Der ehemalige Bundesligaprofi und U 19-Europameister Timo Gebhart (31) kickt jetzt als "Königstransfer" für den FC Memmingen in der Regionalliga Bayern. Schon am Samstag (ab 14 Uhr) könnte er im Ligapokal gegen den FV Illertissen sein Debüt geben. Im BFV.de-Interview spricht Gebhart über die Rückkehr zu seinem Heimatklub.
BFV.de: Von Ihrem "Herzensverein" TSV 1860 München sind Sie zu Ihrem Heimatklub FC Memmingen in die Regionalliga Bayern gewechselt. Warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden, Herr Gebhart?
Timo Gebhart: Ich komme aus Memmingen und hatte immer einen Bezug zur Stadt und zum Verein. Außerdem bin ich dem FCM sehr dankbar, dass er mir damals eine Top-Ausbildung im Nachwuchsbereich ermöglicht hat. Ich will dem Klub nun etwas zurückgeben und freue mich, wieder für Memmingen aufzulaufen. Die Vereinsverantwortlichen haben sich sehr um mich bemüht. Auch aus privater Sicht ergibt der Wechsel Sinn. Unser Haus ist nur fünf Minuten vom Vereinsgelände entfernt, ich kann mit dem Rad zum Training fahren. Das ist absolut entspannt.
BFV.de: Es gab einige Angebote, unter anderem aus dem Ausland. Hat Sie das nicht gereizt?
Gebhart: Es hätte nirgendwo so gut gepasst wie in Memmingen. Meine Frau und ich sind glücklich, in der Heimat zu sein und unsere Eltern in unmittelbarer Nähe zu haben. Wir haben uns hier ein gemütliches Leben aufgebaut, sind mittlerweile auch stolze Eltern einer fast dreijährigen Tochter. Das ist wichtiger, als vielleicht noch einmal ein ungewisses Abenteuer einzugehen, das alles auf den Kopf stellt.
BFV.de: In Memmingen kicken Sie nun dort, wo Sie aufwuchsen sowie als Kind und Teenager Fußball spielten - zuletzt 2004. Was hat sich seitdem beim FCM verändert?
Gebhart: Der Verein hat eine sehr gute Entwicklung genommen und sich in vielen Bereichen professionalisiert. Dass der FC Memmingen bereits so lange in der Regionalliga Bayern und damit in der höchsten Amateurspielklasse des Bundeslandes spielt, ist ein großartiger Erfolg. Bei allem sportlichen Ehrgeiz und Streben nach professionelleren Strukturen hat sich der Klub aber in einer Hinsicht nicht verändert: Der FCM wird immer noch so familiär geführt wie damals. Dafür schätze ich den Verein sehr. Das war auch einer der Hauptgründe für meine Rückkehr.
BFV.de: Sie weisen noch Trainingsrückstand auf. Aber schon am Samstag trifft Memmingen im Ligapokal auf den Nachbarn FV Illertissen. Geben Sie dabei schon Ihren Einstand?
Gebhart: Das ist mein Anspruch. Ich fühle mich bereits fit genug, um aufzulaufen, und bin heiß auf die Partie. Die Entscheidung trifft am Ende aber der Trainer.
BFV.de: In der Regionalliga werden Sie als U 19-Europameister und langjähriger Bundesligaprofi ein Promi sein. Befürchten Sie, dass Ihre Gegenspieler in den Zweikämpfen gegen Sie besonders motiviert sein werden?
Gebhart: Ich kann mir schon gut vorstellen, dass einige Gegenspieler Bock drauf haben, gegen mich zu spielen. Das war zuletzt in der 3. Liga auch schon so. Aber das gefällt mir und pusht mich noch mehr zu Höchstleistungen. Ich nehme den Kampf an. (lacht)
BFV.de: Sie haben vorerst einen Vertrag bis zum Winter unterschrieben. Welche Ziele verfolgen Sie in Memmingen?
Gebhart: Wir haben ein sehr junges Team, das ich mit meiner Erfahrung führen möchte. Ich denke, dass ich als "alter Sack" den zahlreichen talentierten Spielern einiges mitgeben kann. (lacht) Sonst möchte ich einfach verletzungsfrei bleiben und so viel wie möglich Fußball spielen. Im Winter werden der Verein und ich dann gemeinsam schauen, ob wir die Zusammenarbeit fortsetzen.
BFV.de: Ihre Fußball-Reise hatte einst in Memmingen begonnen. Endet Sie auch in Ihrer Geburtsstadt oder haben Sie vor, noch einmal im Profibereich anzugreifen?
Gebhart: Wie heißt es so schön: Man sollte niemals nie sagen. Es geht immer wahnsinnig schnell im Fußballgeschäft. Deshalb will ich mich nicht festlegen und mir alles offen lassen.
BFV.de: Gibt es denn bereits Pläne für die Zeit nach Ihrer Karriere?
Gebhart: Ich würde dem Fußball gerne treu bleiben. In welcher Funktion genau das sein könnte, wird sich zeigen. Erst einmal habe ich aber vor, noch einige Jahre selbst zu kicken. Ich habe genauso viel Lust auf Fußball wie zu Beginn meiner Karriere.
BFV-Interview: Christian Knoth/mspw