SV Waizendorf gegen SV Reundorf: Für beide Vereine ist es „Das Derby“. Nur wenige Kilometer liegen zwischen den Sportplätzen der Klubs aus dem Fußballkreis Bamberg/Bayreuth. In der vergangenen Saison kämpften sie noch um den Aufstieg. Das entscheidende direkte Duell gewann der SV Reundorf mit 2:1, am Ende der Spielzeit schafften dennoch beide Teams den Aufstieg in die Kreisklasse. In dieser Saison kämpfen beide Teams um den Klassenverbleib: Der SV Reundorf steht mit 13 Zählern aus 21 Spielen momentan auf dem letzten Tabellenplatz, die Waizendorfer trennt nach einer ebenfalls durchwachsenen Hinrunde nur ein Zähler von der Abstiegszone. Im Hinspiel behielt erneut der SV Reundorf die Oberhand – Endergebnis 2:0. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte das lang ersehnte Rückspiel nicht stattfinden. Doch Niklas Lorber, Innenverteidiger und Kapitän beim SV Waizendorf, zögerte nicht lange und wandte sich an Christoph Rüger, der beim SV Reundorf für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich zeichnet.
„Wir hatten uns sehr auf das Spiel gegen Reundorf gefreut, da die Derbys immer ganz besonders sind. Ich habe auf Facebook einen Artikel darüber gesehen, wie sich Profivereine die fußballfreie Zeit vertreiben. Viele Vereine spielen über die Social Media-Kanäle ihre Spiele via TicTacToe aus, das fand ich aber etwas langweilig. Bayer Leverkusen hat auf Twitter gegen Hull City ‚Vier gewinnt‘ gespielt. Da habe ich mir gedacht: Das könnte ich dem SV Reundorf vorschlagen“, erklärt Niklas.
Gesagt getan - Niklas stößt mit seinem Vorschlag auf offene Ohren. Christoph Rüger, Torwart beim Lokalrivalen SV Reundorf, sagt sofort zu: „Der SV Waizendorf hat gefragt, ob wir bei einem ‚Vier gewinnt‘-Spiel mitmachen würden. So konnten wir unser Derby dann doch noch austragen. Wir haben uns auf Facebook einen Scherz erlaubt und einen Post zum Derby online gestellt. Natürlich kamen dann die Nachfragen meiner Mitspieler, ob das Spiel jetzt doch wie geplant stattfinden würde. Als wir die Sache mit dem ‚Vier gewinnt‘ wenig später aufgelöst haben, war die Vorfreude auf das Duell riesig. Ich habe dann rumgefragt, wer gut ‚Vier gewinnt‘ spielen kann. Schließlich haben wir unseren Spieler Stephan Lösel ins Duell mit Niklas Lorber geschickt. Stephan war sehr nervös, weil es gegen den Erzrivalen aus der Nachbarschaft ging und hat sich entsprechend vorbereitet.“
Los ging es am Sonntag zur ursprünglich geplanten Anstoßzeit. Die beiden Spieler tauschten ihre Handynummern aus und legten pünktlich um 15 Uhr auf ihren Smartphones los: „Wir haben vorab ein Spielfeld erstellt und uns die Spielzüge über WhatsApp hin und her geschickt. Der Spieler, der dran war, hat ein weißes Feld gelöscht und durch einen blauen bzw. roten Spielstein ersetzt. Nach dem Zug haben wir das Spielfeld abgeschickt und auf den Zug des Kontrahenten gewartet.“ Während der Partie hielten beide Vereine ihre Anhänger mit einem Live-Ticker auf dem Laufenden. Unterstützt wurde Niklas dabei von Daniel Reichold, der mit ihm die Social Media Accounts des SV Waizendorf betreut. „Meine Mannschaft hat das Spiel live verfolgt und mich angefeuert. Es kamen immer wieder Reaktionen und Tipps für den nächsten Spielzug an“, berichtet Niklas. Am Ende einer hart umkämpften Partie war es der Kapitän der Waizendorfer, der den entscheidenden Stein im linken unteren Spielfeldeck versenkte. Somit war es amtlich: der SV Waizendorf geht als erster ‚Vier gewinnt‘-Derbysieger in die Geschichte ein und nahm damit erfolgreich Revanche für die bittere Hinspiel-Niederlage auf dem Rasen.
Trotz aller Rivalität zwischen den Vereinen bewiesen die Mannschaften mit dieser Aktion ihren Sportsgeist und Zusammenhalt. „Natürlich lieben wir alle die sportliche Rivalität auf dem Platz und haben gemeinsam viele spannende Derbys ausgetragen. Aber wir arbeiten auch im Jugendbereich innerhalb der JFG Rauhe Ebrach gut zusammen“, erklärt Reundorfs Keeper Christoph Rüger. „Unsere Idee war, dass die Leute mal etwas Positives im Internet lesen und auch mal wieder schmunzeln können“, fügt Niklas Lorber hinzu. Das ist den Kontrahenten mit dieser Aktion definitiv gelungen.
Aktuell haben die Verantwortlichen, trotz des großen Erfolgs der Idee, kein weiteres ‚Vier gewinnt‘-Derby geplant und würden ihr nächstes Spiel gerne wieder auf dem Fußballplatz austragen. „Uns wäre ein Derby auf dem Platz lieber als ein Rückspiel im ‚Vier gewinnt‘", sagt Christoph Rüger. Und Niklas Lorber bilanziert: „Wir wollen eigentlich den Rest der Saison nicht im ‚Vier gewinnt‘ austragen. Wenn uns etwas einfällt, werden wir uns aber an den nächsten Gegner wenden und hoffen, dass die genauso cool reagieren wie Reundorf und Lust auf so eine Aktion haben. Aber natürlich würden wir das Rückspiel gerne noch auf dem Rasen spielen.“