Best Practice Ganztag: SV Schwaig (ländliche Region)

Als die Grundschule Schwaig 2016 Partner für die gebundene Ganztagsbetreuung suchte, wandten sich Schule und Gemeinde an den SV Schwaig. Ziel war es, ein hochwertiges und verlässliches Nachmittagsangebot für die Kinder zu ermöglichen.

Für den SV Schwaig eröffnete sich damit eine große Chance. Denn Ganztagsangebote sind weit mehr als reine Betreuung – sie sind eine Bühne für Vereine, um ihre Stärken sichtbar zu machen, Kinder frühzeitig an Sport und die Gemeinschaft heranzuführen und Familien dauerhaft an den Verein zu binden. Oder, wie Koordinator Gerhard Bassimir es formuliert: „Ein Verein, der eine Zukunft haben will, muss sich in dieses Umfeld bewegen, damit er mittel- und langfristig überleben kann. Man darf nicht mehr vertrauen, dass die Kinder von selbst kommen.“

• Vereinsmitglieder: 1550
• Mehrspartenverein in einer ländlichen Gemeinde mit knapp 9000 Einwohnern
• Kooperationsform: Direkt- bzw. Vollkooperation mit der Schule
• Besonderheiten: Verein ist ausschließlich ehrenamtlich geführt

Kernstück der Organisation ist ein einfaches System: Auf Vereinsseite verantwortet Gerhard Bassimir die Planung, während die Rektorin die Koordination innerhalb der Schule übernimmt. Dadurch gibt es für beide Seiten feste Ansprechpartner und eine direkte Abstimmung.

• Start mit nur einer Klasse, inzwischen 6 Klassen bei 16 verschiedene Kurse/Angebote
• Inhalte: Sport, Musik, Kreatives, Sprachförderung
• Durchführung in Kleingruppen von 8–12 Kindern direkt auf dem Schulgelände
• Zusätzlich: 3 festangestellte Kräfte für die Mittagessenbetreuung
• Schwerpunkte dort: Begleitung des Essens + Vermittlung von Tischkultur und Benimmregeln

Der Verein selbst führt nicht die Angebote aus, sondern steht als Vermittler und organisatorischer Mitgestalter zwischen Schule und Referenten.

Die Finanzierung der Ganztagsangebote erfolgt in erster Linie über Zuschüsse der Regierung von Mittelfranken. Pro Klasse stellt die Gemeinde ein Förderung von bis zu 3500 Euro im Schuljahr bereit. Der tatsächliche Zuschussbetrag wird dann über eine Abrechnung an die Gemeinde ermittelt.

Zusätzlich kalkuliert der Verein einen Anteil von je 10 Prozent der Zuschüsse für Organisations- und Koordinationskosten, die dann in die eigene Vereinsarbeit zurückfließen.

Alle Informationen zur Finanzierung und den Fördermöglichkeiten finden Sie bei Ihrer zugehörigen Landesstelle:

Ansprechpartner für förderrechtliche Fragen

Oberbayern / Niederbayern / Oberpfalz / Oberfranken / Mittelfranken / Unterfranken / Schwaben

Im Unterschied zum offenen Ganztag muss beim gebundenen Ganztag die Person, die die Betreuung koordiniert – im Fall des SV Schwaig, Gerhard Bassimir – einen „Qualitätsnachweis“ der zuständigen Regierung erbringen.

Team aus:

• Übungsleitern
• Freiberuflern
• Studenten

Viele verfügen über Trainerlizenzen oder befinden sich im Lehramtsstudium und bringen so fachliche wie pädagogische Qualifikationen mit. Einige Lehramtsanwärter waren bereits zuvor an der Grundschule Schwaig tätig, was den Einstieg in die Arbeit erleichterte.

Die Suche erfolgte über:

• Hochschulen,
• Social-Media,
• Vereins-Homepage,
• regionale Veranstaltungen,

sowie Maßnahmen wie ein großes Werbebanner an einer stark befahrenen Straße. So gelingt es dem SV Schwaig, regelmäßig engagierte Referenten zu gewinnen.

Aktuell stehen acht Referenten für die Ganztagsangebote zur Verfügung.

Sie schließen Honorarverträge mit dem Verein ab und werden direkt über diesen bezahlt. Die zeitliche Abstimmung erfolgt flexibel: Bereits im September werden die ersten Termine und Fächerwünsche mit den Referenten abgesprochen. Mit Beginn des Wintersemesters im Oktober wird der feste Stundenplan erstellt, angepasst an die Vorlesungszeiten der Studierenden.

Tipps zur Personalsuche:

• Frühzeitig klären, welche Qualifikationen oder Nachweise erfüllt werden müssen
• Eigene Netzwerke pflegen und nutzen
• Unterschiedliche Kanäle für die Suche einsetzen – von Hochschulen bis lokale Veranstaltungen
• Einsatzzeiten klar mit dem Personal abstimmen.

Die Regierung von Mittelfranken erfordert einen formalen Kooperationsvertrag sowie Leistungsnachweise, in denen dokumentiert wird, welche Tätigkeiten eine Person pro Zeiteinheit übernimmt. Herausfordernd gestaltet sich in diesem Fall jedoch der zeitliche Ablauf: Während die Ganztagsangebote bereits beginnen müssten, werden die notwendigen Antragsunterlagen häufig erst Ende Juli bereitgestellt.

Die endgültigen Genehmigungen und Aufträge erfolgen dann meist erst zwischen Mitte und Ende Oktober. In dieser Übergangszeit fehlt dem Verein die offizielle Legitimation durch die Regierung, sodass Verträge mit Lehrkräften nur auf unsicherer Grundlage geschlossen werden können. Diese Verzögerungen erschweren die Planung und stellen eine der größten Hürden dar.

Empfehlungen für andere Vereine:

• Schon vor Veröffentlichung der Unterlagen den Austausch mit der zuständigen Regierung suchen.
• Bereits im Vorfeld Lehrkräfte und Referent:innen ansprechen, um bei Genehmigung sofort starten zu können.
• Aufzeichnungen über Tätigkeiten und Zeitaufwand führen, damit Leistungsnachweise problemlos erbracht werden können.

Um in der Ganztagsbetreuung abgesichert zu sein, profitieren alle Vereine bereits von der ARAG-Sportversicherung des BLSV. Diese bietet Vereinen – welche einen schriftlichen Kooperationsvertrag mit der Schule im Ganztag haben - grundsätzlich einen guten Versicherungsschutz.

Alle Informationen zur ARAG-Sportversicherung des BLSV findet Ihr hier: ARAG Sportversicherung - BLSV

Darüber hinaus hat der SV Schwaig ergänzend eine Vereinshaftpflicht- sowie eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen, um die Absicherung noch breiter aufzustellen. Diese zusätzlichen Versicherungen schützen sowohl den Verein als auch die Schule und die beteiligten Referent:innen.

Für Vereine lohnt es sich daher, frühzeitig zu prüfen:

• Welche Versicherungen bestehen bereits?
• Welche zusätzlichen Leistungen sind für die Ganztagsangebote sinnvoll?

Wer ist konkret abgesichert? (Verein, Referentinnen/Referenten, Kinder, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer)

Die bisherigen Erfahrungen zeigen deutlich: Die Kooperation im Ganztag ist ein großer Gewinn – sowohl für die Kinder und Eltern als auch für den Verein selbst. Durch die Angebote konnte der Bekanntheitsgrad des Vereins spürbar gesteigert werden, was sich nicht nur in der Mitgliedergewinnung, sondern auch in der Wahrnehmung als Teil öffentlicher Verantwortung widerspiegelt.

Für die Zukunft besteht die Möglichkeit, die Angebote je nach Zahl der Ganztagsklassen flexibel auszubauen. Eltern äußern durchweg positive Rückmeldungen, da jedes Kind ein passendes Angebot findet. Gleichzeitig profitieren die Vereine auch selbst: Sie schaffen zusätzliche Einnahmen für ihre ehrenamtliche Arbeit und positionieren sich langfristig als wichtiger Partner in der Gemeinde.

• Engagement ist entscheidend: wer sich aktiv einbringt, bleibt an den Kindern und Jugendlichen
• Klein anfangen: Gerade für kleine Vereine eignen sich zunächst kleinere Angebote oder Sportarbeitsgemeinschaften (SAGs), die später ausgebaut werden können.
• Gespräche mit Schulen eröffnen neue Möglichkeiten
• Mit anderen Vereinen über einen freien Träger zusammenarbeiten

Damit wird deutlich: Ganztagskooperationen sind eine echte Chance für Vereine.