Die Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen hat sich am Donnerstag in einer Pressemitteilung für eine Wiederaufnahme des Wettkampfspielbetriebs im bayerischen Amateurfußball ausgesprochen und Ministerpräsident Markus Söder zum Handeln aufgerufen. "Wir brauchen jetzt eine klare Perspektive für alle unsere Amateursportvereine und klare Regeln für Zuschauerzahlen gemäß der Größe der Veranstaltungsorte", erklärt der sportpolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Max Deisenhofer, zu den Meldungen der bayerischen Amateursportverbände wie dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) und dem Deutschen Eishockey Bund (DEB). "Saisonstarts müssen verschoben werden und Ehrenamtliche kommen mit dem Organisieren nicht hinterher, weil die Söder-Regierung ihre Entscheidung nochmals bis mindestens 14. September verzögert." Bereits am Mittwochabend hatte auch der sportpolitische Sprecher der BayernSPD-Landtagsfraktion Harald Güller die schleppenden Lockerungsmaßnahmen im Amateurfußball seitens der Staatsregierung kritisiert. Er fordert schnellstens Klarheit für die Spielerinnen und Spieler in Kontaktsportarten, insbesondere für den Amateurfußball: "Vorsicht und Behutsamkeit sind wichtig, aber wenn die Infektionszahlen so bleiben wie bisher, braucht man eine klare Perspektive für Vereine, Spieler und Zuschauer. Sie wollen wissen, wie es weitergeht!"
Max Deisenhofer fordert eine sofortige Freigabe des Wettkampfbetriebs in Bayern und die Aufnahme des Spielbetriebs auch gegen Mannschaften anderer Bundesländer – natürlich immer gemäß der Hygieneschutzverordnungen. Länder wie Baden-Württemberg erlauben beispielweise geringe Zuschauerzahlen. "Außerdem warten hier viele bundesweite Ligen nur auf die Freigabe Bayerns", sagt Max Deisenhofer. "Wie bei Kulturveranstaltungen wollen wir auch für die Spiele im Amateurbereich begrenzt Zuschauerinnen und Zuschauer zulassen." Bisher gilt im Kulturbereich: Bei zugewiesenen Plätzen 200 Menschen in geschlossenen Räumen und 400 im Freien. "Diese Anzahl an Menschen passt momentan auch hervorragend für Wettkämpfe im Amateur-Sportbereich."
"Ich kann die große Verärgerung unserer bayerischen Vereine sehr gut nachvollziehen. Die bisher von ihnen sorgfältig umgesetzten Testspiele haben hervorragend funktioniert und es wird auch im Wettkampfbetrieb funktionieren. Die Söder-Regierung muss aufhören, unsere Vereine und die Ehrenamtlichen weiter hinzuhalten", so Deisenhofer weiter. SPD-Landtagsabgeordneter Harald Güller sagte: "Es muss doch möglich sein, den Spielbetrieb im Amateurfußall wieder zu beginnen und auch 100, 200 oder vielleicht bei größeren Sportanlagen auch mal 500 Zuschauerinnen und Zuschauer sollten dann kein Problem sein. Mehr kommen normalerweise nicht und das Fußballfeld ist doch überall groß, da können sich doch die Zuschauer problemlos mit Abstand verteilen."
Auch der sportpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag, Alexander Muthmann, hat Stellung zur aktuellen Situation bezogen: "Die Amateurvereine befinden sich in einem großen Dilemma. Ein ums andere Mal wurde der Start des Regelbetriebes verschoben. Mir erschließt es sich leider nicht, weshalb es im Amateursport keine Zuschauer geben darf, während im Kulturbereich bereits 400 Gäste zugelassen werden können. Auf den Sportplätzen können der notwendige Abstand gewahrt und die Hygienevorschriften eingehalten werden. Im Freien ist das Infektionsrisiko ohnehin reduziert. Wir unterstützen daher die Forderung des BFV-Präsidenten, den Spielbetrieb noch im September zuzulassen. Und diese Entscheidung braucht es umgehend. Denn der Spielbetrieb lässt sich nicht ad hoc organisieren."
Muthmann betont zudem die Stellung des Amateursportes: "Er ist wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Deshalb dürfen wir die Klubs nicht weiter hängen lassen. Durch die Hinhaltetaktik der bayerischen Staatsregierung werden die Amateure nur noch weiter verunsichert. Die Motivation nimmt ab, das Interesse am Vereinssport sinkt. Dass die bayerische Staatsregierung noch immer kein Konzept dafür hat, ist für die Vereine ein Schlag ins Gesicht."
Muthmann weist außerdem darauf hin, dass Spiele ohne Zuschauer den Vereinen nicht weiterhelfen, denn "die Eintrittsgelder stellen neben den Mitgliedsbeiträgen die größte Einnahmequelle dar. Die bayerische Staatsregierung muss hier endlich ein klares Signal senden."
Bereits am Mittwoch hatte sich der auch für den Sport zuständige Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur geäußert: "Als Sportminister ist mir die schrittweise Rückkehr zu einem geregelten Sportbetrieb sehr wichtig. Ich bin sehr stolz auf unsere sportbegeisterten Bayern. Die Bekämpfung der Corona-Pandemie ist eine Herkulesaufgabe, die wir nur mit vorsichtigen Schritten angehen können."
Der Vorstand des Bayerischen Fußball-Verbandes hatte in seiner außerordentlichen Online-Sitzung am Dienstagabend einstimmig beschlossen, alle rund 4500 Mitgliedsvereine zum weiteren Umgang mit dem von staatlicher Seite weiterhin untersagten Wettkampfspielbetrieb zu befragen. Dabei geht es auch darum, inwieweit der BFV als Interessenvertreter seiner über 1,6 Millionen Mitglieder den Rechtsweg beschreiten soll.