Best Practice Ganztag: ATV 1873 Frankonia Nürnberg (Großstadt)

Der ATV 1873 Frankonia ist mit 3.000 Mitgliedern einer der größten Mehrspartenvereine Nürnbergs. Schon vor den Vollkooperationen war der Verein mit Sportarbeitsgemeinschaften (SAGs) an Schulen aktiv. Aus ersten Pilotprojekten entstand ab 2020 eine direkte Ganztagskooperation mit Schulen. Inzwischen betreut der Verein wöchentlich rund 350 Kinder an 4 Schulen in Vollkooperation, einer Teilträgerschaft sowie über weitere SAG-Angebote.

Saskia Tröller betont: „Man muss den Ganztag als eigenständiges Projekt des Vereins sehen. Kinder bleiben immer länger in der Schule – und Vereine sollten hier präsent sein, um ihre Zukunft zu sichern.“

• Vereinsmitglieder: 3000
• Mehrspartenverein in städtischem Ballungsgebiet
• Kooperationsform: Voll- und Teilkooperation, SAGs, Mittagsbetreuung
• Besonderheiten: Hauptamtliche Stelle für die Koordination im Verein

• Ein Betreuungskonzept wurde erstellt und in einer Schulleiterrunde über den Sportservice Nürnberg vorgestellt
• Erste Kooperation über direkte Ansprache einer interessierten Schulleitung vor Ort
• Kaltakquise: Weitere Schulen wurden über Mail und Telefon im Umkreis von 5 km kontaktiert + Ehrenamtliche suchten aktiv Schulen mit Ganztags- oder Mittagsbetreuung
• Saskia Tröller hielt Vorträge auf Vernetzungstreffen und Kongressen und hat so zusätzliche Partner gewonnen

Tipps:

• Ein klares Betreuungskonzept erstellen
• Persönliche Gespräche mit interessierten Schulleitungen sind oft Türöffner
• Aktiv auf Schulen zugehen: Kaltakquise funktioniert – per Mail oder Telefon im Umkreis

In einer Großstadt wie Nürnberg gibt es einen hohen Bedarf an Ganztags- bzw. Mittagsbetreuungsplätzen – Schulen und Kommunen suchen deshalb nach Partnern, die Begleitung und Bewegung für Schülerinnen und Schüler bieten.

• Zentrale Ansprechpartnerin im Verein: Saskia Tröller
• Schulen sollten eine pädagogische Leitung zum Ganztag vor Ort haben
• Regelmäßige Treffen und schriftliche Absprachen mit den Kooperationsschulen

Es ist wichtig sich im Verein grundsätzlich zu dem Thema „Ganztag“ zu besprechen, um abzuklären, ob
der Gesamtverein hinter der Idee steht. Ziele und Erwartungen müssen übergreifend abgeklärt werden.

Angebote:

Der ATV 1873 Frankonia verbindet in seinen Ganztagskooperationen sportliche und pädagogische Inhalte.

• Die Grundschüler können semesterweise zwischen verschiedenen Sportarten wählen – um möglichst viele Kinder zu erreichen und begeistern.
• Angebote sind teilweise klassen-und geschlechterübergreifend, damit Mädchen und Jungen gemeinsam teilnehmen
• Im Fokus steht nicht nur der Sport, sondern auch pädagogische Begleitung: Mittagessen, Hausaufgabenzeit, Freizeitgestaltung.
• Fußball spielt eine zentrale Rolle – als Einstiegsangebot –, wird aber gezielt in ein breiteres Bewegungsangebot eingebettet, sodass möglichst viele Interessen abgedeckt werden können.

Jede Schule hat eine pädagogische Leitung, ergänzt durch Teams von Teilzeitkräften, Minijobbern, Ehrenamtlichen und Übungsleitern. Die meisten verfügen über eine ÜL-C-Lizenz mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendliche, einige bringen z.B. als Fußballtrainer zusätzliche Erfahrung mit. Quereinsteiger sind für nicht sportliche Angebot auch möglich – werden aber gezielt zur Lizenzierung begleitet.

Die Personalsuche erfolgt über externe Plattformen (Indeed, LinkedIn, Vereins-Homepage) sowie über das Vereinsnetzwerk (Flyer, Newsletter).

Tipp von Saskia Tröller: Wenn möglich, frühzeitig eine feste Teilzeitkraft einstellen, die sich um Koordination und Vertretungen kümmert – denn „Schule findet immer statt“.

Die Finanzierung der Ganztagsangebote des ATV 1873 Frankonia erfolgt über Zuschüsse der Regierung von Mittelfranken.

Wichtig zu wissen: Die Auszahlungen erfolgen aktuell zweimal jährlich, wodurch Vereine oft erstmal in Vorleistung gehen müssen.

-> Kooperationen mit weiteren Trägern (z.B. AWO, Caritas, GFI) können hier helfen, da diese die Gehaltszahlungen an Angestellte monatlich übernehmen können.

Laut Saskia Tröller ist ein entscheidender Erfolgsfaktor, die eigenen Leistungen realistisch zu bewerten: „Die Vereine sollen sich nicht unter Wert verkaufen! Die Sportangebote sind wertvoll und so sollte es auch selbst gesehen werden.“

Tipp: Die Regierung ist der richtige Ansprechpartner bei allen Fragen zur Beantragung, Planung und den rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Erfahrungen des ATV Frankonia zeigen, dass die Zusammenarbeit durchweg positiv verläuft.

Alle Informationen und Beratung zur Finanzierung und den Fördermöglichkeiten finden Sie bei Ihrer zugehörigen Landesstelle:

Ansprechpartner für förderrechtliche Fragen

Oberbayern / Niederbayern / Oberpfalz / Oberfranken / Mittelfranken / Unterfranken / Schwaben

Der ATV 1873 Frankonia empfiehlt, klein zu starten – etwa mit einem Projekttag oder einer Sportarbeitsgemeinschaft (SAG) – und das Engagement Schritt für Schritt auszubauen.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen:

• Kinder bewegen sich mehr, probieren neue Sportarten aus und kommen gerne in die Angebote.
• Mitgliedergewinnung ist möglich, u. a. durch automatische Vereinsmitgliedschaft
• Finanzierung und Personalsuche bleiben die größten Herausforderungen
• Kooperationen in der Stadt erleichtern für Vereine den Zugang zu städtischen Hallen und deren Ansprechpersonen

Ein wichtiger Trend: Kinder binden sich immer weniger an eine einzelne Sportart, sondern erleben vielfältige Angebote. Deshalb ist es für Vereine wichtig, die eigene Sportart – etwa Fußball – sichtbar zu machen und den Nachwuchs aktiv heranzuführen.

Zur Mitgliederbindung setzt der ATV zusätzlich auf kreative Maßnahmen: z.B. ein jährlicher Wandertag mit den Partnerschulen aufs Vereinsgelände stärkt die Verbindung von Schule und Verein.

Der ATV 1873 Frankonia plant, seine Ganztagsangebote in den kommenden Jahren auszubauen. Dafür sind zusätzliche finanzielle Mittel entscheidend, um dauerhaft qualifiziertes Personal einstellen zu können.

Besonders der anstehende Rechtsanspruch ab 2026/27 wird die Nachfrage weiter erhöhen. Vereine sollten sich schon jetzt darauf einstellen, dass Kinder länger in der Schule betreut werden – und damit weniger leicht für klassische Vereinsangebote am Nachmittag zur Verfügung stehen.

Herausforderungen und Chancen im Blick

• In Grundschulen ist die Zusammenarbeit oft schwieriger, da viele Kommunen hier bereits auf den Bau von Horten setzen und freie Träger den Vorrang haben.
• Weiterführende Schulen zeigen sich dagegen offener für Vereinskooperationen – ein guter Ansatzpunkt für Ausbau und Mitgliedergewinnung.
• Eltern haben unterschiedliche Betreuungsbedarfe: Manche bevorzugen Horte, andere kurze Mittagsbetreuungen. Vereine können hier mit flexiblen, sportlichen Angeboten punkten

Empfehlungen für Vereine

• Frühzeitig positionieren: Bereits jetzt das Gespräch mit Schulen suchen und Ideen entwickeln.
• Ganztag sollte als eigene Säule gedacht werden.
• Politische Entwicklungen beobachten und auf Landes- und Kommunalebene informieren, welche Fördermöglichkeiten zur Verfügung stehen.
• Netzwerke nutzen: Austausch mit freien Trägern oder mit anderen Vereinen erleichtert den Zugang.