In der 57. Minute eingewechselt, mit einem Viererpack ein 0:3 noch in ein 4:3 gedreht: Florian Pieper vom 1. FC Schweinfurt 05 war in der Regionalliga Bayern-Partie gegen den TSV 1860 Rosenheim der gefeierte Held. Im BFV.de-Interview spricht der 26-jährige Angreifer über das bisher größte Spiel seines Lebens.
Vier Tore in knapp 25 Minuten: War es das Spiel Ihres Lebens, Herr Pieper?
Florian Pieper: Das kann man schon so sagen. Ich hatte zwar in der Saison 2017/2018 bei unserem Landespokalspiel gegen den Drittligisten SpVgg Unterhaching als Einwechselspieler mal zwei späte Tore zum 2:1-Heimsieg erzielt. Aber das war jetzt noch einmal eine andere Hausnummer. Der absolute Wahnsinn.
Hatten Sie morgens etwas Besonderes gefrühstückt oder waren Sie aus irgendeinem Grund besonders motiviert?
Pieper: (lacht) Ich weiß selbst nicht, warum es so gut für mich lief. Manchmal gibt es eben Tage, an denen beinahe alles klappt.
Nur beinahe?
Pieper: Ja! Ich hätte schließlich auch noch ein fünftes Tor erzielen können. Aber leider war der Pfosten im Weg. Insgesamt hat das Spiel gezeigt, wie groß die Qualität und die Moral in unserer Mannschaft sind. Ein solches Spiel noch zu drehen, ist ein Riesending. Die Atmosphäre im Stadion war phänomenal. Bereits nach dem 3:3 sind die Fans ausgerastet. Nach dem 4:3 herrschte dann pure Ekstase.
Wenige Minuten nach Ihrer Einwechslung kassierte Ihr Team das 0:2 und das 0:3. Mal Hand aufs Herz: Wie groß war da noch der Glaube an einen Sieg?
Pieper: Wir waren perplex, weil wir eigentlich die bessere Mannschaft waren. Rosenheim hat mit seinen ersten drei Chancen dreimal getroffen. Da aber noch viel Zeit war, wussten wir, dass die Partie noch nicht verloren ist. Wir haben uns zu keinem Zeitpunkt aufgegeben.
Erst in der 71. Minute gelang der Anschlusstreffer zum 1:3, in der 85. Minute trafen Sie zum 2:3. Was ging danach in Ihrem Kopf vor?
Pieper: Wir alle wollten die Begegnung unbedingt noch für uns entscheiden - vor allem auch deshalb, weil es das letzte Spiel vor der Winterpause war. Mit einer Niederlage in die spielfreie Zeit zu gehen, wäre für den Kopf nicht gut gewesen. Daher haben wir uns noch einmal zusätzlich gepusht. Mit Erfolg!
Es folgte eine "Pieper-Show". Mit zwei weiteren Toren in der Nachspielzeit führten Sie den 1. FC Schweinfurt 05 zum Sieg. Was war das für ein Gefühl nach Abpfiff?
Pieper: Es war wie im Film. Ich habe auch jetzt noch nicht wirklich begriffen, was da abging. Es ist ja auch so, dass die Saison für mich persönlich zuvor nicht zufriedenstellend gelaufen war. Ich hatte wenig gespielt und war oft nur "Joker". Diesmal auch. Dennoch spüre ich unter unserem neuen Trainer Tobias Strobl wieder mehr Vertrauen. Ich bin glücklich, dass ich dieses Vertrauen mit dem Viererpack schon jetzt zurückgeben konnte.
Wie waren die ersten Reaktionen Ihrer Mitspieler?
Pieper: Die sind komplett durchgedreht (lacht). Jetzt wollen sie natürlich, dass ich demnächst beim Training einen Kasten Bier ausgebe.
Nur einen? Wir hätten vier Kästen erwartet…
Pieper: Dann halt vier Kästen! Wobei das ganz schön teuer für mich werden würde…(lacht)
Hatten Sie zuvor schon jemals vier Tore in einer Partie erzielt?
Pieper: In der Jugend vielleicht, im Herrenbereich auf keinen Fall. Mir war nicht einmal ein Hattrick gelungen - und jetzt habe ich vier Tore innerhalb von 25 Minuten erzielt. Unglaublich!
Erhoffen Sie sich durch Ihren Sahnetag nun mehr Einsatzzeiten in der im März startenden zweiten Saisonhälfte?
Pieper: Jeder Spieler möchte so oft wie möglich zum Einsatz kommen. Ich bin guter Dinge, dass ich unter Tobias Strobl mehr spielen werde. Die Arbeit mit ihm macht viel Spaß und ich bin auch der Meinung, dass wir uns in den zurückliegenden Wochen bereits enorm verbessert haben. Wir agieren taktisch und technisch noch einmal auf einem anderen Level. In der Vorbereitung geht dann der Kampf um die Stammplätze wieder von vorn los.
Mit einem Viererpack in die Winterpause: Wird Weihnachten in diesem Jahr besonders schön?
Pieper: Das stimmt. Ein für mich eigentlich durchwachsenes Jahr mit einem solchen Spiel abzuschließen, ist traumhaft. Jetzt kann ich mit einem guten Gefühl die Seele baumeln lassen und Zeit mit der Familie verbringen. Mit meiner Freundin werde ich in der Therme Erding Zeit zum Entspannen finden.
BFV-Interview: Christian Knoth/MSPW