Für den 1. FC Schweinfurt 05 aus der Regionalliga Bayern steht am Dienstag, 16.30 Uhr, das "Spiel des Jahres" auf dem Programm. In einer Nachholpartie der ersten Runde im DFB-Pokal gastiert der frühere Zweitligist beim Bundesligisten FC Schalke 04 in Gelsenkirchen, nachdem das unabhängige Schiedsgericht die Rechtmäßigkeit der Meldung zur DFB-Pokal-Teilnahme 2020/21 durch den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) vor wenigen Tagen bestätigte. Drittligist Türkgücü München hatte dagegen geklagt - alle Infos dazu gibt es hier.
Im BFV.de-Interview spricht Schweinfurts Trainer Tobias Strobl über die Vorbereitung auf das Pokalspiel, die sportliche Situation beim kriselnden Bundesligisten und die Chancen der "Schnüdel" auf eine Sensation.
BFV.de: Am Dienstag trifft Ihr Team im DFB-Pokal auf Bundesligist FC Schalke 04, gespielt wird in Gelsenkirchen ohne Zuschauer. Wie groß ist die Freude, dass die Partie nach einer langen gerichtlichen Hängepartie nun stattfinden kann, Herr Strobl?
Tobias Strobl: Extrem groß. Als Viertligist auf einen Bundesligisten zu treffen, ist immer etwas Besonderes. Und wenn man dann noch so lange darauf warten musste und es zwischenzeitlich sogar unklar war, ob wir diese Begegnung überhaupt absolvieren dürfen, ist man noch einmal glücklicher, bei Schalke 04 anzutreten.
BFV.de: Für das "Spiel des Jahres" hätten sich alle Beteiligten im Verein sicher andere Rahmenbedingungen gewünscht. Wie heiß ist Ihr Team dennoch auf die Begegnung?
Strobl: Natürlich hätten wir gerne vor 15.000 Zuschauern im heimischen Willy-Sachs-Stadion gespielt. Dann wäre das Kribbeln vielleicht noch ein wenig größer gewesen. Und es wäre auch ein super Ereignis für unsere Fans gewesen, für die es uns leidtut. Aber in der Ausnahmesituation, in der sich aktuell die ganze Welt befindet, muss man sich nun einmal damit abfinden, dass es nicht geht. Und ein Motivationsproblem haben unsere Jungs ganz sicher nicht. Die Chance, bei einem so großen Traditionsverein in einer riesigen Arena zu spielen, bekommt man als Regionalliga-Kicker schließlich nicht jeden Tag.
BFV.de: Seit dem Re-Start absolvierte Ihr Team wegen mehrerer Spielabsagen erst eine Partie, im Top-Spiel bei Spitzenreiter Viktoria Aschaffenburg gab es ein 0:2. Fühlen Sie sich dennoch gut auf das DFB-Pokalspiel vorbereitet?
Strobl: Definitiv. Auch wenn wir vorher gerne noch ein Erfolgserlebnis eingefahren hätten, fühlen wir uns bereit für das Spiel. Ich traue uns absolut zu, die Partie offen zu gestalten.
BFV.de: Der FC Schalke 04 befindet sich in der größten Krise der jüngeren Vereinsgeschichte und hat seit Februar kein Pflichtspiel mehr gewonnen. Wie bewerten Sie die Situation beim Gegner?
Strobl: Klar ist Schalke alles andere als gut drauf. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Team eine hohe individuelle Qualität besitzt. Wenn der Knoten irgendwann platzt, wird S04 auch wieder erfolgreicher sein. Wir wollen verhindern, dass Schalke gegen uns in die Spur findet.
BFV.de: Sehen Sie die Krise von S04 als einen Vorteil für Ihre Mannschaft?
Strobl: Das kann man so oder so sehen. Sie ist möglicherweise ein Vorteil, weil der Glaube an die Sensation bei uns dadurch größer wird. Außerdem fehlt S04 wichtiges Selbstvertrauen. Die Krise kann für uns aber auch zu einem Nachteil werden. Ich bin mir sicher, dass Schalke noch nie zuvor einen Viertligagegner so ernst genommen hat wie diesmal. Der Wille, die Talfahrt zu stoppen, wird enorm groß sein. Gelingt Schalke 04 ein schnelles Tor, kann das befreiend wirken und uns arge Probleme bereiten.
BFV.de: Worauf wird es ankommen, um in die zweite Runde einzuziehen?
Strobl: Es wird entscheidend sein, dass wir über die komplette Spieldauer selbstbewusst auftreten und wissen, dass wir es schaffen können. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Viertligisten gegen Erstligisten durchaus bestehen können. Zuletzt ist der 1. FC Saarbrücken sogar bis ins Halbfinale eingezogen. Wir werden alles geben, um nach den Südwest-Regionalligisten SSV Ulm 1846 Fußball und SV 07 Elversberg sowie dem West-Regionalligisten Rot-Weiss Essen als vierter Viertligaverein die erste Hauptrunde zu überstehen.
BFV-Interview: Christian Knoth/MSPW