkenkuckucksheim, in der Realität haben wir noch viele Nadelöhre, zum Beispiel auf Kreisebene, in denen einiges stecken bleibt. Zu viele denken noch in alten Strukturen. Dies zu ändern, halte ich für eine wichtige Aufgabe. Man muss den Klubs die Möglichkeit geben, den Masterplan dann auch konsequent zu leben."
Gerd Thomas (1. Vorsitzender FC Internationale Berlin): "Ich habe nicht viel zu meckern, das will schon was heißen. Den Amateurfußball-Kongress habe ich an vielen Stellen noch kritisch gesehen, weil es dort zu viel Frontalunterricht gab. Die Vereine wollen sich einbringen und austauschen, dann muss man sie auch lassen - so wie hier beim Workshop. Die Veranstaltung war gut vorbereitet, es wurde sehr konzentriert und fokussiert gearbeitet."
Julian Schiebe (Präsident des Kreisverbands Fußball Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Schiedsrichter beim TSV Graupa, Sachsen): "Oft hat man ja den Eindruck, die Aufgaben und Maßnahmen werden von oben nach unten übergestülpt. Hier bekommt man glaubhaft ein ganz anderes Gefühl. Die Vertreter der Basis werden frühzeitig mitgenommen und einbezogen. Es sind viele Projekte in Arbeit. Manche Maßnahme steht mir aber noch zu isoliert für sich. Da ist mehr Nachhaltigkeit wünschenswert, indem zum Beispiel der Übergang in weitergehende Maßnahmen berücksichtigt wird."
Julian Klockow (1. Vorsitzender und Spieler beim VfL Hammonia, Hamburg): "Wir haben nicht von vorne angefangen, davon bin ich positiv überrascht. Es wurden konkrete Maßnahmen vorgestellt und von der Basis gechallenged. Das habe ich mir nach dem Amateurfußball-Kongress gewünscht, dass man auch sieht: Was kommt jetzt? Das Niveau der vorgestellten Maßnahmen ist unterschiedlich. Manche sind eher uninspiriert, andere dagegen treffen zu 100 Prozent den Nerv der Vereine und sind aus meiner Sicht absolute Pflicht - wie zum Beispiel die angedachte Online-Austauschplattform, auf der interessierte Vereinsvertreter gezielt zu ihrer Meinung abgefragt werden und direktes Feedback geben können."
DFB
Per einstimmigem Beschluss wurden im September 2019 vom DFB-Bundestag die "Ziele und Grundsätze für den Masterplan 2024 zur Zukunftsstrategie Amateurfußball" verabschiedet. Wie geht es jetzt weiter? Welche Ziele verfolgt der Masterplan? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was bedeutet der Beschluss des DFB-Bundestages zum Masterplan?
Der DFB-Bundestag hat einen verbindlichen Rahmen für die Umsetzung des Masterplans durch alle 21 Landesverbände in den Jahren 2020 bis 2025 gesetzt. Zudem ist der DFB-Vorstand ermächtigt worden, den im Detail ausgearbeiteten Masterplan nach Empfehlung der Konferenz der Verbandsvorsitzenden spätestens in seiner Sitzung im Frühjahr 2020 zu beschließen.
Was ist der Masterplan eigentlich?
Der Masterplan 2024 ist ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Vereinsqualität und der Stabilisierung des Vereinsfußballs. Kernziel der Zukunftsstrategie Amateurfußball ist es, das weltweit einzigartige, bundesweit flächendeckende Netz von Fußballvereinen und Vereinen mit Fußballangeboten zu erhalten und zu stärken. Die Vereine sollen dadurch in die Lage versetzt werden, die Chancen zu nutzen, die sich durch die Ausrichtung der EURO 2024 in Deutschland bieten, vor allem hinsichtlich der Gewinnung aktiver Vereinsmitglieder. Nachdem der Rahmen steht, sind nun die konkreten Maßnahmen zu entwickeln. Dies ist Aufgabe der Steuerungsgruppe Amateurfußball - unter regelmäßiger Einbeziehung von Vertretern und Vertreterinnen aus Amateurvereinen.
Wie sehen die konkreten Ziele aus?
Sieben Teilziele sind für den Amateurfußball formuliert:
1. Gewinnung, Bindung und Entwicklung von Spielerinnen und Spielern
2. Erhöhung der Zahl der Mannschaften im Spielbetrieb und den Vereinen
3. Gewinnung, Bindung, Aus- und Weiterbildung von Trainerinnen und Trainern
4. Gewinnung, Bindung, Aus- und Weiterbildung von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern
5. Gewinnung, Bindung, Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in den Vereinen
6. Verbesserter Zugang zu moderner Sportinfrastruktur
7. Optimierung der Ressourcen für Vereine
Die Erarbeitung der konkreten Maßnahmen für den Masterplan 2024 folgt drei festen Grundsätzen:
1. Jede Maßnahme muss mindestens ein Teilziel mittelbar oder unmittelbar positiv beeinflussen.
2. Die Umsetzung neuer Maßnahmen muss mit der Vereinsebene überprüft werden und auf Basis der Ergebnisse und Rückmeldungen angepasst werden.
3. Die Begleitung jeder Maßnahme durch die Verbands- und/oder Kreisebene muss sichergestellt sein.
Was ist aus den Ergebnissen des Amateurfußball-Kongresses 2019 geworden?
Der neue Masterplan folgt aus den Handlungsempfehlungen des 3. Amateurfußball-Kongresses 2019 in Kassel. Dort hatten im Februar die Vertreterinnen und Vertreter aller Organisationsebenen des deutschen Amateurfußballs - DFB, Regional- und Landesverbände, Fußballkreise und -bezirke sowie Vereine - über die aktuellen Herausforderungen des Vereinsfußballs diskutiert. Die Einbeziehung von Vertreterinnen und Vertretern dieser Organisationsebenen, vor allem aus Vereinen, soll in den weiteren Arbeitsprozessen konsequent weiterverfolgt und ausgebaut werden. Anknüpfend an den Kongress in Kassel sollen die Vereine weiter die Gelegenheit erhalten, sich nicht nur einzubringen, sondern mitzugestalten. Es geht darum, Ideen zu entwickeln und Maßnahmen bezüglich ihres Nutzens und ihrer Umsetzbarkeit zu bewerten.