Dreifacher Grund zur Freude beim TSV Reiterswiesen

Kommersabend des TSV Reiterswiesen als launiger Geschichtsunterricht. Der Gesamtverein feiert sein 125-jähriges, die Fußballabteilung ihr 100-jähriges Jubiläum. Die Vereinsarbeit wird mit der Goldenen Raute des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) gewürdigt.

Natürlich müssen gewisse Regularien sein. Ehrungen verdienter Mitglieder, Auszeichnungen durch den Verband, Dank den langjährigen Mitgliedern und – darauf darf der Verein richtig stolz sein – die Übergabe der Goldenen Raute des BFV. Aber die Vorstandschaft hat den Abend im schönen Ambiente des Bürgerhaus Krone recht kurzweilig gestaltet. Der ehemalige Vorsitzende Egon Göbel moderierte, Martin Seufert und Christian Scheit assistierten, eine Posaunengruppe des Jugendmusikkorps unter der Leitung von Roman Riedel umrahmte musikalisch und TSV-Vorsitzender Wolfgang Beil brachte seinen Rückblick auf 125 Jahre Vereinsleben als launigen Geschichtsunterricht.

Beil ließ die Zeiten anhand von Persönlichkeiten und Ereignissen von damals plastisch vor den Augen der Zuhörerinnen und Zuhörer erscheinen. Geschickt pickte er sich aus der wendungsreichen Vereinsgeschichte witzig-hintergründige, die Zeit widerspiegelnde Anekdoten heraus und zeichnete so das Bild eines erfindungsreichen Vereins, der zwar eingebettet in die Dorfgemeinschaft, doch gerne abseits üblicher Pfade agierte. So z.B., als in den 1960-er Jahren ein neuer Sportplatz auf felsigem Waldgelände – heute steht hier das Hotel Sonnenhügel – gebaut wurde und man sich nur noch mit Sprengungen zu helfen wusste. Streng kontrolliert, abgesegnet von US-Militärregierung und Landratsamt, war der Sprengstoff beschafft, dann aber haarsträubend unter der Rathausstiege deponiert worden. Dann wurde das explosive Paket nicht wie vorgeschrieben mit gesichertem und beschriftetem Fahrzeug transportiert, sondern vom damaligen Vorsitzenden Felix Greubel in eine Decke gewickelt, unter den Arm geklemmt und mit dem Moped hinauf zum neuen Sportgelände gegenüber der Burg gefahren. Alles ist gutgegangen!

Stadion „an der Bodenlaube“
Stolz nannte man den Fußballplatz dann auch „Stadion an der Bodenlaube“ und führt die Burg seither auch im Vereinswappen. Das alles erinnert dann doch irgendwie an „Asterix“ - oder vielleicht noch passender - an die schlitzohrigen Dorfbewohner von „Cloche Merle“ im Beaujolais, der legendären TV-Kultserie der 70-er Jahre. Wolfgang Beil sprach aber auch vom Struktur- und Wertewandel in der Gesellschaft und erinnerte, dass die Sportvereine schon zu Zeiten, als Sport in der Schule noch „Leibeserziehung“ hieß, neben Training, schon Werteerziehung und Gewaltprävention vermittelten. Er zeigte in seiner Rede auf, welche Herausforderungen die Vereine heute zu schultern haben: rückläufiges Engagement im Ehrenamt, steigende Fluktuation bei überbordenden Freizeitmöglichkeiten von Jugendlichen und die Konkurrenz von Fitnessstudios bei den Erwachsenen.

Glückwünsche des Bürgermeisters und des stellvertretenden Landrates
Dies griff auch Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel auf, der sagte, dass er den Verein von Herzen wertschätze. Er erinnerte sich an ein Kindheitserlebnis in jenem „Stadion an der Bodenlaube“ und bezeichnete den TSV mit seinem heutigen Sportgelände als Stadtteil-prägende Säule des Dorflebens. Auch stellvertretender Landrat Emil Müller gratulierte und dankte dem Stadtteilverein für das vielfältige Angebot, das die Wertegemeinschaft des Stadtteils unterstützen hilft.

Auszeichnung mit der Goldenen Raute; Ehrung verdienter & langjähriger Mitglieder
Rainer Lochmüller, BFV-Kreis-Vorsitzender des Fußballkreises Rhön, überreichte dem TSV Reiterswiesen in Anerkennung der herausragenden Stellung des Vereins die Goldene Raute. Zum 100-jährigen Geburtstag der Fußballabteilung überbrachte Lochmüller zudem eine Urkunde, eine DFB-Plakette, ein Geldpräsent und einen Fußball.

Für den Bayerischen Landessportverband (BLSV) zeichnete Edwin Metzler aus dem unterfränkischen Bezirksvorstand die TSV-Aktiven Fabian Renninger mit der Ehrennadel in Silber und Harald Albert mit der Ehrennadel in Gold aus. Die Goldene Nadel mit grünem Kranz erhielt Wolfgang Beil. Martin Seufert und Hubert Vogel durften sich die Nadel in Gold mit Brillanten und Kranz ans Revers heften. Der Kommersabend wurde aber auch genutzt, um langjährigen Mitgliedern Dank zu sagen. So wurden 25 Personen geehrt, die dem Verein seit einem Vierteljahrhundert die Treue halten. Acht Persönlichkeiten sind seit 40 Jahren dabei. 13 Mitglieder unterstützen den Verein seit einem halben Jahrhundert und fünf Mitglieder tragen die Sportgemeinschaft schon 60 Jahre im Herzen. Besonders gefeiert wurde Gebhard Kiesel für sagenhafte 65-jährige Mitgliedschaft und Siegfried Albert ist tatsächlich schon 70 Jahre stolzes Mitglied des TSV. Der Vorsitzende und Christian Scheit überreichten Urkunden und Weinpräsente, bevor der Abend gemütlich ausklang.

Auf dem Foto sind v.l. zu sehen: Rainer Lochmüller (BFV-Kreis-Vorsitzender), Dr. Dirk Vogel (Bgm.), Emil Müller (stellv. Landrat), Martin Seufert, Wolfgang Beil (beide TSV Reiterswiesen), Edwin Metzler (BLSV)

Text/Foto: Werner P. Vogel