Großer Coup für den ehemaligen Bundesligisten SSV Ulm 1846 Fußball aus der Regionalliga Südwest: Der ambitionierte Viertligist, der seit 2001 im Amateurbereich kickt und den Aufstieg in die 3. Liga anstrebt, hat jetzt eine strategische Partnerschaft mit dem deutschen Rekordmeister und aktuellen Triplesieger FC Bayern München abgeschlossen.
Die Ulmer "Spatzen" werden in den kommenden Jahren eng mit dem Bundesliga-Spitzenreiter in den Bereichen Talentförderung sowie Talentsichtung kooperieren und sollen außerdem vom Know-how der Münchner am FC Bayern Campus profitieren. Die Zusammenarbeit beinhaltet die Möglichkeit beidseitiger Hospitationen von Trainern und Mitarbeitern, außerdem sollen gemeinsame Sichtungstage für Spieler aus der Region Ulm auf dem SSV-Gelände stattfinden.
Im Bereich Scouting werden der SSV Ulm und der FC Bayern ebenfalls intensiv kooperieren. Ziel ist es, eine Win-Win-Situation entstehen zu lassen, von der beide Klubs dauerhaft profitieren. "Diese Kooperation ist ein weiterer sehr wichtiger Schritt in der Entwicklung unseres Vereins", betont Ulms Sportvorstand Anton Gugelfuss: "Von der Partnerschaft mit einem der besten Klubs der Welt werden wir nachhaltig profitieren und unsere Nachwuchsarbeit auf ein noch höheres Niveau heben."
Die Münchner werden den SSV Ulm 1846 außerdem beim Aufbau eines offiziell vom DFB lizenzierten Nachwuchsleistungszentrums unterstützen. "Ulm als NLZ-Standort würde diese Partnerschaft noch einmal interessanter für uns machen", betont Bayern Münchens Campus-Leiter Jochen Sauer. Außerdem sollen Kontakte zu möglichen Partnern und Sponsoren hergestellt werden. Die talentiertesten Nachwuchsspieler des SSV bekommen die Möglichkeit, am FC Bayern Campus Trainingseinheiten zu absolvieren, unter den einzelnen Teams werden außerdem regelmäßig Testspiele und Leistungsvergleiche stattfinden.
"Der FC Bayern setzt im Nachwuchsbereich mit dem FC Bayern Campus neue Maßstäbe", erklärt Ulms Nachwuchsleiter Dieter Märkle: "Für uns als aufstrebenden Verein ist es ein großer Gewinn, von diesem Knowhow zu profitieren." Der FC Bayern richtet in Ulm auch einen Standort seines Förderkaders ein, an dem wöchentlich ausgewählte Talente aus der Region die Chance auf ein zusätzliches Training erhalten werden.
Bisher waren das vor allem Punkte, die für den SSV Ulm 1846 Fußball als Verein aus der 4. Liga besonders attraktiv sind. Aber was hat der Rekordmeister von der Zusammenarbeit mit einem Regionalligisten? "Wir versprechen uns von dieser Kooperation, die in dieser Art die einzige für uns in Deutschland bleiben soll, einen wichtigen Schritt, um unsere Talentförderung in der Zukunft weiter zu optimieren", erklärt Campus-Leiter Sauer.
Ex-Bundesligaprofi und FCB-Sportvorstand Hasan Salihamidzic fügt hinzu: "Der SSV Ulm ist ein ambitionierter Viertligist, der gerade moderne, professionelle Strukturen aufbaut und mittelfristig die Rückkehr in den Profifußball anstrebt. Außerdem ist die Lage der Stadt Ulm - noch in bequemer Nähe zu München, aber mit einem anderen Einzugsgebiet - strategisch sehr interessant für den FC Bayern."
Keine Frage: Für die Ulmer ist diese Kooperation ein Riesending. Der einstige Bundesligist (Saison 1999/2000) kickte 2016 noch in der fünftklassigen Oberliga. Danach gelang es dem Klub, sich in der Regionalliga Südwest zu etablieren und die Vereinsstrukturen nach und nach zu professionalisieren. Die Zusammenarbeit mit dem FC Bayern München ist jetzt ein weiterer Schritt in die Richtung, die Ulm anstrebt: Nach oben.
In der höchsten Spielklasse, der A-Junioren-Bundesliga, ist die U19 bereits angekommen. Doch nicht nur die Nachwuchsarbeit wird derzeit stetig vorangetrieben, auch die sportliche Situation der ersten Mannschaft in der Regionalliga Südwest kann sich sehen lassen. Die Mannschaft von Cheftrainer Holger Bachthaler rangiert nach 30 von 42 Spieltagen auf Platz vier - mit acht Zählern Rückstand auf Spitzenreiter SC Freiburg U 23. Vor dem 0:1 bei Kickers Offenbach waren die "Spatzen" elfmal in Folge ungeschlagen geblieben. Vielleicht klappt es bereits in dieser Saison mit der schon seit langer Zeit ersehnten Rückkehr in den Profifußball - auch den FC Bayern würde das freuen.
Christian Knoth/MSPW