Nach durchgängig neun Jahren im Profibereich spielt Alexander Riemann (27), jüngerer Bruder von VfL Bochums Zweitliga-Torhüter Manuel Riemann (31), ab sofort für seinen Jugendverein SV Wacker Burghausen in der Regionalliga Bayern. Im BFV.de-Interview spricht der Mittelfeldakteur über Gründe für seine Rückkehr, Karriereziele und seinen Bruder.
2010 waren Sie Profi, kickten in Österreichs 1. Liga und zuletzt für den VfL Osnabrück in der 2. Bundesliga. Jetzt ging es zurück zu Ihrem Jugendverein SV Wacker Burghausen in die Regionalliga Bayern. Warum, Herr Riemann?
Alexander Riemann: Ich hatte beim VfL Osnabrück eine schwierige Zeit, in der ich oft verletzt war und selten zum Einsatz kam. Ich wollte unbedingt weg, weil ich keine Lust hatte, ein weiteres Halbjahr nur auf der Tribüne zu sitzen. Es wäre auch ein Wechsel in die 3. Liga möglich gewesen, es gab Kontakt zu einigen Vereinen. Allerdings war nichts dabei, was für meine Familie und mich gepasst hätte. Den Weg von Wacker Burghausen habe ich in den vergangenen Jahren immer verfolgt. Der Kontakt ist nie komplett abgerissen und es sind auch noch einige Leute von damals im Verein. Der Klub gehört weiter nach oben und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass Wacker Burghausen wieder mehr Erfolg hat. Außerdem bin ich zurück in der Heimat. Das ist mehr als nur ein positiver Nebeneffekt.
Haben Sie mit dem Profifußball abgeschlossen oder wollen Sie nur einen neuen Anlauf nehmen?
Riemann: Definitiv letzteres. Manchmal muss man im Leben einen Schritt zurückgehen, um später zwei Schritte nach vorn zu machen. Ich bin mit 27 im besten Fußballer-Alter. Daher war es für mich vor allem wichtig, wieder auf dem Platz zu stehen und zu spielen, anstatt mich als Ersatzspieler ohne Perspektive von Woche zu Woche zu quälen. Ich habe beim SV Wacker die Chance, Verantwortung zu übernehmen und einem jungen Team im Abstiegskampf zu helfen. Es ist nicht nur eine interessante Aufgabe, sondern auch eine coole Geschichte, dass ich zurück in Burghausen bin.
Beim VfL Osnabrück hatten Sie mit viel Verletzungspech zu kämpfen, mehrere Knieverletzungen führten zu langen Ausfallzeiten. Wie ist Ihr Fitnesszustand?
Riemann: Ich fühle mich fitter denn je. Bis kurz vor Weihnachten habe ich in Osnabrück das komplette Trainingsprogramm mit absolviert, das individuelle Laufprogramm für die Winterpause habe ich auch durchgezogen. In Burghausen befindet sich die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte bereits auf der Zielgeraden. Ich bin bereit für den Pflichtspielstart und freue mich, endlich wieder ein wichtiger Teil einer Mannschaft zu sein.
Durch Ihren Abschied aus Osnabrück ist klar: Regelmäßige Familientreffen mit Ihrem Bruder Manuel, Torwart beim Zweitligisten VfL Bochum, wird es nicht mehr geben.
Riemann: Das stimmt - weder auf noch neben dem Platz. Manuel wohnt immerhin rund 700 Kilometer entfernt und wir haben beide Kinder. Da kann man nicht mal eben vorbeikommen. Allerdings werden wir weiterhin mehrmals wöchentlich telefonieren, vielleicht jetzt sogar noch öfter als vorher. Wir haben ein enges Verhältnis zueinander und tauschen uns regelmäßig über sportliche und private Dinge aus.
Seit Ihrer Zeit im Nachwuchsbereich beim SV Wacker sind viele Jahre vergangen. Ist mittlerweile alles anders oder haben Sie etwas von früher wiedererkannt?
Riemann: Ich habe so gut wie alles wiedererkannt. (lacht) Allzu viel hat sich gar nicht verändert. Das Stadion sieht noch genauso aus wie früher, die Trainingsplätze sind die gleichen. Es hat sich in der ersten Woche wie eine Heimkehr nach einer langen Reise angefühlt.
Wacker Burghausen kämpft gegen den Abstieg. Was haben Sie von der ersten Saisonhälfte mitbekommen?
Riemann: Ich habe immer mal wieder geschaut, wie es läuft. Vor allem offensiv war das bisher zu wenig. Mit 26 Toren nach 22 Spielen kann man nicht zufrieden sein.
Warum sind Sie optimistisch, dass der SV Wacker den Klassenverbleib schaffen wird?
Riemann: Die Vorbereitung ist sehr intensiv und die Entwicklung vielversprechend. Der neue Trainer Leonhard Haas macht einen sehr guten Eindruck. Er lässt modernen Fußball spielen und setzt auf viel Ballbesitz, statt nur auf schnelle Konter nach Balleroberung. Ich glaube, dass diese Spielweise erfolgreich sein wird und bin guter Dinge, dass wir Anfang März einen starken Start hinlegen werden.
BFV-Interview: Christian Knoth/MSPW