Einmal gegen ein Profi-Team antreten: Ein Traum, den viele Amateurfußballer*innen hegen. In Erfüllung ging dieser Wunsch nun für die Mannschaft des SV Ostermünchen. Der oberbayerische Kreisligist (Inn/Salzach) absolvierte ein Vorbereitungsspiel gegen den italienischen Traditionsklub AC Florenz – und nahm dafür sogar eine rund fünfstündige Anreise nach Südtirol in Kauf.
Schauplatz des „größten Spiels der Vereinsgeschichte“ war Moena. Eine kleine Gemeinde nahe Bozen, in der sich „La Viola“ aktuell auf die anstehende Spielzeit in der Serie A vorbereitet. Zustande gekommen war der Kontakt zum zweifachen italienischen Meister (1955/56 und 1968/69) durch Ostermünchen-Urgestein Markus Ratschmeier.
„Ein ehemaliger Außendienstler einer Sportartikelfirma, mit dem ich noch immer in Kontakt bin, ist mit seiner Firma für die Trainingslager-Organisation und die Vorbereitungsspiele zuständig“, erklärte Ratschmeier, der als Sportartikelhändler arbeitet, gegenüber dem Oberbayerischen Volksblatt (OVB). Dass Ostermünchen „nur“ in der Kreisliga spielt, war kein Problem. Denn für Florenz ging’s vor allem darum „drei, vier Tagen nach Vorbereitungsstart erste Bewegungsabläufe im Spiel einzustudieren“.
Also machte sich der Tross aus Spielern, Trainern, Betreuern und Fans am Dienstagfrüh mit dem örtlichen Busunternehmen auf den Weg Richtung Süden. Sich für dieses Highlight extra einen Tag freizunehmen, war für alle Beteiligten selbstverständlich. „Innerhalb von 18 Minuten waren die Zusagen aller Spieler in unserer WhatsApp-Gruppe da“, sagt Ratschmeier.
Nach rund fünf Stunden Fahrt erreichte das Team den Zielort und stärkte sich zunächst landestypisch mit Salat, Pasta, Kuchen und Espresso. Nach der kurzen Verschnaufpause ging’s dann auch schon weiter zum Spielort, dem Campo Sportivo Cesare Benatti.
Die Motivation, sich so teuer als möglich zu verkaufen, war beim SVO natürlich riesig. Und sie wurde noch größer, als bekannt wurde, was Florenz-Trainer Vincenzo Italiano im Vorfeld der Partie den italienischen Gazetten in ihre Notizblöcke diktiert hatte: „Gegen dieses Team fordere ich 30 Tore!“ Die Zielsetzung der Oberbayern war dagegen ganz anders: Weniger als zehn Tore kassieren und – wenn möglich – selbst einen Treffer erzielen.
Um 15.30 Uhr wurde die Partie schließlich angepfiffen und – natürlich – dominierte der AC Florenz das Spiel von Beginn an. Doch Ostermünchen hielt tapfer dagegen, kämpfte und konnte sich vor allem immer wieder auf seinen starken Torhüter verlassen. Hannes Schenk zeigte mehrere starke Paraden und sorgte damit dafür, dass zur Pause lediglich drei Gegentreffer auf der Anzeigetafel standen. Italiano gefiel das nicht, Ostermünchen schon!
Im zweiten Durchgang erhöhte Florenz bis Minute 65 zwar auf 6:0, doch für die geforderten 30 Tore würde es nicht mehr reichen. Im Gegenteil: In der 75. Spielminute kam Ostermünchen zum ersten Mal gefährlich vors Tor der Fiorentina und nach einem mit der Hand abgeblockten Schuss zeigte der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt – die große Chance auf den Ehrentreffer!
Als Schütze kam nur einer in Frage: Routinier Bernd Schiedermeier, dem man es mit seinen 39 Jahren am ehesten zutraute, in dieser Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Und der Oldie enttäuschte die Erwartungen nicht. Schiedermeier legte sich den Ball zurecht, lief an und verwandelte überlegt ins rechte Eck. Viel mehr als nur ein Anschlusstreffer, ein Tor für die Vereinschronik.
Dass Florenz in der Folge noch einen Treffer zum 7:1-Endstand nachlegte – geschenkt! Ostermünchen war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden und machte sich glücklich wieder auf den Heimweg. Denn schließlich mussten am nächsten Tag die meisten wieder arbeiten...