Simon Fischer vom TSV 1860 Staffelstein befindet sich als Torjäger auf den Spuren von Gerd Müller. Oder wegen der Namensgleichheit vielleicht sogar als Nachfahre der ebenfalls aus Bayern stammenden Schalker Bundesligalegende Klaus Fischer? Nein, verwandt sind die beiden nicht. Allerdings steht der 31 Jahre alte Mittelstürmer aus Staffelstein in Bezug auf den Torriecher den deutschen Torjäger-Ikonen in nichts nach.
In dieser Spielzeit sorgt der Angreifer einmal mehr für Treffer am Fließband. Bei 18 Einsätzen in der Kreisliga Coburg/Kronach/Lichtenfels ganz im Norden von Bayern markierte er bereits 37 Treffer. Als sei dies nicht schon genug, bereitete der Torjäger zusätzlich weitere elf Treffer vor. Zur Einordnung: Der TSV 1860 Staffelstein kommt als Tabellenzweiter auf insgesamt 61 Tore. Damit ist Simon Fischer in der bisherigen Spielzeit an 48 der 61 Tore direkt beteiligt.
"Ich bin schon stolz auf diesen Wert", sagt Simon Fischer, nennt aber auch gleich die Kehrseite der Medaille: "Allerdings verlassen sich meine Mitspieler oft darauf. Wenn ich also nicht liefern kann, enttäusche ich das ganze Team."
Comeback dank Bruder Johannes
Simon Fischer, der seine fußballerische Laufbahn beim kleinen Dorfklub TSV 1947 Ebensfeld begonnen hatte, musste schon im Jahr 2008 seine Schuhe vorerst an den Nagel hängen. Der Beruf des heutigen Projektleiters eines großen Elektrokonzerns ließ das Toreschießen zeitlich nicht mehr zu.
Erst im Jahr 2012 - also nach vierjähriger Unterbrechung - kam es zum Comeback. Grund dafür war sein Bruder Johannes. Dieser hatte nämlich die Trainertätigkeit beim Bezirksligisten TV Ebern aufgenommen. Auf der Suche nach einem neuen Stürmer wurde er dann schließlich innerhalb der eigenen Familie schnell fündig.
"Rückblickend betrachtet, war es höchste Zeit, dass ich wieder mit dem Sport angefangen habe", sagt der gebürtige Lichtenfelser Simon Fischer. "Allerdings war der Einstieg gar nicht so leicht. Ich habe es in der Anfangszeit immer wieder gespürt, dass ich einige Jahre keinen Sport mehr getrieben habe."
Wechsel nach Staffelstein und dreimalige Torjägerkrone
Nach drei Spielzeiten war dann auch die gemeinsame Zeit mit seinem Bruder in Ebern vorbei, als Simon Fischer den Verein verließ und zum TSV 1860 Staffelstein wechselte. Ein Transfer, der sich in Tore ummünzen sollte. Seit 2017 ist der 31-Jährige, der nach seiner aktiven Laufbahn auch als Trainer erfolgreich sein will, schon für den TSV am Ball.
In den zurückliegenden Spielzeiten war es für ihn ein Leichtes, sich jeweils die Torjägerkrone in der Kreisliga zu sichern. In der vergangenen Spielzeit waren es 39 Tore, im Jahr davor sogar 41. Diese Bestmarken wird er in dieser Saison aller Voraussicht nach problemlos knacken. "Ich setze mir in jeder Saison die 40-Tore.Marke als Ziel", verrät er.
Aber was genau macht ihn so erfolgreich? "Trotz meiner Körpergröße liegt es auf jeden Fall nicht an meinem Kopfballspiel", scherzt der 1,88 Meter lange Angreifer. "Wenn ich pro Saison ein oder zwei Tore per Kopf erziele, ist das schon sehr gut." Vielmehr sieht er seine Stärken in der Zweikampfführung. "Durch meine Statur und meine Schnelligkeit habe ich es am liebsten, wenn ich mit langen Bällen geschickt werde. Im Eins-gegen-Eins setze ich mich dann oft durch und schiebe den Ball ins Tor."
Auf die Frage, welcher Fußballer sein Idol sei, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Romelu Lukaku vom FC Chelsea", antwortet der frühere Fan des 1. FC Nürnberg und jetzige Sympathisant von Borussia Dortmund: "Meine Spielweise ähnelt seiner am meisten. Wenn man so will, bin ich der Romelu Lukaku der Kreisliga."
Der Aufstieg als Ziel
Obwohl der Angreifer mit der Rückennummer "11" wie am Fließband trifft, belegt seine Mannschaft "nur" den zweiten Platz. Der Rückstand auf Spitzenreiter TSV Sonnefeld beträgt bei noch zwölf ausstehenden Spielen vier Zähler. Die Hoffnung auf den Aufstieg in die Bezirksliga haben Simon Fischer und die "1860er" aber nicht aufgegeben. Denn auch der zweite Rang könnte am Ende über den Umweg eines Relegationsspiels reichen. Bereits in den vergangenen Jahren hatte der TSV immer wieder den Aufstieg anvisiert, zog bislang aber immer wieder den Kürzeren.
Für den leidenschaftlichen Angler, der seine Freizeit gerne am Flussufer in der Hoffnung auf einen guten Fang verbringt, wäre der Sprung in die Bezirksliga ein besonderer Triumph. "Neben meinen Auszeichnungen als Torjäger wäre es der erste große sportliche Erfolg für mich", sagt Simon Fischer. "Bislang habe ich es noch nicht geschafft, mit einer Mannschaft den Aufstieg zu realisieren oder etwas zu gewinnen."
Autor: Filippos Kounelis/MSPW