Thomas Künzel, der vor Kurzem das Amt des Kreisvorsitzenden Augsburg übernommen hat, sitzt mir gegenüber und lächelt, als ich ihn frage, wie er zum Fußball gekommen ist. Und tatsächlich schildert er einen ungewöhnlichen Weg, den er in Bezug auf sein Hobby und auch sein Ehrenamt hinter sich hat.
Der 50-Jährige spielte seit frühester Jugend immer Fußball, … aber nicht im Verein! Trotzdem war er in jeder freien Minute mit dem runden Leder unterwegs und übertrug seine Freude daran auch auf seinen Sohn. Als der dann alt genug für die F-Jugend war, marschierten die zwei Männer der Familie Künzel gemeinsam zum Sportplatz in Thierhaupten und sahen sich zusammen das Jugendtraining an. So war für alle beide der erste Schritt auf dem Weg zum Vereinsfußball getan. Thomas heuerte bald als Co-Trainer des Jugendteams an und trainierte in der Folgezeit auch andere Mannschaften bis zu B-Jugend.
Mein Gegenüber berichtet mir von seinem damaligen Wunsch, für den Nachwuchs ein solides Training machen zu wollen und folgerichtig vom Erwerb der Trainerlizenz. Er wurde erst stellvertretender Jugendleiter, dann Jugendleiter, hatte zwischenzeitlich auch das Amt des Vorsitzenden der JFG Unterer Lech inne. So wurde der Jugendkreis Augsburg auf ihn aufmerksam, was eine Berufung zum Jugend-Spielleiter zur Folge hatte.
An diesem Punkt der Unterhaltung stelle ich fest, dass unser neuer Kreisvorsitzender zusätzlich zur Jugendarbeit auch eine aktive Schiedsrichterlaufbahn eingeschlagen hat. Und sein Engagement geht noch weiter: Er erzählt auch von seiner Tätigkeit im Bereich des Konfliktmanagements. So ist er bereits in mehreren Bereichen unseres Verbandsfußballs bewandert, kann auf bereits bestehende Kontakte zurückgreifen und hat ein umfangreiches Grundwissen in Bezug auf die Verbandstätigkeit angesammelt.
Das alles veranlasste den schwäbischen Bezirksvorsitzenden Dr. Christoph Kern auf der Suche nach einem Vorsitzenden für den Kreis Augsburg, bei Thomas Künzel anzufragen.
Für diesen war das zuerst eine Bestätigung und Wertschätzung seiner bisherigen Arbeit, aber wenn man ihn so authentisch erzählen hört, glaubt man ihm unbenommen, dass der damals anstehenden Zusage umfangreiche Überlegungen vorausgingen. Thomas Künzel kontaktierte zuerst seinen Kreis-Jugendleiter Oskar Dankesreiter, dem er eigentlich schon zugesagt hatte, seinen Posten als Kreis-Jugendleiter zu übernehmen. Nachdem er sich dessen O.K. geholt hatte, waren noch einige Gespräche mit dem Bezirksvorsitzenden nötig, um Aufgabenbereiche und Zeitaufwand einzuschätzen. Eines habe er auch unbedingt klarstellen wollen, nämlich die Möglichkeit, weiterhin als Schiri aktiv zu sein.
Nach dieser positiv verlaufenen Findungsphase sagte Thomas Künzel für dieses anspruchsvolle Amt zu und wurde berufen.
Man muss nicht lange fragen, wenn man Schwerpunktsetzungen des neuen Kreisvorsitzenden Augsburg wissen will, dieses Thema schneidet er selbst an: Um unterstützen zu können braucht es vor allem Vertrauen, ein Netzwerk und gute Ideen. Thomas will deshalb Ansprechpartner seiner Vereine sein, will transparent arbeiten und Probleme kreativ und vielleicht auch einmal unkonventionell angehen. Hier hat er bei der Neugewinnung von Schiedsrichtern schon eine Idee umgesetzt; für Vereine, die einen Neuling melden, gibt es im Kreis Augsburg jetzt als kleine Belohnung einen Ball. Ein Wunsch wäre es auch, die Vorgehensweise bei der Schiedsrichterneugewinnung im Kreis zu vereinheitlichen. Als eine sehr ernste Angelegenheit betrachtet der Funktionär den Rückgang der Mannschaftszahlen im Frauen- und Mädchenbereich, wofür er dringend Lösungsansätze sucht. Hier plant er, die Vereine mit ins Boot zu nehmen und mit ihnen und dem Kreis-Jugendleiter über konkrete Maßnahmen wie kleinere Spielfelder, variable Mannschaftszahlen und Pokaltage an wechselnden Orten nachzudenken.
Mein bleibender Eindruck nach diesem Interview ist, dass der BFV Schwaben hier einen Funktionär gefunden hat, der es ernst meint, wenn er sich beim kommenden Kreistag zur Wahl stellt, der innovativ tätig sein will und für alle Fachbereiche des Fußballs in seinem Kreis ein offenes Ohr haben wird. Viel Erfolg und ein glückliches Händchen wünsche ich ihm noch, bevor wir uns verabschieden.