Auf Torjäger Karl-Heinz Lappe (33) war vor allem in der Regionalliga Bayern immer Verlass - 55 Tore und 25 Vorlagen bei 102 Einsätzen können sich sehen lassen. Der langjährige Spieler des FC Bayern München (Jugend und U 23), der zuletzt für den TSV Buchbach am Ball war, verlässt jetzt aber die 4. Liga. Der Zweitligameister von 2015 (mit dem FC Ingolstadt 04) lässt seine Karriere im unteren Amateurbereich ausklingen. Im BFV.de-Interview spricht Lappe über seine Zeit in der Regionalliga, Training unter Pep Guardiola und Gründe für den Abschied vom höherklassigen Fußball.
BFV.de: Nach vielen Jahren im höherklassigen Fußball haben Sie sich dazu entschieden, die Regionalliga Bayern zu verlassen. Warum, Herr Lappe?
Karl-Heinz Lappe: Hauptsächlich aus privaten Gründen. Ich bin seit vielen Jahren bei einem großen Versicherungsunternehmen angestellt und stehe voll im Berufsleben - inklusive einiger Spätschichten. Außerdem habe ich zwei kleine Kinder, eine sechsjährige Tochter und einen vierjährigen Sohn. Für Regionalliga-Fußball finde ich keine Zeit mehr. Während der Corona-Pandemie habe ich mehr denn je gemerkt, wie sehr ich die Zeit mit meiner Familie schätze.
BFV.de: In der "ewigen Torjägerliste" der Regionalliga Bayern rangieren Sie mit 55 Toren auf Platz sieben. Wollten Sie hier nicht noch ein paar Plätze gutmachen?
Lappe: Doch, das hatte ich eigentlich vor. Deshalb bin ich auch Anfang 2020 zum TSV Buchbach gewechselt. Ich wollte meinem Mitspieler Aleksandro Petrovic, der mit 76 Toren zweitbester Torjäger der Liga ist, ein wenig Druck machen. (lacht) Leider hat mir Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich wäre gerne noch ein paar Plätze geklettert.
BFV.de: Insgesamt erzielten Sie in Ihrer bisherigen Laufbahn 154 Tore in 330 Begegnungen - trafen also im Schnitt fast in jedem zweiten Spiel. Gibt es ein Tor, an das Sie sich besonders gerne zurückerinnern?
Lappe: Da gibt es natürlich viele. Der schönste Treffer war aber sicher mein Fallrückzieher-Tor im Trikot des FC Ingolstadt 04 gegen den FC Erzgebirge Aue in der 2. Bundesliga. Zu dieser Zeit war meine Frau auch noch schwanger und ich habe das Tor mit einem Babyjubel gefeiert. Ebenfalls immer in Erinnerung bleibt mir mein Dreierpack für die zweite Mannschaft des FCI in der damaligen Regionalliga Süd gegen die U 23 der SpVgg Greuther Fürth. Obwohl Fürth beinahe mit der kompletten ersten Mannschaft aufgelaufen war, konnten wir 4:3 gewinnen. Es war ein Wahnsinnsspiel.
BFV.de: 2015 wurden Sie mit dem FC Ingolstadt 04 Zweitligameister - der schönste Moment Ihrer Karriere?
Lappe: Absolut. Nachdem ich viele Jahre zuvor bei meinem Ausbildungsverein FC Bayern München den Sprung zu den Profis leider nicht geschafft, eine Ausbildung abgeschlossen und bei einigen Amateurklubs gekickt hatte, war der Meistertitel mit Ingolstadt in der 2. Bundesliga ein unglaublicher Erfolg für mich. Ich hätte mir damals zwar mehr Einsatzzeiten gewünscht, aber ich war schon immer ein Teamplayer. Deshalb habe ich mich nicht weniger über den Aufstieg gefreut, weil ich kein Stammspieler war.
BFV.de: Danach wechselten Sie zurück zum FC Bayern - und zwar in die U 23. Auffällig ist, dass Sie mit Ausnahme von Ihrer Zeit bei der U 23 des 1. FSV Mainz 05 immer in Ihrer Heimat Bayern geblieben sind. Hatten Sie nie das Bedürfnis, weiter weg von zuhause zu spielen?
Lappe: Tatsächlich war das ein Zeitpunkt, an dem ich die Möglichkeit gehabt hätte, zu einem großen Traditionsverein aus der 2. Bundesliga am anderen Ende von Deutschland zu gehen. Stattdessen entschied ich mich für die Rückkehr zum FC Bayern - und damit für die 4. statt die 2. Liga. Viele Freunde und Mitspieler haben das damals nicht verstanden. Ich bin aber sehr heimatverbunden und wollte außerdem meiner Frau und unserem Kind keinen Umzug in eine andere Stadt weit weg von zuhause zumuten. Hinzu kam, dass bei der U 23 des FC Bayern mein ehemaliger Jugendtrainer Heiko Vogel tätig war. Wir kannten und schätzten uns - das erleichterte mir bei der Rückkehr den Einstieg.
BFV.de: Nicht außer Acht zu lassen ist, dass Sie auch die Möglichkeit bekamen, bei den Profis unter Carlo Ancelotti und Pep Guardiola zu trainieren!
Lappe: Das stimmt. Ich war auch einmal mit auf USA-Reise. Das waren schon sensationelle Erfahrungen, die ich nie gemacht hätte, wenn ich nicht zum FC Bayern zurückgekehrt wäre. Vor allem im Training unter Guardiola habe ich viel gelernt und mitgenommen. Was er aus jedem einzelnen Spieler herausholt, ist unglaublich.
BFV.de: Auch jetzt werden Sie sicher im Süden bleiben. Wohin führt Ihr Weg?
Lappe: In die Bezirksliga zu einem Verein in der Nähe. Den Namen darf ich noch nicht verraten, der Wechsel wird aber in Kürze offiziell gemacht. Da meine Frau mittlerweile aus ihrer Elternzeit zurück im Job ist, muss ich mich auch viel um unsere Kinder kümmern. Deshalb ist es schön, künftig nur noch zweimal pro Woche zu trainieren. Ich bin aber dennoch glücklich, weiterhin kicken zu können. So ganz aufhören wollte ich dann doch noch nicht.
BFV-Interview: Christian Knoth/MSPW