Sercan Sararer war türkischer Nationalspieler, kickte für den VfB Stuttgart und die SpVgg Greuther Fürth in der 1. Bundesliga. Nach einem halben Jahr ohne Verein wechselt der 30-jährige Außenstürmer jetzt in die Regionalliga Bayern zu Tabellenführer Türkgücü München. Im BFV.de-Interview spricht Sararer über die Gründe für den Schritt in die 4. Liga und einen Sieg gegen Cristiano Ronaldo.
Seit 2008 spielten Sie bis zum vergangenen Sommer durchgängig Profifußball. Nach einem halben Jahr ohne Verein wechseln Sie nun in die Regionalliga Bayern zu Spitzenreiter Türkgücü München. Was sind Ihre Beweggründe, Herr Sararer?
Sercan Sararer: Ich hatte in letzter Zeit häufig Verletzungsprobleme, musste im Adduktoren- und Leistenbereich mehrfach operiert werden. Im Tagesgeschäft Fußball ist es dann schwierig, wieder Fuß zu fassen. Ich hatte Kontakt zu einigen höherklassigen Vereinen aus dem In- und Ausland - allerdings war den meisten Klubs eine Verpflichtung aufgrund meiner Verletzungshistorie zu riskant. Türkgücü gibt mir die Chance zu zeigen, dass ich es noch draufhabe und körperlich wieder fit bin. Ich möchte mich in München neu beweisen und dem Team helfen, den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen.
Wie kam der Kontakt zustande?
Sararer: Mein Berater Mario Eggimann kennt einige Vereinsverantwortliche sehr gut. So kamen wir ins Gespräch. Mir hat dann imponiert, dass der Klub große Ambitionen hat. Außerdem war ich von den professionellen Strukturen bei Türkgücü positiv überrascht. Was mir auch wichtig war: Ich habe sofort das Vertrauen gespürt. Wenn ich bei einem Verein unterschreibe, muss das gegeben sein - egal, um welche Liga es geht.
Wie intensiv haben Sie die Regionalliga Bayern in den zurückliegenden Monaten verfolgt?
Sararer: Da ich mich zuletzt bei der U 23 der SpVgg Greuther Fürth fit gehalten habe, kenne ich die Liga schon ein wenig. Ein Experte bin ich aber noch nicht (lacht).
Türkgücü rangiert mit acht Punkten Vorsprung vor dem 1. FC Schweinfurt 05 an der Spitze. Soll die Regionalliga auch für Sie auf dem Weg zurück in den Profifußball nur eine kurze Zwischenstation sein?
Sararer: Mein klares Ziel ist, schon bald wieder mindestens in der 3. Liga zu spielen. Ich werde alles dafür geben, Türkgücü dabei zu helfen, den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Die Chancen stehen gut. Der Verein ist zwar neu in der Regionalliga. Aber der Kader ist gespickt mit einigen erfahrenen Profispielern. Der bisherige Saisonverlauf zeigt, dass es die richtige Entscheidung war, den Aufstiegskader beinahe komplett zu verändern und auf Spieler zu setzen, die bereits lange in der 4. Liga oder höher kicken.
Erst Anfang März geht es in der Bayern-Staffel mit den verbleibenden zwölf Saisonspielen weiter. Trainingsstart bei Türkgücü ist am 18. Januar. Wird das die längste Vorbereitung, die Sie je hatten?
Sararer: Es ist schon eine sehr lange Zeit, bis wir 2020 das erste Pflichtspiel absolvieren werden. Vor allem in den ersten Wochen wird es nicht einfach sein, vom Kopf her schon zu 100 Prozent da zu sein. Aber es gibt Schlimmeres (lacht). Wir beginnen früh mit Testspielen, sind zweimal im Trainingslager. Ich bin mir sicher, dass wir nach der langen Vorbereitungszeit topfit und fokussiert sein werden.
Um das Team genau kennenzulernen, ist eine so lange Vorbereitung vermutlich gar nicht schlecht.
Sararer: Das stimmt. Aus dieser Sicht ist eine eineinhalbmonatige Vorbereitung sogar optimal. So sollte gewährleistet sein, dass ich bis zum Pflichtspielstart perfekt in die Mannschaft integriert bin.
Sie spielten bereits in der 1., 2., und 3. Liga, waren türkischer Nationalspieler. Was war Ihr bisher schönstes Karriere-Erlebnis?
Sararer: Die Spiele für die türkische Nationalmannschaft waren definitiv das Nonplusultra. Es war ein großartiges Gefühl, für mein Heimatland aufzulaufen. Aber auch der Bundesliga-Aufstieg mit der SpVgg Greuther Fürth in der Saison 2011/2012 gehört auf jeden Fall zu den schönsten Erlebnissen. Wir hatten damit schließlich auch Geschichte geschrieben. Noch nie zuvor war Greuther Fürth der Sprung in die 1. Bundesliga gelungen.
Insgesamt absolvierten Sie für die Türkei zwölf Länderspiele. Welche Partie war Ihr Höhepunkt?
Sararer: Ganz klar das 3:1 gegen Gastgeber Portugal vor 62.000 Zuschauern in Lissabon. Wir haben insgesamt ein überragendes Spiel abgeliefert und auch für mich persönlich lief es gut. Unter anderem konnte ich mit einem Assist meinen Teil zum Sieg gegen die favorisierten Portugiesen um Kapitän Cristiano Ronaldo beitragen. "CR7" besiegt zu haben, können nicht viele Fußballer von sich behaupten. In dieser Begegnung habe ich gemerkt, dass ich mit den ganz Großen des Fußballs durchaus mithalten kann und mich vor niemandem verstecken muss. Leider hat mir mein Körper einen Strich durch die Rechnung gemacht und mich um eine noch erfolgreichere Karriere gebracht. Aber ich möchte nicht jammern. Ich freue mich, dass ich weiterhin professionell Fußball spielen darf und habe die Hoffnung, noch einmal weit oben anzuklopfen, noch nicht aufgegeben.
BFV-Interview: Christian Knoth/MSPW