Im Gespräch mit BFV.de zieht der 47-Jährige ein Fazit nach der Winterpause. Der ausgebildete Fußball-Lehrer spricht außerdem über den Jahresauftakt bei den "Schnüdeln", den Kampf um den Klassenverbleib, seine zwischenzeitlichen Abstecher nach Salzburg und Ulm sowie die dritte Generation Bachthaler im "Familienunternehmen" FV Illertissen.
Anfang Dezember ging es in der Regionalliga Bayern zuletzt um wichtige Punkte. Wie sehr freuen Sie sich auf den Restrundenstart, Herr Bachthaler?
Holger Bachthaler: Nach der langen Vorrunde und der Vielzahl an Spielen war die Pause für die Spieler wichtig, um die Akkus wieder aufzuladen. Man spürt nun aber von Woche zu Woche, dass die Jungs dem Start entgegenfiebern. Auch bei mir wächst die Vorfreude. Es kann also losgehen.
Wie haben Sie die Zeit mit Ihrer Mannschaft auf dem Platz verbracht und wie haben Sie versucht, die Motivation der Spieler aufrecht zu erhalten?
Bachthaler: Aufgrund der aktuellen Tabellensituation und der Tatsache, dass ich erst im Oktober die Mannschaft übernommen habe, war klar, dass wir die die Pause verkürzen werden, um intensiv mit der Mannschaft zu arbeiten. Schon nach drei Wochen hatten die Spieler individuelle Trainingspläne erhalten. Auch den ursprünglichen Trainingsstart haben wir um eine Woche vorgezogen. Wir arbeiten alle sehr gewissenhaft und machen einen sehr motivierten Eindruck. Wir wissen um den Ernst der Lage.
Mit Marco Mannhardt, Felix Thiel und Kevin Frisorger sind drei neue Spieler im Winter zum FVI gestoßen. Wie schätzen Sie die Zugänge ein?
Bachthaler: Felix, Kevin und Marco haben sich wie erwartet schnell und vor allem auch gut in die Mannschaft integriert. Dabei haben sie gezeigt, dass sie aus sportlicher Sicht Verstärkungen für uns sein können. Dadurch haben wir an Qualität im Kader dazugewonnen.
Der FVI überwinterte auf einem Relegationsrang. Wie gut ist die Mannschaft für den Abstiegskampf gewappnet?
Bachthaler: Uns allen ist bewusst, dass der Kampf um den Klassenverbleib durch die verstärkte Abstiegs- und Relegationsregelung bis zum letzten Spieltag oder sogar noch länger andauern kann. Objektiv betrachtet, haben wir während der Winterpause und der Vorbereitung alles dafür getan, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, am Ende in der Liga zu bleiben: Zum einen haben wir den Kader verstärkt und sind gerade dabei, weitere Stammspieler frühzeitig an den Verein zu binden. Auf der anderen Seite haben wir unser Trainerteam um einen Athletiktrainer ergänzt und damit auch die Trainingsumfänge sowie die Intensität weiter erhöht.
Was stimmt Sie zuversichtlich, dass Ihr Team am Saisonende über dem Strich stehen wird?
Bachthaler: Ganz klar: Die vorhandene Qualität unserer Spieler und der Wille jedes Einzelnen, auch in der nächstes Saison mit dem FVI in der Regionalliga Bayern spielen zu können.
Zwischen Platz acht und 17 liegen gerade einmal sieben Punkte. Ist es eher ein Vor- oder ein Nachteil, dass es so eng zugeht?
Bachthaler: Die Tabellensituation ist in der Tat sehr eng und verdeutlicht, dass die Partien in der Liga sehr ausgeglichen und umkämpft waren und dies vermutlich auch in den restlichen Spielen der Fall sein wird. Ob das nun ein Vor- oder ein Nachteil sein wird, kann ich nicht beurteilen.
Während der Vorbereitung zeigte sich Ihre Mannschaft unter anderem bei Freundschaftsspielen gegen die österreichischen Bundesligisten Austria Lustenau (3:1) und SCR Altach (2:1), der von Weltmeister Miro Klose trainiert wird, oder auch gegen den FV Ravensburg (6:0) eine sehr gute Frühform. Welche Aussagekraft haben die Testspiele?
Bachthaler: Unser Fokus liegt auf dem Punktspielstart gegen den 1. FC Schweinfurt 05. Die beiden Siege gegen die österreichischen Bundesligisten Austria Lustenau und SCR Altach verdeutlichen lediglich, dass wir bislang gut gearbeitet haben und uns auf dem richtigen Weg befinden. Die Begegnungen sollten den Spielern Selbstvertrauen geben und uns darin bestärken, dass wir mit unserer Art, Fußball zu spielen, für jeden Gegner sehr unangenehm sein können. Jetzt sind wir aber in der Pflicht, dies auch gegen Schweinfurt zu bestätigen. In der Ansprache vor dem Schweinfurt Spiel wird sicherlich die 0:3-Niederlage gegen den VfR Aalen mehr Platz einnehmen als die beiden Siege gegen Lustenau und Altach. (lacht)
In Schweinfurt steigt das erste Regionalliga-Spiel des Jahres überhaupt. Worauf wird es gegen die "Schnüdel" ankommen?
Bachthaler: Der 1. FC Schweinfurt 05 verfügt über eine sehr ausgeglichen besetzte Mannschaft, hat individuell sehr gute und interessante Spieler in seinen Reihen. Der Auftakt hat es also gleich in sich. Um dort zu bestehen, benötigen wir eine absolute Top-Leistung.
Schweinfurt 05 hat nur drei Punkte mehr auf dem Konto als Ihre Mannschaft. Ist das Ergebnis schon so früh in diesem Jahr richtungsweisend?
Bachthaler: Jedes der verbleibenden Spiele hat für uns eine enorme Bedeutung. Es gilt, das Ziel Klassenverbleib immer im Blick zu behalten und sich nicht von einzelnen Ergebnissen positiv oder negativ beeinflussen zu lassen.
Seit der Gründung der Regionalliga Bayern zur Saison 2012/2013 steckt der FV Illertissen erstmals in akuter Abstiegsgefahr. Woran liegt das?
Bachthaler: Die Tabelle ist immer ein Spiegelbild der bisher erbrachten Leistungen. Es steht mir nicht zu, die Dinge vor meiner Zeit zu bewerten. Allerdings ist uns allen bewusst, dass wir uns erheblich steigern müssen, um das Ziel Klassenverbleib zu erreichen.
Der FV Illertissen hat sich in den zurückliegenden Jahren zum "Pokalschreck" gemausert. Nach dem Triumph im Toto-Pokal 2022 steht der FVI jetzt wieder im Halbfinale und ist am 28. März beim Ligakonkurrenten Würzburger Kickers zu Gast. Welche Bedeutung hat der Pokalwettbewerb für den Klub?
Bachthaler: Zunächst einmal liegt unser Augenmerk auf den bis dahin anstehenden Punktspielen. Zu gegebener Zeit werden wir uns gedanklich auch mit dem Pokal auseinandersetzen. Ich konnte ja selbst mit dem FVI und dem SSV Ulm 1846 bereits mehrfach am DFB-Pokal teilnehmen und weiß somit um die Bedeutung einer erneuten Teilnahme. Ich hoffe natürlich, dass wir erneut als Pokalschreck auftreten werden, verschwende daran aber derzeit keinen Gedanken.
Von 2012 bis 2016 waren Sie schon einmal erfolgreicher Cheftrainer beim FV Illertissen, wechselten dann in den Nachwuchsbereich von RB Salzburg. Dort war Marco Rose, der jetzt bei RB Leipzig in der Bundesliga arbeitet, für die Profis verantwortlich. Was konnten Sie von ihm an Erfahrungen mitnehmen?
Bachthaler: Da ich damals die U 18 Mannschaft von Marco übernommen hatte, war der Austausch mit ihm sehr eng und ich konnte mich viel mit ihm über inhaltliche Themen wie Spielphilosophie und Trainingsgestaltung unterhalten. Es war damals schon interessant zu sehen, wie er als Trainer den Sprung von der U 18 zu den Profis mit seiner fordernden und trotzdem empathischen Art so erfolgreich bewältigt hat.
Gab es auf Ihren verschiedenen Stationen einen Spieler, der es Ihnen besonders angetan hat?
Bachthaler: Während meiner Zeit in Salzburg durfte ich mit zahlreichen Top-Talenten zusammenarbeiten. Spieler wie Nicolas Seiwald und Junior Adamu haben zwischenzeitlich sogar den Sprung in die österreichische Nationalmannschaft geschafft und stehen vor einer hoffentlich großen Karriere. Ihre Bereitschaft und Motivation, sich täglich weiterzuentwickeln, war schon sehr beeindruckend.
Im Herbst kehrten Sie zum FV Illertissen zurück. Welche Rolle hat dabei auch Ihr Vater und Sportvorstand Karl-Heinz Bachthaler, der früher auch schon als Trainer beim FVI an der Seitenlinie gestanden hatte, dabei gespielt?
Bachthaler: Wenn ich ehrlich bin, war eine Rückkehr zum FVI im letzten Jahr zunächst nicht mein erklärtes Ziel. Ich hatte die Hoffnung, wieder im Profibereich als Trainer arbeiten zu können. Da sich die Dinge aber leider nicht so entwickelt haben, wie ich es mir erhofft hatte, habe ich mich dann doch dazu entschieden, dem Verein in einer schwierigen Phase zu helfen und wieder als Trainer beim FVI einzusteigen.
Wie viel "Familien-Unternehmung" steckt im FVI und welche Bedeutung hat der Klub für Sie?
Bachthaler: Durch meine langjährige Zeit als Spieler und Trainer ist die Verbundenheit zum FVI natürlich sehr hoch, was auch der ausschlaggebende Grund für meine Rückkehr als Trainer war. Ich hoffe, dass wir schnellstmöglich wieder an die erfolgreiche Zeit anknüpfen können. Tatsächlich ist der Name Bachthaler mittlerweile auch in der dritten Generation als Spieler beim FVI vertreten. Nachdem mein Sohn Luca die Jugend durchlaufen hat, spielt er jetzt im zweiten Jahr für die U 23 in der Landesliga. Allerdings glaube ich nicht, dass sich Luca mit seinen 20 Jahren derzeit Gedanken über eine Aufgabe in der Vereinsführung macht. (lacht)
BFV-Interview: Filippos Kounelis/MSPW
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