Unser Schiedsrichter-Kollege Vinod Dhanraj lebt seit einigen Jahren in Deutschland und arbeitet in einem großen Konzern als Ingenieur. Die Faszination "Schiedsrichter" möchte Vinod nun auch in Indien ausbauen. Unser Kollege war deswegen in Indien und schildert uns seine Erfahrungen in seinem Heimatland Indien.
Hallo Vinod, wie bist du dazu gekommen in Indien zu pfeifen?
Ich habe während meines Studiums in Indien bis zur Regionalauswahl gespielt, und auch meine Brüder waren Nationalspieler in Indien, also liegt der Fussball in unserer Familie. Als ich vor 3 Jahren meine Familie besuchte, ging ich zum Fussballverband und informierte diesen über mein Refereeing hier in Deutschland. Der Präsident, Herr Andrew Shekhar, war sehr interessiert und hat mich gebeten, mit ihm in Kontakt zu bleiben. Letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit, in der Regionalliga in Indien Schiedsrichter zu sein.
Wie war dein erster Eindruck?
Ich war sehr aufgeregt. Es war mein erstes Spiel in einem großen Stadion mit vielen Reporten, ich war ein bisschen nervös, aber es fühlte sich toll an und das Spiel lief gut.
Welche Erfahrungen hast du in den zwei Wochen gesammelt?
In den zwei Wochen habe ich viel darüber nachgedacht, wie man sich einem Spiel mit unterschiedlichen Bedingungen und Emotionen nähert und als Referee damit umgeht. Am Ende des Tages muss man sich an die Grundlagen halten, was man als Schiedsrichter lernt, und versuchen, die gelernten Fähigkeiten umzusetzen, während man ruhig bleibt und sich voll und ganz auf das Spiel konzentriert.
Wie läuft ein Spieltag in Indien ab?
Als Schiedsrichter musste ich mich 2 Stunden vor dem Spiel mit dem Spielkommissar im Stadion treffen. Von ihm erhielt ich die Mannschaftenaufstellung/Spielerliste und die Trikotfarben. Meine Schiedsrichter-Assistenten und ich hatten dann etwas Zeit, um vor dem Spiel einige Hinweise durchzugehen und aufzufrischen, worauf wir uns konzentrieren müssen. Das Aufwärmen machten wir dann auf dem Spielfeld. Der Unterschied hier ist, dass alle Spiele nur in einem Stadion ausgetragen werden. Alle Spiele in der Regionalliga werden in einem großen Stadion durchgeführt. Von morgens bis abends und innerhalb von einigen Wochen ist die Regionalliga-Saison.
Was ist der Unterschied zwischen Indien und Deutschland in Schiedsrichterwesen?
Am Ende des Tages ist das Schiedsrichterwesen das Gleiche. Der Hauptunterschied ist der Stil des Schiedsrichters. In Indien muss man auf dem Spielfeld mit vielen Emotionen umgehen, in Deutschland ist es eine professionellere Herangehensweise an das Spiel und nicht so emotional auf dem Spielfeld.
In welcher Sprache hast du mit den Spielern geredet?
Ich sprach in insgesamt 4 Sprachen: Englisch, Tamil, Kannada und Hindi. Ich war ein paar Mal verwirrt und sagte einige Dinge auf Deutsch (lacht laut).
Wie ist das Spielniveau in Indien im Vergleich zu Deutschland?
Es ist schwierig das Spielniveau zu vergleichen, da die Bedingungen unterschiedlich sind. In Indien sind es 35 Grad und die Plätze sind etwas kleiner. Der Unterschied besteht darin, dass die Spiele hier in Deutschland viel schneller sind und die Spieler athletischer sind. In Indien ist das Spiel viel langsamer und der Ball wird mehr auf dem Boden gespielt.
Wie ist der Respekt und die Disziplin gegenüber Schiedsrichtern?
Schiedsrichter in Indien bekommen nicht viel Respekt, so dass es viel schwieriger ist als hier in Deutschland. Oftmals ist ein Eingreifen der Polizei erforderlich. Man muss viel härter arbeiten, um sich den Respekt der Spieler zu verdienen. Bei meinem ersten Foul-Pfiff sagte ich "Hey" zu dem Spieler und er wurde daraufhin sehr wütend. (Ex-Kapitän der Indische Fußball Mannschaft). Nach dem Spiel kam er zu mir und entschuldigte sich für sein Verhalten.
Wie sieht die Absprache im Spiel mit den Assistenten aus?
Da beide Schiedsrichterassistenten nationale Schiedsrichter waren, war die Kommunikation sehr gut und mit dem Schiedsrichter Paging Sytem (Funkfahnen) ausgezeichnet.
Teil 2 folgt..............