Hier findest du unterhaltsame Fußballfilme und -Serien, interessante Bücher und starke Podcasts zum Thema Fußball, die jeder echte Fußballfan gesehen, gelesen und gehört haben sollte.
(Norman Mailer, Neil Leifer, Howard Bingham, 2022, TASCHEN, www.taschen.com)
Zwei der besten Schwergewichtsboxer aller Zeiten, ein spektakuläres Setting im afrikanischen Dschungel, ein exzentrischer Boxpromoter mit Starkstromfrisur, zwielichtiger Vergangenheit, Gespür für Vermarktung und griffige Slogans, zudem ein böser Bube als Finanzier – das waren die hollywoodreifen Rahmenbedingungen für den bis heute größten Boxkampf aller Zeiten, der als „Rumble in the Jungle“ in die Geschichte eingegangen ist. Am 30. Oktober 1974 standen sich in Kinshasa in Zaire (heute: Demokratische Republik Kongo) Titelverteidiger George Foreman und Herausforderer Muhammad Ali, der seine besten Tage hinter sich zu haben schien, gegenüber. Vor über 100.000 Zuschauer*innen im „Stade du 20 Mai“ und einem Millionenpublikum an den TV-Geräten schickte Außenseiter Ali den amtierenden und nach zuvor 40 Kämpfen ohne Niederlage favorisierten Schwergewichts-Weltmeister in der achten Runde auf die Bretter und meldete sich sieben Jahre, nachdem ihm der Weltmeistertitel aufgrund der Weigerung, seinen Wehrdienst bei der US Army anzutreten, aberkannt worden war, eindrucksvoll zurück. „They never come back“? Von wegen! Der Rest ist Geschichte.
Ein zweifacher Purlitzer-Preisträger, zwei der renommiertesten Fotografen der Boxhistorie und ein Verlag, der genau weiß, wie man Bild und Text in einem hochwertigen Druck eindrucksvoll in Szene setzt: Das sind die Zutaten für einen dieser Tage im renommierten TASCHEN-Verlag unter dem schlichten, wie treffenden Titel „The Fight“ erschienen opulenten Band, der diesem Jahrhundertkampf auf 260 Seiten ein würdiges Denkmal setzt. Starautor Norman Mailer geht in seinen eindringlichen Schilderungen nicht nur auf die rein sportliche Seite des Events ein, sondern widmet sich auch der Vorgeschichte des Kampfes, beleuchtet, welche Rolle dabei Promoter Don King gespielt hat und thematisiert auch die Rezeption und die politische Dimension des Fights, den Diktator Mobutu Sese Seko zu Selbstvermarktungszwecken eigennützig finanziert hatte: „A fight between two Blacks in a Black nation, organized by Blacks and seen by the whole world; that is a victory for Mobutism.”
Die Fotos von Neil Leifer und Howard L. Bingham sind die visuelle Entsprechung zu Mailers literarischen Reportagen, die ursprünglich bereits im Jahr nach dem historischen Faustkampf unter identischen Titel erschienen waren und hier in gekürzter Fassung Verwendung finden – erstmals opulent bebildert. Viele der Farb- und Schwarzweiß-Bilder sind heute Ikonen der Sportfotografie – auch, weil sie sich nicht allein auf die Runden im Ring beschränken, sondern private und intime Einblicke hinter die Kulissen gewähren: Ali mit Gehstock am Ufer des Kongos. Ali beim Dschungel-Spaziergang mit dem Leopardenfell-bemützten Diktator Mobutu. Ali beim Bad in der Menschenmenge, die ihm frenetisch zujubelt. Der Klunker behangene, Zigarre paffende Promotor Don King im schwarzen Anzug und weißen Manschettenhemd. Ali, der auf den vom Ringrichter angezählten Foreman herabblickt – alles Motive, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.
Ein echter Leckerbissen – nicht nur für Boxenthusiasten, sondern für alle, die sich für Sport(geschichte) generell interessieren. Passend zum Inhalt ist „The Fight“ ein echtes Schwergewicht, bringt bei 260 Seiten stattliche 2,5 Kilo auf die Waage und ist dank schwerem Papier und Fold-Outs auch haptisch ein echtes Erlebnis.
TASCHEN
Norman Mailer. Neil Leifer. Howard Bingham. The Fight
Hardcover, 28 x 33,8 cm, 2,50 kg, 260 Seiten
80 Euro
www.taschen.com
(Jean-Philippe Toussaint, 2016, Frankfurter Verlagsanstalt)
Fußball und Philosophie, das passt nicht zusammen? Der belgische Schriftsteller Jean-Philippe Toussaint beweist in seinem 2016 erschienen Werk Fussball das genaue Gegenteil und nimmt den Leser mit auf eine Reise in die eigene Kindheit, den Ursprung seiner Liebe für den Fußball und wahrscheinlich der eines jeden Fußballliebhabers. Fussball ist somit kein Roman, sondern vielmehr ein autobiographisches Werk, welches sich in zwei Teile gliedert. Während es Toussaint im ersten Teil um die Details, die Symbole und auch philosophische Termini geht, die dem Fußball erst seine Magie verleihen, spricht der Autor im zweiten Teil seines Werks in chronologischer Reihenfolge ausgehend von der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich bis zu jener 2014 in Brasilien von seinen ganz persönlichen Erfahrungen. Die Kunst des Autors besteht dabei darin, den Leser*innen auf 122 Seiten sich selbst ihrer Erinnerungen an vergangene Weltmeisterschaften zu vergegenwärtigen, sie aus ihrem Langzeitgedächtnis zu kramen und mit einem Schmunzeln oder einer Träne nochmals zu erleben. Wo war ich, als Cafú die goldene Trophäe in den Himmel über Yokohama reckte? Wo beim unvergesslichen 7:1-Sieg im Maracanã, der Revanche der deutschen Nationalmannschaft gegen den Gastgeber Brasilien für das verlorene WM-Finale 2002? In diesem Sinne ist Fußball nicht nur das Werk Toussaints, sondern auch der vielen fußballverrückten Leser*innen, die mithilfe Toussaints den unzertrennbaren Faden zwischen dem Fußball und der Zeit begreifen. „In dem Maße, in dem ich älter werde, wird mir bewusst, wie sehr der Fußball an Jahreszeiten gebunden ist, oder besser, dass es eine Fußballsaison gibt, wie eine Kirschsaison oder eine Erdbeersaison, eine glückselige Zeit im Jahr, die alle (immer im Juni und Juli, was die Fußball-Weltmeisterschaft angeht) vier Jahre mit der Pünktlichkeit einer saisonalen Schaltjahresfrucht wiederkehrt.“ Auch wenn bei der im November bevorstehenden WM in Katar mit dem in der Klammer stehenden Gesetz erstmalig gebrochen wird, Toussaints Worte verlieren dadurch nicht an Bedeutung, nein - stattdessen führt uns der Autor einen weiteren möglichen Grund vor Augen, weshalb uns vor dieser fragwürdigen Weltmeisterschaft die einstige Vorfreude abhandengekommen ist: „[…] ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich beginne, älter zu werden und sich die Kindheit und die Träume von mir entfernen, aber es fängt an, dass ich vom Fußball die Nase ein wenig voll habe.“
(David Sumpter, 2016, ecowin Verlag)
Was haben Fußballmannschaften mit dem Schwarmverhalten von Fischen gemeinsam? Fallen Tore im Fußball gemäß der Poisson-Verteilung? Was ist eigentlich die Spieltheorie? Fragen, die man sich als Fußballfan zwar nicht unbedingt stellt, die David Sumpter aber ausführlich beantwortet. Wer ein Faible für die Faszination der Zahlen hat, dem sei das Buch des Professors für Angewandte Mathematik an der schwedischen Universität Uppsala ans Herz gelegt.
(Christian Eichler, 2017, Droemer Verlag)
Ein Spiel dauert 90 Minuten. Dass man noch viel mehr aus dieser – zumindest im Fußball – magischen Zahl herausholen kann, zeigt Christian Eichler. In seinem Buch erzählt der Sportredakteur die Geschichte von 90 bedeutsamen Fußballspielen, darunter Triumphe krasser Außenseiter, legendäre WM-Endspiele oder das „Finale dahoam“. Eichlers „virtuose Ballstafette durch mehr als 150 Jahre Fußballgeschichte“ wurde 2018 als Fußballbuch des Jahres ausgezeichnet.
(Jonathan Wilson, 2011, Verlag Die Werkstatt)
Schonmal was von der „Schottischen Furche“ gehört? Nein? Dann wird es höchste Zeit! Wer sich für das Thema Fußballtaktik interessiert, kommt an Jonathan Wilsons Meisterwerk nicht vorbei. In einer fesselnden Geschichte beschreibt Wilson die Entwicklung des Spiels von den chaotischen Anfängen im viktorianischen England bis zum Hochgeschwindigkeits-Fußball des FC Barcelona im 21. Jahrhundert.
(Bernd-M. Beyer, 2017, Verlag Die Werkstatt)
Europameister 1972, Weltmeister 1974: Helmut Schön ist bis heute der erfolgreichste Bundestrainer. Doch sein Leben erzählt nicht nur vom Fußball, sondern ist vor allem ein Stück deutsche Geschichte. Spieler und Zuschauer-Idol in der NS-Zeit, Nationaltrainer in der DDR und dem damals selbstständigen Saarland sowie Bundestrainer in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche. Bernd-M. Beyers Biografie ist weit mehr als nur ein Fußballbuch.
(Wolff-Christoph Fuss, 2014, btb Verlag)
Wolff-Christoph Fuss ist bekannt für seine spontanen Sprüche wie etwa „Hasta la vista, Bayern finalista“. In seinem „Fuss-Ball-Buch“ führt der Sportkommentator stets amüsant und mit einer Portion Selbstironie durch seine Fußballwelt, erzählt kurzweilig über die Anfänge seiner Karriere, über unvergessene Spiele und Pannen und stellt auch die (Team-)Arbeit eines Kommentators vor. Eine Leseempfehlung für alle Hobby-Kommentatoren zuhause.
(Nick Hornby, 1992, Verlag Kiepenheuer & Witsch)
Fever Pitch ist legendär und laut TAZ „das beste Fußballbuch, das jemals geschrieben wurde. Und das ist noch maßlos untertrieben.“ Wer „Fever Pitch“ nicht kennt, der hat den Fußball nie geliebt – um es salopp zu sagen. Also: Buch besorgen und sofort lesen – am besten im englischen Original!
(Christoph Biermann, 2010, Verlag Kiepenheuer & Witsch)
Mit seiner Fußball-Matrix begibt sich der renommierte Journalist Christoph Biermann auf die „Suche nach dem perfekten Spiel“ und beschäftigt sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit der Frage: Lässt sich Fußball berechnen? Fazit der Süddeutschen Zeitung: „Wer sich wirklich für Fußball interessiert, der möge dieses großartige Buch lesen.“ Das gilt übrigens auch für den Nachfolger „Matchplan – Die neue Fußball-Matrix“.
(Raphael Honigstein, 2017, ullstein extra)
Jürgen Klopp ist der wohl bekannteste deutsche Fußballtrainer der vergangenen Jahre. Doch wie wurde aus dem mittelmäßigen Zweitligaspieler des FSV Mainz 05 der Erfolgscoach zweier Traditionsklubs? Sportjournalist Raphael Honigstein erzählt „Kloppos“ Werdegang mit viel Liebe zum Detail. Dabei lässt er alte Weggefährten zu Wort kommen, gibt aber auch Einblicke in Klopps Gefühlswelt und kommt auf diese Art und Weise dem Menschen Jürgen Klopp so nah wie noch keiner zuvor.
(Benjamin Kuhlhoff & Ilja Behnisch, 2018, Piper Verlag) Der „wahre“ Fußball wird nicht in der Bundesliga oder Champions League gespielt, sondern in den Amateurklassen. Dort, wo die Duschen kalt sind, die Trikots müffeln und die Akteure auf dem Platz nicht mit dem größten Talent gesegnet sind. Die 11FREUNDE-Redakteure Benjamin Kuhlhoff und Ilja Behnisch begleiten einen typischen Dorfverein, der mitten im Abstiegskampf steckt, und schildern dabei eindrucksvoll die Faszination, die der Amateurfußball mit sich bringt.
(Ronald Reng, 2013, Piper Verlag)
Roland Reng beleuchtet das 50-jährige Jubiläum der Fußball-Bundesliga auf einzigartige Art und Weise. Der Robert-Enke-Biograf zeichnet den Weg und die Entwicklung der Bundesliga von einer biederen Spielklasse zu einem hochprofessionellen Wirtschaftsfaktor anhand eines einzigen Mannes nach: Heinz Höher, der wohl nur wirklichen Fußball-Insidern ein Begriff ist, aber in den ersten 50 Jahren Bundesliga immer mit dabei war – als Spieler, Trainer, Sportdirektor oder Talentscout.
(Campino, bürgerlich: Andreas Frege, Piper Verlag, 2020)
Dass Campino (bürgerlicher Name: Andreas Frege), Sänger und Frontmann der Toten Hosen, glühender Fußballfan ist, ist hinlänglich bekannt. Hat er doch mit seiner Band mit „Bayern“ einen Song geschrieben, der vielen Fußballfans in Deutschland aus der Seele sprechen dürfte – und mit „An Tagen wie diesen“ ein paar Jahre später eine der universellen Fußballhymnen nachgeliefert, auf die sich dann endgültig alle im Stadion einigen konnten. In seiner Brust schlagen freilich zwei Herzen: Eines für die Fortuna aus Düsseldorf. Die Band griff dem Traditionsverein Anfang der 2000er Jahre schon einmal mit einer Million Mark finanziell unter die Arme, um dem Klub nach dem Abstieg in die Viertklassigkeit das Überleben zu sichern. Das zweite für den FC Liverpool, den er regelmäßig im Stadion an der Anfield Road anfeuert, wenn nicht gerade eine Pandemie wütet. Das 368-seitige Werk ist dabei weit mehr als „nur“ ein Fußballbuch. Die liebevoll und humorvoll geschriebene Biografie gewährt auch intime Einblicke in das Leben von Andreas Frege, der als Kind einer englischen Mutter und eines deutschen Vaters, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geheiratet hatten, zur Welt kam. Sie legten ihm die Liebe zum Punkrock, für England und den Fußball in die Wiege. Auch aktuelle Themen wie der Brexit kommen zur Sprache – wozu Campino, der neben der deutschen auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt, eine fundierte persönliche Meinung hat. Und natürlich der Corona-Lockdown, vor dem auch die Premier League nicht verschont blieb und der dem FC Liverpool beinahe eine fast perfekte Saison und den ersten Meistertitel seit 30 Jahren gekostet hätte.
(Christoph Bausenwein, Verlag Die Werkstatt, 2020)
Ein Phänomen. Ein Mann, der für alles werben kann, der heute das und morgen genau das Gegenteil davon behauptet. In diesem fotolastigen Buch über den letzten deutschen „Kaiser“ zeichnet Autor Christoph Bausenwein die Karriere Franz Beckenbauers nach – von der Watschn, die ihn zum FC Bayern brachte, über das Europapokal-Triple mit den „Roten“ bis zum WM-Gewinn als DFB-Teamchef – und dem späten Schatten, der sich über die WM 2006 legte.
(Ulrich Kühne-Hellmessen, Verlag Die Werkstatt, 2020)
In ist, wer drin ist! Wer in Fußball-Deutschland was zu sagen hat, darf auf den Seiten 146 bis 157 auf keinen Fall fehlen. Denn dort gibt’s die Gästeliste aus über 1000 Sendungen. Seit 25 Jahren wird immer sonntags um elf der „Doppelpass“ bei SPORT1 gespielt. Alleine schon die vielen Sprüche, die zur Frühschoppenzeit geboren worden sind, würden ein Buch füllen – und die besten fehlen natürlich nicht. Das Buch zur Kultsendung aber blickt auch hinter die Kulissen, Stars erzählen von ihren Auftritten, die Macher sprechen über die Geburt des Klassikers. PS: BFV-Präsident Rainer Koch findet sich mit sechs Besuchen auf Seite 151.
(Christian Habermeier, Sebastian Jäger, Taschen-Verlag, 2020)
Drei (weiße) Streifen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des modernen Sports: Bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki schrieb der tschechische Langstreckenläufer Emil Zátopek Geschichte – mit drei Goldmedaillen über die 5000- und 10.000-Meter-Distanz sowie im Marathon. Zwei Jahre später feierte die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz mit einem 3:2-Sieg gegen die favorisierten Ungarn das „Wunder von Bern“. 1974 und 1990 schossen Gerd Müller und Andreas Brehme Deutschland bei den WM-Endspielen in München und Rom erneut auf den Fußballthron. Vier Ereignisse, die Sportgeschichte geschrieben haben und eines gemeinsam haben: Die Athleten setzten auf Schuhe aus dem Hause adidas, jener Firma, die Adolf „Adi“ Dassler 1924 gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf in der elterlichen Waschküche gegründet und mit Ehrgeiz, Erfindungsreichtum und Innovationsdrang zum Weltmarktführer geformt hat. Und die Reihe ließe sich beinahe beliebig fortschreiben – jahrzehnte- und sportartenübergreifend: Muhammad Ali, Haile Gebrselassie, Franz Beckenbauer, Heike Henkel, Georg Hackl, Joe Frazier, George Foreman, Vitali Klitschko, David Beckham oder Lionel Messi setzten und setzen auf das Know-how aus Herzogenaurach. Viele Original-Schuhe, in denen Boxlegenden, Fußball-Götter und -Kaiser, Leichtathleten, Weltmeister, Olympiasieger und Weltrekordhalter Sportgeschichte geschrieben haben, schlummern heute in den Archiven der Firma, weil Adi Dassler seit je her einen engen Austausch mit seinen Athleten pflegte und um Rückgabe der getragenen Schuhe bat, um Schwachstellen auszumerzen, sie weiter zu entwickeln und so exakt auf die Bedürfnisse der Sportler zuzuschneiden. Den beiden Fotografen Christian Habermeier und Sebastian Jäger hat adidas für ein Buchprojekt über mehrere Jahre Einblicke in die immense Sammlung gewährt. Herausgekommen ist ein opulenter Bildband, der beim renommierten Taschen-Verlag erschienen ist, bei 644 Seiten über fünf Kilo auf die Waage bringt und die Erfolgsgeschichte des Sportartikel-Herstellers liebevoll nachzeichnet. Viele der Schuhe tragen persönliche Widmungen und Autogramme, wie die legendären weißen Boxstiefel, die Muhammad Ali erstmals 1966 beim Kampf gegen Karl Miltenberg in Frankfurt trug, auf anderen sind die historischen Fakten vermerkt – beispielsweise auf den Schlappen von Max Morlock, der Deutschland am 4. Juli 1954 im Berner Wankdorfstadion mit seinem Anschlusstreffer gegen Ungarn zurück ins Spiel gebracht hatte. Der Ausgang ist bekannt. Andere sind mit Gold oder Bronze überzogen – wie Gerd Müllers Modell „Hat-trick“, mit dem der „Bomber der Nation“ Deutschland 1974 zum zweiten WM-Titel schoss, der Schuh, mit dem Geoff Hurst im WM-Endspiel 1966 drei der vier Treffer gegen Deutschland beim bislang einzigen WM-Titel der Engländer erzielte – darunter das legendäre Wembley-Tor – oder der „World Cup SL“, mit dem Andreas Brehme 1990 im Endspiel vom Punkt aus Argentiniens Elfmeterkiller Sergio Goycochea überwand. Manche Bilder geben auch Aufschluss über besondere Spielvorlieben ihrer Träger: So schaffte es Kaiser Franz Beckenbauer mit unzähligen Außenrist-Pässen, das robuste Schuhwerk komplett zu durchlöchern.
Nicht nur die großartigen Fotos wissen zu begeistern, sondern auch die liebevollen Essays, die die Firmengeschichte detailliert nachzeichnen und tiefe Einblicke in den Erfindungsreichtum geben, sowie die Bildunterschriften, die den Leser mit auf eine Zeitreise nehmen und die einmaligen Erfolgsgeschichten hinter den Fotos erzählen. Ein beeindruckendes Buch für jeden, der sich für Sport interessiert.
(Megan Rapinoe mit Emma Brockes, Goldmann Verlag, 2020)
Die Kapitänin der US-Frauen-Nationalmannschaft Megan Rapinoe ist weit mehr als nur eine erfolgreiche Fußballerin – sie ist mit ihren kritischen, klaren und selbstbewussten Aussagen zur Ikone im Kampf gegen jede Form der Ungerechtigkeit und Diskriminierung geworden. Spätestens seit der Weltmeisterschaft der Frauen 2019 in Frankreich ist die 35-jährige Rapinoe auch vielen deutschen Fußballfans ein Begriff. Sie erteilte US-Präsident Trump auf einer Pressekonferenz mit den Worten „I am not going to the f******* White House“ („Ich werde nicht ins verdammte Weiße Haus gehen“) eine klare öffentliche Absage. Im darauffolgenden Viertelfinale gegen die Gastgeberinnen aus Frankreich traf sie, unbeeindruckt von Trumps Provokationen via Twitter, doppelt. Ihre Jubelpose, breite Brust, ausgestreckte Arme, leicht angehobener Kopf, triumphierendes Grinsen, ging um die Welt: Rapinoe ist eine Fußballerin, die für so viel mehr steht, als allein für den sportlichen Erfolg.
In ONE LIFE erzählt die zweifache Weltmeisterin (2015, 2019), Olympiasiegerin (2012) und FIFA-Weltfußballerin des Jahres 2019, wie aus der ruhigen, sportbegeisterten Megan aus der konservativen US-Kleinstadt Redding eine weltberühmte Fußballerin und Aktivistin wurde. Sie erzählt, was sie nach dem zweiten Platz bei der WM 2011 dazu bewog, sich als erste amerikanische Fußballspielerin in einem Interview öffentlich zu ihrer Homosexualität zu bekennen. Und damit nicht genug: Rapinoe beschreibt in ONE LIFE ihren Kampf gegen Rassismus und Polizeibrutalität, ihren Einsatz für die Rechte der LGBTQ*-Community und untermauert ihre Forderung nach gerechterer Bezahlung von Frauen, nicht nur im Sport. Sie hat als eine der wenigen weltbekannten Sportler*innen verstanden, dass großer Erfolg mit noch größerer Verantwortung einhergeht und wird dabei nie müde die eine entscheidende Frage an ihre Leser*innen zu stellen: Was wirst DU tun, um unsere Welt ein bisschen besser zu machen?
(Wolff-Christoph Fuss, C.Bertelsmann Verlag, 2020)
Gerade noch rechtzeitig zum lukrativen Weihnachtsgeschäft legt Wolff-Christoph Fuss sein zweites „Fuss-Ball-Buch“ vor. In „Geisterball“ widmet sich der Sky-Moderator dem Fußball in Zeiten der Corona-Pandemie: Wie verändert es die Arbeit als Kommentator, wenn man gefühlt alleine auf der Tribüne sitzt? Welchen Einfluss hat es auf einen Klassiker wie das Rheinderby zwischen Gladbach und Köln, wenn die aufgepeitschte Stimmung auf den Rängen fehlt? Fuss nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise, die mit der erstmaligen Absage eines kompletten Spieltags in der Geschichte der Bundesliga am 13. März 2020 beginnt und schließlich im Triple-Gewinn des FC Bayern München gipfelt. Intime Einblicke, messerscharfe Beobachtungen und pointierte Anekdoten garantieren unterhaltsame Stunden auf der Couch.
(Hans Woller, C.H. Beck Verlag, 2019)
Gerd Müller zählt zu den prägendsten Figuren der deutschen Fußballgeschichte, keine Frage. Und doch wurde das Leben des „Bombers der Nation“ noch nie so umfassend beleuchtet wie in der Biografie des Historikers Hans Woller, dem zugleich ein Stück Zeitgeschichte gelungen ist. Umso bemerkenswerter ist das, weil der Protagonist aufgrund seiner Alzheimer-Krankheit nicht mehr selbst Auskunft geben konnte. Eine umfassende Archiv-Recherche sowie über 60 Zeitzeugen-Interviews bildeten die Basis für Wollers Werk, das kürzlich von der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur zum Fußballbuch des Jahres 2020 gekürt wurde und ein vielschichtiges, aber auch differenzierendes Bild von Müllers einzigartiger Karriere zeichnet und dabei auch die Geschichte des FC Bayern München stets im Blick hat.
(Ronald Reng, KiWi Verlag, 2002)
Die wahre Geschichte von Torwart Lars Leese ist ein echter Klassiker in der Fußball-Literatur. Autor Ronald Reng beschreibt den Weg des Torhüters aus den Niederungen des Amateurfußballs bis hin in die Premier League – und wieder zurück. Ehrlich, authentisch, emotional. Und er spricht damit wahrscheinlich jedem Amateurfußballer aus dem Herzen, der heimlich von der ganz großen Karriere träumt oder geträumt hat. Als Leser feiert man mit dem Keeper Siege, fiebert mit, wenn es um die Position des erstens Torwarts im Verein geht, gönnt ihm den Erfolg in der Profi-Welt. Das Buch zeigt aber auch die Schattenseiten des Geschäfts auf: streitbare Trainer, unsichere Vertragssituationen, dubiose Spielerberater, Drucksituationen im Spiel. Torwart Leese erlebt, wie nah Glück und Pech, Aufstieg und Fall im Profisport beieinander liegen. Am Ende kehrt er nach unzähligen Enttäuschungen in den Amateurfußball zurück und findet so die Liebe zum Spiel wieder. Dennoch: Leese hat seinen Traum gelebt. Der Traumhüter ist eine Biografie, die zwar bereits 2002 erschien, mit der sich aber bis heute jeder Amateurfußballer identifizieren kann. Ein klarer Geschenktipp zu Weihnachten.
(Christoph Härringer, Stiebner Verlag, 2020)
Nicht nur die Titelseite dieser „Spielmacher*in“- Ausgabe trägt die Handschrift des Karikaturisten Christoph Härringer. „Härringers Spottschau“ spielt seit einem Jahrzehnt in der „Champions League“ der meistveröffentlichten Zeitungscomics mit: Millionen Leser verfolgen Woche für Woche die kleinen Geschichten um die Stars und Sternchen der Fußballszene – obwohl sie dort kaum je einen Ball zu Gesicht bekommen. Fast alles dreht sich um die Hintermänner; um all die Funktionäre, Manager und Trainer, die abseits des Rasens das eigentliche Spiel bestimmen. Auch die Ausgabe 2020 zeigt wieder gewohnt pointiert und witzig die besten Karikaturen aus dem Fußball-Jahr
(Neil Leifer, Taschen-Verlag, 2020)
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort – mit der passenden Ausrüstung, einem perfekt geschulten Auge und einem unglaublichen Gefühl für den Augenblick: Über 60 Jahre lang hat der amerikanische Sportfotograf Neil Leifer für so renommierte Magazine wie Sports Illustrated oder das Time Magazin den internationalen Box-Sport begleitet und dabei Fotos für die Ewigkeit geschossen. Selbst wem sein Name nichts sagt, dürfte mit vielen seiner Arbeiten vertraut sein, nicht zuletzt, weil seine eigene Karriere eng mit der des größten Boxers aller Zeiten verknüpft ist: Muhammad Ali (bürgerlich: Cassius Marcellus Clay). Leifer war mit seiner Kamera dabei, als Clay 1964 als krasser Außenseiter Weltmeister Sonny Liston entthronte und ihn ein Jahr später – jetzt bereits unter dem Namen Muhammad Ali – im Rückkampf nach nur 105 Sekunden in der ersten Runde auf die Bretter schickte. Das Foto, auf dem Ali den ausgeknockten Liston auffordert, weiterzukämpfen („Get up and fight, sucker“), zählt bis heute zu den bekanntesten und besten Sportfotos aller Zeiten. Und es ist bei weitem nicht die einzige ikonische Fotografie, die Leifer im Laufe seiner Karriere geglückt ist. Fast ebenso berühmt ist der aus der Vogelperspektive festgehaltene Moment, in dem Ali 1966 den K.o.-Sieg gegen Cleveland Williams bejubelt. Ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben sich auch die Aufnahmen, die bei Alis Kämpfen gegen George Foreman („Rumble in the jungle“, 1974 in Kinshasa, heute Demokratische Republik Kongo) oder Joe Frazier („Fight of the century“, 1971 im Madison Sqaure Garden in New York/„Thrilla in Manila“, 1975 auf den Philippinen, ) entstanden sind – oder das Close-up von Evander Holyfield, nachdem Mike Tyson ihm im Rückkampf ein Stück des rechten Ohrs abgebissen hatte. Der renommierte Taschen-Verlag würdigt das Schaffen Leifers jetzt in dem opulenten Bildband „Boxing. 60 Years of Fights and Fighters“, der auf über 400 Seiten nicht nur die Bilder berühmter Schwergewichts-Kämpfe versammelt, sondern auch eindrucksvolle Porträts (u.a. Box-Promotor Don King) und intime Blicke hinter die Kulissen (u.a. Muhammad Ali, Mike Tyson) gewährt. Ein echtes Schwergewicht und als Blick über den Tellerrand hinaus sicher auch für Fußballfans interessant. Aktuell ist das Buch nur als kostspielige limitierte Ausgabe erhältlich. Die hier veröffentlichte Besprechung basiert auf einer pdf-Datei.
Taschen-Verlag
Neil Leifer. Boxing. 60 Years of Fights and Fighters
Collector’s Edition von 1000 nummerierten Exemplaren, jeweils von Neil Leifer signiert
Neil Leifer, Gay Talese, Gabriel Schechter
Hardcover im Schuber, 36 x 38,7 cm, 6,97 kg, 424 Seiten
taschen.com
(Christoph Biermann, Kiepenheuer & Witsch, 2020)
Dokumentationen und Filme über das Innenleben eines Sportvereins sind aus den bekannten Streamingdiensten schon lange nicht mehr wegzudenken. Oftmals aber kratzen sie jedoch nur an der Oberfläche, Tiefgang oder echte Einblicke in die Arbeit hinter den Kulissen fehlen. Stichwort: Vereinsgeheimnis. Und so könnte man annehmen, dass sich auch das Buch von Christoph Biermann in das Konglomerat dieser Dokumentationen mit PR-Anstrich einreiht. Doch genau wie der 1. FC Union Berlin kein normaler Verein in der Bundesliga ist, so ist auch Biermanns Buch kein normales Buch über einen Fußballklub, sondern eines, das tiefer geht, näher am Geschehen eines Profivereins dran ist und tatsächlich die Facetten liefert, die sich der Fußballfan wünscht: Höhen, aber auch Tiefen einer Spielzeit, Internas aus Mannschaftssitzungen und Trainerbesprechungen, intime Einblicke in das Kabinenleben. Biermann gelingt es, über eine Saison hinweg ein präzises Porträt des ungewöhnlichen Bundesliga-Aufsteigers zu zeichnen, von der Historie des Ost-Vereins, über die meinungsstarken Fans, die Mitarbeiter*innen hinter den Kulissen bis hin zu den Profispielern und Trainern, die die erste Bundesligasaison der Köpenicker aktiv gestalten und prägen.
Nähe ist dabei das Thema in Biermanns Buch. Der Autor taucht in 66 Kapiteln tief in das Herz des „Kultvereins“ Union ein, wird selbst Teil des Teams, ist mit dabei im „Maschinenraum“ (dem Trainerbüro) und durchlebt eine Metamorphose vom rein beobachtenden Journalisten hin zum anerkannten Teammitglied. Er bekommt einen Mitarbeiter-Ausweis, die Vereinsausstattung, die er liebevoll ironisch Rudelkleidung nennt, inklusive himbeerroter Sneakers, muss im Trainingslager vor der Mannschaft singen und darf an fast allen Teambesprechungen teilnehmen. Nur bei Krisensitzungen, die beim damaligen Aufsteiger natürlich auch nicht ausbleiben, ist er außen vor. Ein bisschen Geheimnis muss eben doch bleiben. Besonders eindrücklich beschreibt Biermann die Spieler und das Trainerteam des Aufsteigers: Da ist Kapitän Christopher Trimmel, mit dem Biermann eine Fahrgemeinschaft bildet, Keeper Rafal Gikiewicz, der des Öfteren mit Trainer Urs Fischer aneinandergerät, oder Sebastian Polter, der im Laufe der Saison vom Publikumsliebling zum Buhmann wird. Oftmals wird einem Autor mangelnde Distanz vorgeworfen, wenn er zu nah an die Protagonisten herantritt. Doch diese Nähe ist die große Stärke dieses Vereinsporträts. Biermann gibt so Einblicke in eine Branche, wie es sie in diesem Ausmaß noch nicht gab.
(Ronald Reng, Piper, 2015)
Der in Berlin-Neukölln aufgewachsene Fußballfanatiker Lars Mrosko muss seine Profikarriere wegen eines kaputten Sprunggelenks früh an den Nagel hängen, ist ein schlechter Schüler, bricht in einen Baumarkt ein, verkauft gestohlene Spirituosen. Gleichzeitig ist er ein begnadeter Beobachter, liebt den Fußball über alles und ist hilfsbereit bis zur Selbstaufgabe. Sein Talent beim Erkennen von Talenten wird früh erkannt: Der Jugendleiter von Tennis Borussia engagiert den jungen Mrosko als Scout. Später arbeitet er für verschiedene Bundesliga-Klubs, fährt auf der Suche nach neuen Talenten stundenlang durch Europa und entdeckt dabei unter anderem Edin Dzeko, der daraufhin Wolfsburg 2009 zur Meisterschaft schießt. Die teilweise unglaubliche, aber wahre Geschichte von Lars Mrosko, einem der ersten Bundesliga-Scouts Deutschlands, gibt tiefe Einblicke in die Welt des Profifußballs der frühen 2000er und in das wahrlich außergewöhnliche Leben des Lars Mrosko.
(Alfons Madeja / Maximilian Madeja, Wiley-VCH)
Steigende Kosten, sinkende Einnahmen: Knappe Kassen haben Vereine schon vor Corona gezwungen, ihr Finanzmanagement zu professionalisieren. Der Einbruch der Einnahmen durch Kontaktverbote hat die Situation noch verschärft. Vor diesem Hintergrund legen Alfons Madeja, Professor für BWL und Sportmanagement sowie Sachverständiger für den Sportausschuss des Deutschen Bundestages, und Maximilian Madeja einen Ratgeber für Vereinsverantwortliche vor. Der Ratgeber hilft, Finanzierungsrisiken frühzeitig zu erkennen, vorhandene Mittel effektiv einzusetzen und Finanzierungsquellen zu erschließen. Er zeigt, warum viele Vereine Probleme mit der Finanzierung haben, wie Einnahmen gesteigert, die Ausgaben gesenkt und Vereinsfinanzen richtig geplant und gesteuert werden können. Das Buch wendet sich an Vereine mit und ohne Finanzierungsprobleme.
(Volker Struth, PIPER Verlag)
Toni Kroos, Mario Götze, Benedikt Höwedes, Dayot Upamecano und Julian Nagelsmann – die Liste an Fußballstars, die Volker Struth als Spielerberater vertritt oder während ihrer Karriere vertreten hat, ist lang. Doch was braucht es, um ein erfolgreicher Spielerberater zu sein und einige der besten Spieler Europas zu vermitteln? Eines ist sicher: Das eine Patentrezept oder eine „Karriereplanung“ hat es bei Volker Struth nicht gegeben. Im Gegenteil: Sein Weg war alles – aber nicht geradlinig.
Aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen in einer Arbeitersiedlung in der Nähe von Köln erzählt Struth auf 335 Seiten eindrücklich, wie er sich über Jobs als Versicherungsvertreter, Tiefkühlkost-Auslieferer und erfolgreicher Büroartikel-Vertreiber hochgearbeitet hat und schlussendlich zu einem der Besten seiner Zunft wurde. Eines vorweg: Strippenzieher Rainer Calmund ist daran nicht ganz unschuldig. Es ist aber weit mehr als „Cali“ vonnöten, um im Haifischbecken Profifußball als Berater zu bestehen: Erreichbarkeit rund um die Uhr – auch in Badehose am Pool, Loyalität und Vertrauen, eine große Portion Menschenkenntnis oder wie Struth es nennt „die richtige Platte auf der Jukebox auflegen“, Beziehungen, aber auch das Glück, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein – das alles gehört zum Anforderungsprofil. Das auch Geld eine Rolle spielt, verheimlicht Struth nicht – warum auch? Seine Aufgabe im extrem umkämpften und unnachgiebigen Geschäft des Profifußballs ist es, das lukrativste Angebot für seine Schützlinge herauszuholen und genau das gibt ihm die Erfüllung, die er ein Leben lang gesucht hat.
Ehrlich, offen, zum Teil auch betont selbstbewusst – Volker Struth erzählt eindrucksvoll über sich und sein bisheriges Leben. Dabei beleuchtet er besonders im zweiten Teil des Buchs gesundheitliche und private Probleme und gesteht auch den einen oder anderen Fehler ein. Natürlich dürfen aber auch einige interessante Anekdoten zu spektakulären Transfers nicht fehlen. Da wären etwa die Vertragsverhandlung zwischen Toni Kroos und dem FC Bayern München 2014, tiefgründige Gespräche mit Mario Götze oder Benedikt Höwedes‘ Wechsel von Schalke nach Turin.
Kurzum: Für alle Fußballfans, die sich von einem der erfolgreichsten Macher im Geschäft Profifußball einmal auf die vermeintlich „dunkle Seite“ des Profifußballs entführen lassen wollen, bieten die Spielzüge von Volker Struth interessanten Lesestoff für die Weihnachtstage.
(Douglas Gorden, Philippe Parreno, 2006, STUDIOCANAL)
Zinedine Zidane gehört ohne jeden Zweifel zu den größten Fußballern aller Zeiten. 2005 setzen Douglas Gorden und Philippe Parreno dem Weltmeister und dreimaligen Weltfußballer ein filmisches Denkmal: Mit 17 Kameras fingen die beiden Regisseure in der Partie Real Madrid gegen Villareal am 23. April 2005 im Bernabéu-Stadion jeden Schritt, jede Geste des genialen Spielmachers ein. Die schottische Band Mogwai unterlegte die atemberaubenden Bilder mit einem eigens für den Film komponierten Soundtrack, der zur einzigartigen Atmosphäre dieser Hommage beiträgt. Großes Kino! Die Pointe: Der Film nimmt am Ende DIE Szene des Weltmeisterschafts-Finales von 2006 vorweg.
(Aljoscha Pause, 2011, Amazon Prime)
Anfang der 2000er zählt Thomas Broich zu den vielversprechendsten Talenten des deutschen Fußballs. Über Wacker Burghausen schafft er den Sprung in die Bundesliga. Doch dann gerät der Traum ins Stocken. Weder bei Borussia Mönchengladbach, noch beim 1. FC Köln oder dem 1. FC Nürnberg gelingt es dem gebürtigen Münchner, richtig Fuß zu fassen. Was vor allem daran liegt, dass er anders tickt als die meisten Fußballer und beginnt, die Mechanismen des Profi-Fußballgeschäfts zu hinterfragen. Dennoch endet der aus über 100 Stunden Rohmaterial zu einer packenden Doku verdichtete Film von Aljoscha Pause mit einem Happy End: Broich findet sein Glück Down Under und wird Publikumsliebling beim australischen Erstligisten Brisbane Roar.
(Marcus H. Rosenmüller, 2018, Amazon Prime, Sky, DVD)
Vom Kriegsgefangenen zur Torwartlegende von Manchester City. Anfänglich verspottet und misstrauisch betrachtet, entwickelt sich der Kriegsgefangene Bert Trautmann durch Zufall zu einem festen Mitglied eines Amateurklubs in St. Helens. Als Torhüter verschafft sich Trautmann mit fehlerlosem Spiel den Respekt des ehemaligen Feindes und erobert mit seiner Art auch das Herz einer jungen Engländerin. Gegen alle verständlichen Widerstände, die er wegen seiner Vergangenheit erfährt, spielt Trautmann alsbald bei Manchester City und wird im FA-Cup-Finale 1956 endgültig zur Legende. Der Film erzählt nicht nur die Geschichte eines Sportlers, sondern dreht sich auch um Integration und Vergebung und schafft damit eine Verbindung in die heutige Zeit. Und wer ganz genau hinschaut, kann auch einige BFV-Mitarbeiter entdecken, die als Komparsen im Film mitspielten.
(Robert Bohrer, 2020, Amazon Prime)
Dieser Film ist ein MUSS für Fans von Bastian Schweinsteiger und alle, die es noch werden wollen: Spannung, Drama, Comedy, Prominenz und ein Hauch Romantik – Schweinsteigers Fußballkarriere bietet alles, was ein (Fußball)-Film braucht. Natürlich kennt jeder Fan die Geschichte des kleinen skifahrenden Jungen aus Oberaudorf, der als Champions League-Sieger und WM-Held in die Geschichte einging. Trotzdem ist „Memories - Von Anfang bis Legende“ absolut sehenswert. Einziger Minuspunkt der emotionalen 112 Minuten: Til Schweiger. Der Produzent kommt im Film mehrfach zur Wort und als Zuschauer fragt man sich: Muss das wirklich sein?
(Sönke Wortmann, 2006, DVD/Blu-ray, hier geht's zum Trailer)
Kleine Zeitreise gefällig? Sönke Wortmann fasst den Weg der deutschen Nationalmannschaft zur und während der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zusammen und zeigt einzigartige Bilder aus der Kabine, vom Training und aus dem Quartier des deutschen Teams. Angefangen beim Confederations Cup bis zum Spiel um Platz drei in Stuttgart ist der Regisseur hautnah dabei, als sich das Deutsche Team zum „Weltmeister der Herzen“ schießt und ganz Deutschland mitreißt.
(Daniel Gordon, 2015, Amazon Prime)
Die Dokumentation „Match 64: The Maracanã“ dreht sich um den 13. Juni 2014, den Tag des Triumphs der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. Spiel 64, das Finale gegen Argentinien, fand im geschichtsträchtigsten Stadion Brasiliens, dem Estádio Jornalista Mário Filho, genannt „Maracanã“, statt. „Match 64“ erzählt die Geschichte des Stadions aus Sicht von Brasilianerinnen und Brasilianern, die in unmittelbarer Nähe des Stadions arbeiten oder leben und gibt dabei auch Einblicke in den Triumph der deutschen Nationalmannschaft.
(Martin Christ, Jens Gronheid, 2014, Amazon Prime)
Alles, was das deutsche Team vor und nach dem 13. Juni 2014 erlebte, fasst „Die Mannschaft“ zusammen – unsere Empfehlung: Deutschland-Trikot anziehen, Fernseher einschalten und 89 Minuten genießen.
(Sportschau, 2020, auf Youtube aufrufbar)
Die Sportschau lüftet in ihrer Dokumentation „Karten, Pfiffe, fette Bässe“ eines der „letzten Geheimnisse des Profifußballs“: Die Kommunikation der Schiedsrichter auf dem Platz. Die Sportschau erhielt für ihre Doku exklusive Einblicke in die Gespräche der Referees auf dem Platz und begleitet Deniz Aytekin und sein Team bei einem Bundesliga-Einsatz – nicht nur für Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter ein „must see“.
(Aljoscha Pause, 2018, DAZN, Trailer)
Wer möchte nicht gerne das WM-Siegtor erzielen? Ruhm, Geld, Anerkennung… Wie es tatsächlich ist, Mario Götze zu sein - davon handelt die Doku über den WM-Siegtorschützen. Aljoscha Pause beleuchtet dabei nicht nur die Sonnenseiten, sondern zeigt auch eindrucksvoll auf, was überhöhte Erwartungshaltung, ständige Vergleiche und enormer Druck mit einem Menschen machen, der mit 22 Jahren das Maximum in seinem Beruf erreicht hat.
(Aljoscha Pause, 2013, Youtube Leihe ab 2,99 Euro)
Ein ganzes Jahr lang begleiteten Aljoscha Pause und sein Team die drei Fußballtrainer André Schubert (FC St. Pauli), Stephan Schmidt (SC Paderborn) und Frank Schmidt vom 1. FC Heidenheim mit der Kamera quasi rund um die Uhr. Von der Vertragsunterzeichnung bis zur Entlassung, von mitreißenden Kabinenansprachen bis zu taktischen Feinheiten. Eine packende Dokumentation über enormen Druck, die Liebe zum Fußball und einen Beruf, den viele ausüben wollen, aber nur wenige professionell beherrschen.
(Manfred Oldenburg, 2019, abrufbar mit Amazon Prime)
„Eine der eindrucksvollsten Dokumentationen, die es in der vergangenen Zeit rund um den Fußball gegeben hat“ (Zeit). Wie der Name schon verrät, verfolgt die Doku von Manfred Oldenburg den fußballerischen Weg von Toni Kroos. Von Greifswald über München und Leverkusen zum WM-Triumph und mit Real Madrid zum dreifachen Champions-League-Sieg. Aber auch der Mensch hinter dem überragenden Fußballer und sein Umfeld kommen in der Dokumentation nicht zu kurz.
(Netflix, 2018, 2 Staffeln)
Die Netflix-Dokumentation über den englischen Traditionsklub AFC Sunderland hat alles, was eine hochklassige Serie ausmacht. (Fan)Liebe, Spannung und eine gehörige Portion Drama. Denn seit dem Abstieg aus der Premier League tut der Verein alles, um wieder ins englische Oberhaus zurückzukehren. So viel sei verraten: Es kommt anders, als alle denken. Die Serie zeigt eindrücklich die ganze Bandbreite des modernen Fußballs: Von heißblütigen Fans bis hin zum knallharten Geschäft des Profifußballs.
(Jason Sudeikis, Bill Lawrence, 2020, Apple TV+)
Zwei Halbzeiten statt vier Vierteln? Neben Sieg und Niederlage ist im Fußball auch ein Unentschieden möglich? Ted Lasso hat vor allem eines: keine Ahnung vom Fußball. Und dennoch wird der ehemalige Football-Trainer als Chef-Coach des Premier-League-Klubs AFC Richmond angeheuert. Zum Unmut der englischen Journaille, der Fans und der eigenen Mannschaft. Was Coach Lasso nicht weiß: Die neue Klub-Besitzerin Rebecca Welton hat einen perfiden Plan. Die neue Serie von Apple TV+ basiert auf der Idee von Hollywood-Schauspieler Jason Sudeikis, der die Figur des Ted Lasso 2014 erfand, um für die Premier-League-Übertragungen der NBC zu werben. Die Serie spielt gekonnt mit Vorurteilen zwischen Europäern und Amerikanern sowie typischen Fußball-Klischees. Wer Serien und Fußball mag, wird Ted Lasso lieben.
(Netflix, 2020, 1. Staffel)
England 1879, FA-Cup-Viertelfinale – kein Milliardengeschäft, keine große Show. Unddoch: Fußball. Die Serie „The English Game“ spielt in einer Zeit, als die Sportart noch in den Kinderschuhen steckt, als Fußball als Sport der reichen Elite gilt. Es geht um Klassenzugehörigkeit, eine zerrissene Gesellschaft, und darum, wie aus dem Sport der Bessergestellten der Sport des Volkes wird.
(1981, alle Folgen auf Youtube)
Für alle Nostalgiker. Manni, der Libero ist DIE Fußballserie der 1980er Jahre. Manni soll aufgrund von Rückenproblemen eigentlich gar nicht mehr Fußball spielen, doch mit der Hilfe seines Vaters kommt Manni zum Verein Blau-Gelb und entwickelt sich zu einem Leistungsträger. Doch sein Weg ist noch lange nicht zu Ende…
(Netflix, 2020)
Wie formt man aus hochveranlagten Einzelspielern ein unschlagbares Team? Wie pflanze ich einer Mannschaft Siegermentalität ein? Wie drehe ich an der Motivationsschraube? Welche Rolle spielt Ego und Ehrgeiz? Wie lässt sich ein Spiel lesen? Und warum muss man sich manchmal über Regeln hinwegsetzen, um Erfolg zu haben? Genau diesen Fragen geht die Netflix-Dokumentation „Das Spielzugbuch“ nach, die erfolgreichen Trainerinnen und Trainern aus verschiedenen Sportarten über die Schulter schaut. Mit dabei sind mit José Mourinho und Jill Ellis auch zwei Trainer, die im Fußball große Titel errungen haben und spannende Einblicke in ihre Philosophie des Spiels geben. Beeindruckend, wie José Mourinho aus dem damals kriselnden FC Porto innerhalb kürzester Zeit die beste Mannschaft Europas formte und damit auch den Grundstein für seine außergewöhnliche Karriere mit Meistertiteln in der Premiere League, der Serie A und der Primera Divisón sowie einem weiteren Champions League-Erfolg mit Inter Mailand legte. Nicht minder sehenswert ist die Folge über Jill Ellis, die die Frauen-Nationalmannschaft der USA zweimal hintereinander zum WM-Titel führte. Nicht zuletzt, weil der Fokus nicht allein auf dem sportlichen Erfolg liegt, sondern auch unbequeme Themen wie das Ungleichgewicht bei Bezahlung, Werbung, Reise- und Spielbedingungen im Männer- und Frauensport und der Kampf gegen Klischees angesprochen werden. Und weil der Blick über den Tellerrand hinaus immer lohnt, seien auch die übrigen Episoden empfohlen, wo Basketball und Tennis die Hauptrolle spielen.
(Simon Verhoeven, Amazon Prime)
Der AFC Sunderland hat eine, Juventus Turin nannte seine ganz bescheiden „Der Rekordmeister“, bei Manchester City heißt sie „All or Nothing“. Und auch Borussia Dortmund und Tottenham Hotspur sind im immer größer werdenden Kreis der europäischen Top-Teams mit einer eigenen Streaming-Serie vertreten. Seit November 2021 gehört auch der deutsche Rekordmeister FC Bayern München zu diesem illustren Kreis. Auf Amazon Prime liefert Regisseur Simon Verhoeven allen FCB-Fans und Fußballinteressierten in sechs Episoden „Behind the Legend“ Einblicke in den mitgliederstärksten Fußballverein der Welt. Die Dokumentation erzählt nicht nur die Geschichte der erfolgreichsten FCB-Saison aller Zeiten – sie gibt tatsächlich auch an vielen Stellen Einblick in den Alltag an der Säbener Straße, auf dem Trainingsplatz oder an der Seitenlinie.
Dabei sehen die Zuschauer*innen vor allem drei Dinge. Erstens: Ein Hochglanz-Produkt mit perfekt inszenierten Szenen, jubelnden Spielern oder Präsidiumsmitgliedern in schicken Tagungshotels. Zweitens: Persönliche Geschichten. Hasan Salihamidžić gibt Einblicke in seine Jugend während des Bosnienkriegs, Oliver Kahn spricht über Depressionen und Burn-out während seiner aktiven Karriere. Und drittens: Herrlich normale Momente, die so auch Woche für Woche beim Amateurklub um die Ecke passieren könnten. Vom Shampoo-Diebstahl in der Kabine bis zu Diskussionen über die Frisur des gegnerischen Stürmer-Stars ist alles dabei. Wenn dann noch Thomas Müller Sprüche klopft und David Alaba singt, steht einem gelungenen Serienmarathon zwischen den Jahren nichts im Weg.
(Lisa Ramuschkat, überall wo es Podcasts gibt, z.B. Spotify)
Im Podcast „Team Lisa“ dreht sich alles um inspirierende Frauen aus der Sportbranche. Sportlerinnen, Frauen in Führungspositionen in Vereinen, Verbänden und aus Unternehmen erzählen ihre Geschichte. Und auch Fußballfans kommen dabei voll auf ihre Kosten, denn auch die Frauen-Nationalmannschaft ist Teil des Teams: Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg, Serienmeisterin Alexandra Popp und die ehemalige FC Bayern-Spielerin Sara Däbritz geben in „Team Lisa“ Einblick in ihren Werdegang und erzählen aus ihrem Alltag. Ein inspirierender Podcast mit spannenden Gästen aus der Welt des Sports – nicht nur für Frauen.