Die einen gehen Laufen oder fahren Fahrrad, misten ihren Kleiderschrank aus und erledigen Arbeiten im Garten, andere probieren neue Rezepte aus - wir haben nachgefragt, wie sich Bayerns Fußballer*innen, Trainer*innen, Schiedsrichter*innen und Vereins-Verantwortliche in der aktuellen Situation beschäftigten - und viele interessante Antworten erhalten:
Ich bin 27 Jahre alt, von Beruf Physiotherapeutin und spiele beim TSV Eching Fußball. Wir sind seit fast zwei Jahren ungeschlagen und wollen unseren Platz an der Spitze der Frauen-Bezirksliga verteidigen, um zum zweiten Mal in Folge aufzusteigen. Wir hatten uns auf eine anstrengende Rückrunde vorbereitet. Natürlich vermissen wir das Training und auch das Vereinsleben, aber wir bleiben zuhause, um unsere Angehörigen und Risikopatienten zu schützen. Um weiterhin fit zu bleiben, haben wir als Team eine Challenge gestartet. Wir wetten mit unseren Trainern, dass wir in 17 Tagen insgesamt 1500 Kilometer laufen oder radeln (für die Verletzten). Schaffen wir es, die Strecke zu absolvieren, gibt es ein Grillfest und einen Tanz der Trainer, wenn es die Lage wieder zulässt. Die Zeit zuhause hat aber auch etwas gutes, schließlich gibt es immer irgendeinen Schrank auszumisten. Trotzdem freue ich mich schon darauf, wenn wieder Normalität einkehrt, wir wieder auf dem Platz trainieren können und der nächste Urlaub geplant werden kann.
Ich bin 26 Jahre alt und arbeite als Gärtner in einem Gartencenter im Verkauf, virusbedingt zurzeit auf Kurzarbeit. Ich gehöre seit 2006 der SRV Augsburg an und pfeife für den TSV Neusäß. Fußball rückt für mich persönlich aktuell sehr in den Hintergrund. Unsere Gruppe organisiert regelmäßig Online-Regeltests, diese werden sehr gut angenommen. Mein Dank gilt hierbei insbesondere dem Führungsteam. Als Trainer und Jugendleiter steht bei mir die Vorbereitung zur Wiederaufnahme von Training und Spielbetrieb an erster Stelle. Dazu kaufen wir zahlreiche neue Geräte. Die Spieler werden laufend mit Videos mit Nachmachübungen versorgt. Als aktiver Feuerwehrmann der FW Hammel stehen wir und alle anderen Feuerwehren weiterhin 24 Stunden rund um die Uhr für eure Sicherheit bereit. Außerdem haben meine Schwester und ich eine Nachbarschaftshilfe gegründet. Dabei versorgen sechs ehrenamtliche Helfer Menschen, die erkrankt oder derzeit in Quarantäne sind, mit Lebensmitteln. Wir konnten hierbei ein Netzwerk mit regionalen Händlern entwickeln. Als Stadtrat wollte ich mir schon immer mal die Neusäßer Tafel anschauen und in dieser Ausnahmesituation selbstverständlich mithelfen. Das Team der Tafel holt die Spenden ab, danach werden die Waren gerecht in Tüten gepackt. Jeden Dienstag werden die bedürftigen Menschen mit den Spenden beliefert. Ich denke, nur gemeinsam überstehen wir jede Krise gut, daher engagiere ich mich sehr gerne in sozialen Projekten. Ganz nach dem Motto: "Gemeinsam schaffen wir alles."
Ich bin 22 Jahre alt und studiere Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule in Würzburg. Ich pfeife für die Schiedsrichtergruppe Bad Kissingen im Bezirk Unterfranken. Die Zeit ohne unseren geliebten Fußball ist auch für uns Schiedsrichter schwierig. Wir als Schiedsrichtergruppe Bad Kissingen stellen unseren Schiedsrichtern ein „Corona-Angebot“ zur Verfügung. Damit halten wir sie in virtueller Form regeltechnisch und körperlich fit. Außerdem bieten wir telefonische Sprechstunden für jedes Mitglied der Gruppe an und ermöglichen so eine individuelle Betreuung. So möchten wir unseren jungen Nachwuchsschiedsrichtern, aber auch unseren langjährigen Gruppenmitgliedern etwas zurückgeben. Denn das, was unsere Schiedsrichter Woche für Woche auf den Sportplätzen leisten, verdient größten Respekt und Anerkennung! Der Gedanke an den ersten Einsatz nach der „Zwangspause“ motiviert mich bis in die Haarspitzen und lässt mich diese schwierige Zeit überstehen.
Ich bin 24 Jahre alt und spiele in der Landesliga Südost beim FC Töging. Seit meinem sechsten Lebensjahr spiele ich Fußball und ich habe zuvor noch nie eine Ausnahmesituation wie diese erlebt. Seit Mitte Januar haben wir uns auf die Restrunde vorbereitet und viel Energie und Freizeit investiert, um diese erfolgreich anzugehen. Obwohl Fußball schon immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt hat, zeigt die Corona-Krise nun, wie nebensächlich der Fußball plötzlich ist. Aber ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen. Momentan genieße ich die Zeit mit meiner Familie, gehe mit meinem Hund Barsik laufen und bleibe zu Hause. Außerdem wird mir jetzt noch bewusster, wie wichtig Berufe im Gesundheitswesen sind und dass diese von unserer Gesellschaft mehr wertgeschätzt werden müssen. Natürlich freue ich mich schon darauf, wenn ich endlich wieder mit meinen Jungs vom FCT erfolgreich spielen kann.
Ich bin 51 Jahre alt und von Beruf Labortechniker. Mein Arbeitgeber hat die Arbeit so aufgeteilt, dass ich abwechselnd eine Woche im Home Office bin und eine Woche vor Ort meine Arbeit erledige, das heißt, in meinem Arbeitsalltag hat sich bisher relativ wenig geändert.
Was sich natürlich grundlegend geändert hat, ist meine Freizeitbeschäftigung. Die zahlreichen Trainingseinheiten und Spiele fallen nun weg. Ich nutze die Zeit, zuhause Liegengebliebenes nachzuholen und erledige die üblichen Frühjahrsarbeiten im Garten, am Auto oder im Haus. Solange bei uns in Bayern Sport im Freien noch erlaubt ist, werde ich durch diverse Läufe versuchen, meinen Fitnesszustand wieder auf Vordermann zu bringen, denn auch der ist in letzter Zeit leider auf der Strecke geblieben. Meinen Spielern schicke ich in regelmäßigen Abständen Lauf- und Workout-Einheiten, um sie auf einen gewissen Fitness-Level zu halten. Mental ist das sicher nicht leicht, da es sich im Team besser trainiert, der Flachs nebenbei und das Ziel, gemeinsam etwas zu erreichen, fehlen. Wir sollten aber trotz der äußerst prekären Lage nicht den Optimismus und die Hoffnung verlieren, dass wir irgendwann in die Normalität zurückzukehren, auch wenn fürs Erste nicht absehbar ist, wann das passieren wird. Je besser wir uns an die derzeitigen Vorgaben halten, umso eher können wir wieder das machen, was uns allen Freude bereitet.
Ich bin 41 Jahre alt und Abteilungsleiter Fußball beim 1. FC Gunzenhausen. Aufgrund der aktuellen Lage habe ich beruflich wie sportlich viel Zeit gewonnen, die hauptsächlich in die Familie investiert wird. Ich habe drei Kinder zwischen vier und acht Jahren, die allesamt ein Stück vom Papa wollen. Mit den zwei Großen müssen die Aufgaben für die Schule erledigt werden, wir machen viele Brettspiele und gehen täglich im angrenzenden Wald spazieren. Auch die Einkäufe für uns und die Schwiegereltern müssen erledigt werden. Eine weitere Leidenschaft von mir ist das Kochen, hierfür habe ich aktuell mehr Zeit. Da probiere ich auch gerne Mal etwas aus. Ganz zur Freude meiner Frau und ab und an zum Leidwesen meiner Kids. Außerdem versuchen wir im Verein das Leben aufrechtzuerhalten. Im Juli wäre unser 110-jähriges Jubiläum, die Planung dafür läuft über E-Mails, Skype und Co. weiter. Auch die Planungen, für die wann auch immer startende nächste Saison muss weitergehen. Welche SG-Partner benötige ich in welcher Altersklasse? Was habe ich Stand heute an Spielern zur Verfügung? Diese und viele weitere Fragen versuche ich zu beantworten. Auch die Vereinsfinanzen sind aufgrund eventuell fehlender Sommer-Events ein Thema…
Ich heiße Johannes Hain, bin 34 Jahre alt und spiele im Mittelfeld des TSV 1880 Wasserburg in der Bayernliga Süd. Nebenbei unterstütze ich unseren Abteilungsleiter Kevin Klammer in organisatorischen Dingen. Ich bin Lehrer für Englisch, Geschichte und Sozialkunde am Luitpold-Gymnasium Wasserburg. Da zunächst bis zu den Osterferien die Schule ausfällt und der Spiel- und Trainingsbetrieb auch ruht, könnte man durchaus davon ausgehen, dass ich derzeit sehr viel Freizeit habe. Paradoxerweise ist jedoch das Gegenteil der Fall: Ich habe mehr Aufwand denn je. Aufgrund der aktuellen Lage muss ich den Unterricht digital von daheim aus aufrechterhalten, was Lehrer, Schüler und Eltern vor große Herausforderungen stellt und mehr Zeit erfordert als normal. Nach getaner Arbeit widme ich mich meinem Trainingsplan. Jeder Spieler der Wasserburger Löwen absolviert bis zu sechs individuelle Einheiten pro Woche. Natürlich fehlt mir das Training mit der Mannschaft, jedoch kann ich durch eine App, die wir für das Verschicken der Trainigspläne nutzen, perfekt meinem Fitnessprogramm nachkommen und es ideal in meinen Tagesablauf einbauen. Obwohl die Löwen zur Zeit notgedrungen Einzelkämpfer sind, lebt unser Mannschaftsgedanke in unserem Einkaufsservice weiter. Dieser versorgt Menschen in Wasserburg während der Corona-Krise auf Nachfrage mit Lebensmitteln. Wir haben in der Region mit Abstand die meisten Zuschauer und wollen unseren Fans sowie der Stadt Wasserburg in diesen schweren Zeiten etwas zurückgeben.Hoffentlich ist bald wieder Fußball. Bis dahin bleiben die Löwen gemeinsam allein.
Ich (Thomas) bin 46 Jahre alt und war bis vor fünf Wochen Trainer der U11 des SC Feucht. Fußball ist neben meiner Familie mein Leben, denn zum einen bin ich Redakteur beim "kicker" und damit beruflich eng mit dem Fußball verbunden, zum anderen spielt mein neunjähriger Sohn Maximilian begeistert Fußball. Im Januar war er für den “Bayern-Treffer des Monats” nominiert, belegte mit seinem Fallrückzieher in der Halle den zweiten Platz. Ein großer Erfolg. Ihm und mir fehlt der rollende Ball natürlich sehr. Im Fernsehen, aber vor allem auf unserem Sportplatz. Nicht mal auf einen Spielplatz darf man gerade zum Kicken, das ist traurig, aber eben leider auch notwendig. Wir radeln derzeit oft und viel, spielen Gesellschaftsspiele, versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Dazu gehört natürlich auch weiterhin der Fußball: In unserem Spielzimmer steht ein Tor, das sich schnell auch in eine Torwand verwandeln lässt. Da veranstalten wir kleine Wettbewerbe, damit Maximilian treffsicher bleibt. Zudem gibt’s natürlich viele Übungen für daheim, wir sind da mit den Aufgaben der Münchner Fußballschule gut versorgt. Außerdem spielen wir im Tipp-Kick die derzeit ruhende Bundesliga nach. Am meisten fehlt mir der Kontakt zu Menschen allgemein, im Fußballumfeld besonders. Ich hoffe, dass der Spuk bald vorbei ist.
Ich bin 24 Jahre alt und arbeite bei der DELTA Gruppe in Geisenhausen, einem Architektur- und Ingenieurbüro, im technischen Vertrieb. Seit 2010 bin ich leidenschaftlicher Schiedsrichter und leite mittlerweile Spiele bis zur Regionalliga Bayern. Seit 2018 bin ich zudem stellvertretender Obmann der Schiedsrichtergruppe Isar-Rott, kümmere mich um unsere Leistungs- und Förderschiedsrichter und bin im Fußballkreis Niederbayern West für die Betreuung des Kreis-Förderkaders zuständig.
Am ersten und bis dato auch letzten Spieltag der Regionalliga Bayern im Jahr 2020 war ich in Aschaffenburg im Einsatz. Bereits dort haben wir auf das klassische „Shake-Hands“ verzichtet und uns in anderer Form begrüßt. Mittlerweile spielen wir schon seit einiger Zeit gar nicht mehr und das ist gut so! Es ist wichtig, dass die gesamte bayerische Fußballfamilie jetzt zusammensteht und zuhause bleibt, um so einen Beitrag zur schnellen Bekämpfung des Coronavirus zu leisten, sodass wir uns alle so bald wie möglich, vor allem aber gesund, auf unseren geliebten Fußballplätzen wiedersehen!
Auch wir Schiedsrichter müssen hierfür natürlich ein Stück weit kreativ werden. Unsere Trainingspläne auf Home-Workouts umstellen, Versammlungen und Regeltreffen in Form von Webinaren oder Videokonferenzen abhalten. Hier gibt es bereits viele positive Beispiele. So hält beispielsweise auch der BFV seine Funktionäre, Vereine und Schiedsrichter über diese Plattformen auf dem Laufenden. Ich bin sicher, dass wir gemeinsam auch diese Krise überstehen werden und gestärkt aus der fußballfreien Zeit zurückkommen, um der schönsten Nebensache der Welt wieder nachgehen zu können.
Sämtliche Informationen zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie für den bayerischen Amateurfußball findest du fortlaufend aktualisiert auf unserer Informationsplattform unter www.zusammenhalt.bayern.