Für das Elfmeterschießen eingewechselt und zum "Pokalhelden" aufgestiegen: Torwart Franco Flückiger sicherte dem Drittligisten Türkgücü München im Toto-Pokal-Finale gegen den FV Illertissen aus der Regionalliga Bayern (8:7 nach Elfmeterschießen) mit zwei gehaltenen Elfmetern den erstmaligen Einzug in den DFB-Pokal. Gleichzeitig treibt er seine Trainerkarriere beim TSV Pliening in der C-Klasse München (12. Liga) voran. Wir haben mit ihm gesprochen.
Herzlichen Glückwunsch zum Pokalsieg! Türkgücü München hat sich nach einer langen Saison mit dem Pokaltitel belohnt und zieht erstmals in den DFB-Pokal ein. Haben Sie den Erfolg bereits verarbeiten können, Herr Flückinger?
Franco Flückiger: Die Freude über den Sieg ist nach wie vor enorm. Wir werden, bis das erste Spiel im Pokal stattfindet, immer wieder damit konfrontiert. Zu gegebener Zeit wird aber der Punkt kommen, an dem ich den Erfolg endgültig verarbeiten kann.
Für Sie persönlich war es ein besonderes Spiel. 90 Minuten haben Sie von der Bank aus mitgefiebert. Kurz vor dem Abpfiff wurden Sie eingewechselt und es ging direkt ins Elfmeterschießen, wo Sie mit zwei gehaltenen Elfmetern zum "Pokalhelden" wurden. Macht Sie das besonders stolz?
Flückiger: Auf jeden Fall. Ich bin froh, der Mannschaft geholfen zu haben. Als der Trainer kurz vor Schluss zu mir kam und gesagt hat, dass er mich für das Elfmeterschießen einwechseln will, war mir klar, dass ich meinen Teil zum Erfolg beitragen kann. Das Lob gebe ich aber gerne an meine Mitspieler weiter, weil sie durch die verwandelten Elfmeter einen mindestens genauso großen Teil zum Erfolg beigesteuert haben. Ich habe unsere Elfmeter schließlich nicht geschossen.
In der Liga kamen Sie in der abgelaufenen Saison nicht zum Zug. Ist es für Sie dennoch ein gelungener Saisonabschluss?
Flückiger: Das stimmt. Allerdings gab es für die Trainer in der abgelaufenen Saison auch keinen Grund, etwas zu ändern. René Vollath hat eine hervorragende Saison im Tor gespielt. Mit unserem neuen Trainer Petr Ruman habe ich jetzt meine Chance im Pokal bekommen und das Beste daraus gemacht.
Türkgücü steht erstmals in seiner Vereinsgeschichte in der ersten Runde des DFB-Pokals. Welche Bedeutung hat dieser Erfolg für den Verein?
Flückiger: Die erste Teilnahme am DFB-Pokal ist immer etwas Besonderes, an die sich jeder Fußballer noch in vielen Jahre zurückerinnern wird. Auch einige Spieler dürfen erstmals Luft im höchsten deutschen Pokalwettbewerb schnuppern. Das wird jeder auf seine Art und Weise genießen. Für den Verein ist es eine Möglichkeit, sich erstmals auf bundesweiter Ebene in einem Pokalwettbewerb zu präsentieren.
Am Sonntag steht ab 18.30 Uhr in der ARD-Sportschau die Auslosung der ersten Runde im DFB-Pokal auf dem Programm. Welchen Gegner wünschen Sie sich?
Flückiger: Da bin ich vollkommen offen. Es ist ja sicher, dass wir einen höherklassigen Gegner zugelost bekommen. Von daher freuen wir uns über jedes Los und wollen es unserem Gegner, egal wer es dann letztlich wird, so schwer wie möglich machen. Die Auslosung werden wir zum Auftakt unseres Trainingslagers in Österreich gemeinsam mit der kompletten Mannschaft verfolgen.
Für Sie gab es in diesem Jahr so gut wie keine Verschnaufpause. Als Trainer hat die Vorbereitung mit dem TSV Pliening aus der C-Klasse München bereits begonnen. Wie kam es zu diesem Engagement?
Flückiger: Ich hatte bereits im Herbst meine Tätigkeit als Assistent von Armin Persic begonnen. Weil auch der TSV wegen der Corona-Pandemie starke Einbußen hinnehmen musste, kamen die Vereinsverantwortlichen auf mich zu und haben mir die Position des Cheftrainers angeboten.
Für Sie ist es die erste Station als Trainer. Bauen Sie bereits das Fundament für die Zeit nach der aktiven Laufbahn?
Flückiger: Das ist mein Grundgedanke. Ich möchte mir ein zweites Standbein für die Zeit nach meiner Profi-Laufbahn aufbauen. Es ist eine gute Gelegenheit, um zu schauen, ob mir die Trainertätigkeit zusagt. Ob das Fundament für eine langfristige Trainerlaufbahn stark genug ist, wird sich dann zeigen.
Spieler in der 3. Liga und Trainer im Amateurfußball: Wie lassen sich die beiden Tätigkeiten miteinander vereinbaren?
Flückiger: Noch geht das ganz gut, weil die Trainingseinheiten beim TSV an den Abenden stattfinden. Es wird aber bestimmt eine Zeit kommen, wo ich nicht an beiden Orten gleichzeitig sein kann. Dafür haben wir aber vorgesorgt. Sollten sich beispielsweise Partien beider Klubs überschneiden, werde ich die Mannschaft unter der Woche vorbereiten und jemand anderes wird die Pläne dann am Wochenende umsetzen.
Was sind Ihre Ziele für die kommende Saison mit Türkgücü?
Flückiger: In erster Linie möchte ich bei Türkgücü mehr zum Einsatz kommen und die Mannschaft - wie in den jüngsten Pokalspielen - aus dem Tor heraus unterstützen. Ich bin mit meinen 30 Jahren fit und möchte spielen. Allerdings nicht so lange wie Gianluigi Buffon. (lacht) Aber ein paar gute Jahre habe ich auf jeden Fall noch vor mir.
Und als Trainer?
Flückiger: Mit dem TSV Pliening peilen wir in naher Zukunft den Aufstieg an. Wegen der Corona-Unterbrechung hat es leider in dieser Saison noch nicht geklappt. Das wollen wir im nächsten Jahr nachholen.
Autor: BFV/mspw