Marek Mintal (41) ist beim 1. FC Nürnberg eine Vereinslegende. Der frühere Torjäger ging als „Phantom“ in die Geschichte ein, weil er auf dem Platz zwar oft unauffällig, dafür aber äußerst effektiv war. Bei 208 Einsätzen in der 1. und 2. Bundesliga für den „Club“ erzielte er 75 Tore. Seit Juli trainiert der frühere slowakische Nationalstürmer die U 21 des FCN in der Regionalliga Bayern. Im BFV.de-Interview spricht Mintal über seinen Spitznamen und seine Ziele als Trainer.
Nachdem Sie als Profi neun Jahre für den 1. FC Nürnberg am Ball waren, sind Sie nun auch schon als Trainer mehrere Jahre für den „Club“ tätig. Was bedeuten Ihnen der Verein und die Stadt, Herr Mintal?
Marek Mintal: Der 1. FC Nürnberg ist für mich etwas Besonderes. Ich habe mich in diesem Verein vom ersten Moment an pudelwohl gefühlt. Nürnberg ist auch für meine Familie schnell eine zweite Heimat geworden. Sowohl als Spieler als auch als Trainer hat mir der FCN das Vertrauen geschenkt. Dafür bin ich extrem dankbar.
Können Sie sich überhaupt noch vorstellen, für einen anderen Verein zu arbeiten?
Mintal: Es ist aktuell schwer vorstellbar. Ich bin glücklich, für den 1. FC Nürnberg arbeiten zu dürfen, und denke kurzfristig nur an meine Tätigkeit für den „Club“. Was in der Zukunft sein wird, kann ich aber jetzt schwer abschätzen und ist im schnelllebigen Fußballgeschäft grundsätzlich nicht vorhersehbar. Wie sagt man so schön: Es kommt, wie es kommt.
Seit Juli betreuen Sie die U 21 in der Regionalliga Bayern. Der Saisonstart war ordentlich, Ihr Team rangiert nach dem 8. Spieltag auf Platz fünf. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?
Mintal: Ich bin sehr zufrieden - sowohl mit der Art und Weise, wie wir auftreten, als auch mit der Punkteausbeute. Die Zusammenarbeit mit der Mannschaft und meinem Trainerteam macht Spaß und funktioniert hervorragend. Nach nur wenigen Wochen sind wir schon enorm homogen.
Die zurückliegende Saison hatte die U 21 des 1. FCN auf Platz fünf beendet. Ist eine "Top-Fünf-Platzierung" auch in dieser Saison das Ziel?
Mintal: Wenn wir oben bleiben und am Ende erneut eine Platzierung unter den ersten fünf Mannschaften zu Buche stehen sollte, wäre das sicher eine schöne Sache. Allerdings haben wir kein Tabellenziel ausgegeben. Es geht bei uns als U 21 primär darum, die Jungs weiterzuentwickeln und sie an den Herrenbereich heranzuführen.
Beim drittplatzierten Aufsteiger SV Türkgücü München, der zu den Titelfavoriten zählt, gab es zuletzt ein 0:2. Glauben Sie, dass Türkgücü das Zeug zum Durchmarsch von der Bayernliga in die 3. Liga hat?
Mintal: Türkgücü hat ein starkes Team, das von der Qualität her auf jeden Fall zurecht zu den Titelanwärtern zählt. Allerdings ist es noch zu früh, um zu sagen, dass es für den Durchmarsch reichen könnte. Es wird sich erst zeigen, ob Türkgücü dazu in der Lage ist, die komplette Saison über positive Ergebnisse einzufahren. Konstanz ist das A und O.
Am Samstag geht es für den FCN mit der Partie gegen Vizemeister und DFB-Pokal-Teilnehmer VfB Eichstätt weiter. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Mintal: Wir treffen auf eine hochkarätig besetzte Mannschaft, die sich mittlerweile in der Regionalliga Bayern etabliert hat und sich im DFB-Pokal beim 1:5 gegen den Bundesligisten Hertha BSC auf der großen Fußball-Bühne präsentieren durfte. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass in dieser Liga jeder Gegner schlagbar ist. Wir haben ein Heimspiel und wollen nach drei Partien ohne Sieg endlich wieder dreifach punkten.
Als Spieler bekamen Sie den Spitznamen „Phantom“ verpasst. Wie fanden Sie das?
Mintal: Es war ein schöner und auch passender Spitzname. Viele Leute haben mich damals gefragt, wie es sein kann, dass sie mich im Spiel nie sehen und ich dann doch wieder plötzlich ein Tor mache. Sie waren perplex und konnten sich nicht erklären, wie so etwas regelmäßig funktionieren kann. Aber die Antwort auf diese Frage ist doch eigentlich so einfach. (lacht) Ich wusste, in welchen Momenten ich an welchem Ort stehen musste. Dieser Instinkt hat mich als Torjäger ausgemacht. Allerdings wäre ich nie das „Phantom“ geworden, wenn mich meine Mitspieler nicht perfekt in Szene gesetzt hätten. Sie haben einen großen Anteil daran, dass ich als „Phantom“ in die Geschichte eingegangen bin.
Werden Sie auch heute noch so genannt - womöglich sogar von Ihren Spielern?
Mintal: Hin und wieder werde ich immer noch als „Phantom“ angesprochen. Und ja, auch meine Spieler nennen mich manchmal so. Aber das ist gar kein Problem. Ich bin ein lockerer Trainer und behandle die Jungs wie Freunde.
Sie sind im Besitz der Trainer-A-Lizenz. Welche Ziele verfolgen Sie als Trainer?
Mintal: Ich absolviere in meinem Heimatland Slowakei die dort zweijährige Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Im Dezember werde ich fertig sein. Danach habe ich sicherlich den Anspruch, irgendwann im Profibereich zu arbeiten. Druck mache ich mir aber nicht.
Sind denn die Arbeit als U 21-Trainer in Nürnberg und die parallele Fußball-Lehrer-Ausbildung in der Slowakei problemlos miteinander vereinbar?
Mintal: Es ist stressig, aber machbar. Einmal im Monat bin ich zwei bis drei Tage in der Slowakei. In dieser Zeit kümmern sich meine Assistenten um das Training. Sie haben mein volles Vertrauen und leisten hervorragende Arbeit. Für die abschließenden Einheiten vor den Spielen bin ich wieder da.
BFV-Interview: Christian Knoth/mspw