Mit Neuling DJK Vilzing führt Andreas Jünger (28) sensationell die Tabelle in der Regionalliga Bayern an. Der gebürtige Regensburger ist neben seiner Rolle als Torjäger auch als Student und Spediteur im Einsatz. Vor dem Topspiel am Freitag (ab 18.30 Uhr) bei den Würzburger Kickers spricht der Angreifer im BFV.de-Interview über den optimalen Start, die Saisonziele und seine Dreifachbelastung.
Nach sechs Spieltagen ist die DJK Vilzing Spitzenreiter der Regionalliga Bayern. Mal ehrlich: Müssen Sie sich manchmal kneifen, wenn Sie auf die Tabelle schauen, Herr Jünger?
Andreas Jünger: Von uns hat keiner so wirklich damit gerechnet, dass wir einen so guten Start erwischen würden. Natürlich wissen wir um die Qualität in den eigenen Reihen. Dass es aber auf Anhieb so gut klappt, konnten wir nicht erwarten. Zumal wir auch kein unbedingt einfaches Startprogramm hatten. Umso schöner ist die aktuelle Momentaufnahme.
Bislang wurden nur im Heimspiel gegen den aktuellen Vizemeister FC Bayern München II Punkte liegen gelassen. Könnte die DJK ein ernstzunehmender Kandidat im Rennen um die Meisterschaft werden?
Jünger: Ich glaube, dass wir davon noch meilenweit entfernt sind. Wir haben einen guten Start erwischt. Darüber sind wir froh. Uns jetzt als Kandidaten für den Aufstieg auszugeben, dafür gibt es noch keine Ansatzpunkte.
Was sind die Gründe für den hervorragenden Start?
Jünger: Wir sind in der abgelaufenen Saison mit einem hervorragenden Endspurt letztlich aufgestiegen. Diese Euphorie konnten wir in die neue Saison mitnehmen. Das hat uns sicherlich einen Schub gegeben. Wir müssen aber auch ehrlich sein: In der einen oder anderen Begegnung hatten wir das nötige Quäntchen Glück auf unserer Seite. Innerhalb der Mannschaft haben wir einen hervorragenden Zusammenhalt. Außerdem stehen wir hinten kompakt und schaffen es bislang ganz gut, die Tore zu den richtigen Zeitpunkten zu erzielen. Von Verletzungen sind wir auch schon seit längerer Zeit verschont geblieben. Es ist also eine Mischung verschiedener Faktoren, die uns derzeit ganz oben stehen lässt.
Müssen nach einem so guten Start nicht zumindest die eigenen Saisonziele überdacht werden?
Jünger: Wir hatten uns vor der Saison das Ziel gesetzt, mit den Abstiegsplätzen nichts zu tun haben zu wollen. Dafür wollen wir so viele Punkte wie möglich holen. Auch trotz des guten Starts halten wir vorerst an dieser Zielsetzung fest. Sollte es auch in den kommenden Wochen so weitergehen, können wir die Messlatte zu einem späteren Zeitpunkt immer noch korrigieren. Ich denke, dass wir in dieser Saison noch für so einige Überraschungen gut sind. Alles Weitere werden wir dann im Laufe der Spielzeit sehen.
Auch für Sie persönlich war es ein Auftakt nach Maß. In den ersten sechs Begegnungen haben Sie fünfmal getroffen. Hatten Sie vor dem Start mit so einer Quote gerechnet?
Jünger: Für die neue Saison habe ich mir keine Marke auf die Fahne geschrieben. Ich möchte der Mannschaft mit so vielen Toren wie möglich helfen. Nach oben hin setze ich mir dabei keine Grenzen. (lacht)
Die Regionalliga Bayern ist für Sie kein Neuland. Bereits für den SV Schalding-Heining und den SSV Jahn Regensburg waren Sie in der 4. Liga im Einsatz. Wie sehr haben Ihnen diese Erfahrungen nach dem Aufstieg geholfen?
Jünger: Dass ich nicht nur die Liga, sondern auch das Tempo schon kannte, hat mir sicherlich dabei geholfen, mich so gut wie möglich wieder in der Regionalliga zurechtzufinden. Auch der eine oder andere Gegenspieler hat mir während meiner Laufbahn schon einmal gegenübergestanden. Diese Erfahrungen teile ich dann auch gerne mit unseren jungen Spielern.
In der Saison 2015/2016 waren Sie beim SSV Jahn Regensburg Teil der Aufstiegsmannschaft in die 3. Liga. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diese Spielzeit?
Jünger: Es waren super Jahre. Wir hatten viel Spaß gemeinsam. Zwar hätte ich mir gewünscht, noch mehr Einsatzzeiten zu bekommen. Aber dennoch habe ich aus dieser Zeit sehr viel mitgenommen.
Nach zweieinhalb Jahren beim SV Schalding-Heining waren Sie in der Winterpause der Saison 2020/2021 zur DJK Vilzing zurückgekehrt. Was macht der Reiz am Verein für Sie aus?
Jünger: Aus meiner Sicht passt einfach das Gesamtpaket. Ich bin in Regensburg geboren und aufgewachsen. Die DJK Vilzing bietet im Raum Regensburg für mich die Möglichkeit, alles unter einem Hut zu bekommen. Aber auch die Ambitionen und die Werte, für die der Verein steht, passen zu mir. Bei der DJK herrscht ein familiäres Miteinander, für das ich gerne die rund 60 Kilometer aus Regensburg in Kauf nehme.
Noch ist die DJK Vilzing semiprofessionell aufgestellt. Viele Spieler haben noch einen Beruf neben dem Sport. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Jünger: Ich zähle zu den Akteuren, die auch neben dem Platz noch tätig sind. An der Universität Regensburg absolviere ich derzeit meinen Master in Motion and Mindfulness im Bereich der angewandten Bewegungswissenschaft. Dort befinde ich mich im zweiten Semester. Außerdem habe ich mich mit zwei Freunden selbstständig gemacht und bin als Subunternehmer für ein Möbelunternehmen tätig.
Wie können Sie den Beruf mit den Trainingseinheiten und den Spielen unter der Woche vereinbaren?
Jünger: Sowohl die Vorlesungen in der Uni als auch die Arbeit als Spediteur finden hauptsächlich vor- und nachmittags statt. Die Trainingseinheiten sind in den Abendstunden angesetzt. Von daher gibt es dort keine Überschneidungen.
Ist der Sport am Abend dann die richtige Abwechslung oder schlaucht der Alltag dann doch ganz schön?
Jünger: Besonders in Prüfungsphasen der Uni kann es schon einmal stressig werden. Wenn ich an einem Tag arbeiten bin, etwas für die Uni mache und dann noch Training habe, dann bin ich am Ende des Tages schon froh, wenn ich nach über zwölf Stunden endlich zur Ruhe komme.
Bereits am Freitag steht mit dem Gastspiel beim Drittligaabsteiger Würzburger Kickers die nächste "Reifeprüfung" für die DJK Vilzing auf dem Programm. Was haben Sie sich für die Partie vorgenommen?
Jünger: Erst einmal ist es ein tolles Gefühl, als Spitzenreiter zum Auswärtsspiel nach Würzburg zu reisen. Wir gehen in jede Partie mit dem klaren Ziel, am Ende die drei Punkte einzufahren. Wir wissen aber, dass wir bei den Kickers vor einer immens schwierigen Aufgabe stehen. Wichtig wird es sein, dass wir kompakt stehen und unsere Chancen konsequent nutzen.
BFV-Interview: Filippos Kounelis/MSPW