Maximilian Kunz vom Landesligisten SC Großschwarzenlohe ließ sich im Sommer 2018 bei einer Vereinsaktion bei der DKMS typisieren. Rund ein Jahr später hat der 22 Jahre alte Abwehrspieler nun Stammzellen gespendet und darf sich hoffentlich bald Lebensretter nennen. Im Interview spricht der Student der Wirtschaftswissenschaften über die Typisierungsaktion, ein unerwartetes Problem und seine Ziele mit dem SC Großschwarzenlohe.
Maximilian, vor wenigen Tagen hast du deine Stammzellen gespendet, um einem anderen Menschen das Leben zu retten.
Maximilian Kunz: "Das ist eigentlich unglaublich und fühlt sich super an. Dass ich mit so wenig Aufwand einem Menschen mit einer schweren Krankheit helfen kann, ist schon ein Wahnsinns-Gefühl."
Vor der Spende stand aber zunächst die Typisierung bei der DKMS. Wie bist du darauf gekommen, dich typisieren zu lassen?
Kunz: "Der SC Großschwarzenlohe hat im Sommer 2018 gemeinsam mit der DKMS eine Typisierungsaktion am Sportplatz durchgeführt. Jeder Fan oder Spieler konnte sich am Spieltag zunächst über die Krankheit Blutkrebs informieren und sich dann direkt typisieren lassen. Da war ich sofort dabei. Der Mundabstrich per Wattestäbchen dauert ja auch nicht lange und ist absolut schmerzfrei. Daher würde ich jeden ermutigen, sich zu typisieren, da man mit wirklich kleinem Aufwand unter Umständen zum Lebensretter werden kann."
Hättest du damit gerechnet, dass sich die DKMS bei dir meldet?
Kunz: "Nein, überhaupt nicht. Ohne die Aktion des SC Großschwarzenlohe wäre ich vermutlich auch nicht typisiert. Im Alltag macht man sich ja nicht wirklich Gedanken darüber. Aber dann habe ich im vergangenen Dezember ein Schreiben von der DKMS bekommen."
Was stand drin?
Kunz: "Dass ich zur engeren Auswahl gehöre, die für eine Spende in Frage kommt. In dem Schreiben stand auch, dass ich nochmal einmal bei meinem Hausarzt Blut abnehmen lassen sollte und zur Kontrolle einschicken müsste. Kurze Zeit später kam dann ein Anruf von der DKMS, dass ich der geeignetste Kandidat für eine Spende wäre. Es gab aber ein kleines Problem."
Und zwar?
Kunz: "Da ich im Februar viele Klausuren habe, musste alles sehr schnell gehen. Aufgrund der kurzfristigen Anfrage gab es nur noch in Köln einen freien Termin für die Spende. Dazu muss man wissen, dass nicht jedes Krankenhaus eine Stammzellenspende durchführen kann. Ich bin an einem Freitag angerufen worden, die Voruntersuchung war schon am Montag darauf in Köln. Dankenswerterweise hat die DKMS sämtliche Kosten übernommen."
Hast du sofort zugesagt, als du erfahren hast, dass du der passende Spender bist?
Kunz: "Für mich hat sich die Frage überhaupt nicht gestellt. Die Chance, einen genetischen Zwilling zu finden, ist extrem gering. Daher habe ich keinen Augenblick gezögert. Jetzt hoffe ich natürlich, dass meine Spende dem Empfänger auch hilft und er die schlimme Krankheit besiegen kann."
Wie lief die Stammzellenspende dann ab?
Kunz: "Zwei Wochen nach der Voruntersuchung musste ich noch einmal Köln. Dort wurde dann eine sogenannte Apherese – also eine Blutwäsche – durchgeführt. Ich habe in beide Arme einen Zugang gelegt bekommen, ähnlich wie beim Blutspenden. Aus dem einen Arm fließt dann das Blut heraus und wird in eine Maschine geleitet. Dort werden die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert. Danach fließt das Blut wieder über den Zugang am anderen Arm in den Körper zurück."
Ist das nicht unangenehm?
Kunz: "Eigentlich nicht. Anfangs ist es ein bisschen seltsam, aber ich habe mich recht schnell daran gewöhnt. Der ganze Prozess dauert aber rund drei Stunden, in denen man liegt und sich nicht wirklich bewegen kann."
Mit deiner Spende hast du aber nun höchstwahrscheinlich ein Leben gerettet. Kennst du die Person, der du die Stammzellen spendest?
Kunz: "Nein, vor der Spende darf man aus rechtlichen Gründen nicht wissen, wer der Empfänger ist. Ich habe danach aber nochmal bei der DKMS angerufen. Mir wurde gesagt, dass es sich bei dem Empfänger um einen Mann aus Israel handelt. Mehr weiß ich nicht. Es besteht aber die Möglichkeit, anonym per Brief oder E-Mail Kontakt zum Empfänger aufzunehmen. Das habe ich auch schon getan. Das läuft auch über die die DKMS. Nach zwei Jahren dürften wir uns theoretisch dann auch treffen."
Möchtest du das dann auch tun?
Kunz: "Auf jeden Fall. Ich denke, es ist ein atemberaubendes Gefühl, wenn man die Person kennen lernen kann, der man das Leben gerettet hat."
Mit dem SC Großschwarzenlohe geht es aus sportlicher Sicht in dieser Spielzeit in der Landesliga Nordost um den Klassenhalt.
Kunz: "Ja, das ist unser großes Ziel. Aktuell stehen wir auf einem Relegationsplatz, bis zu den Nichtabstiegsrängen ist es aber nicht weit. Wir wollen definitiv in der Liga bleiben. Dafür geben wir in der Vorbereitung alles. Ich muss nach meiner Spende allerdings zwei Wochen auf das Mannschaftstraining verzichten. Joggen und Fitnessstudio sind aber erlaubt."