Die Wahl „Amateur*in des Jahres“ und Bayern ist eine große Erfolgsgeschichte: Bereits 2017, 2018 und 2019 kamen der Sieger oder die Siegerin in der deutschlandweiten Abstimmung und nach Meinung der Prominentenjury aus dem Freistaat und im vergangenen Jahr landete Sandra Pfannenstein vom FC-OVI Teunz auf dem zweiten Rang. In der aktuellen Abstimmung eroberte Jessica Freitag vom oberfränkischen 1. FC Redwitz wieder Platz eins und holt den Titel zurück in den Freistaat!
„Ich habe mich sehr gefreut über das Ergebnis und die große Zustimmung und bin natürlich sehr stolz, dass ich zur ‚Amateurin des Jahres‘ gewählt wurde“, sagt die 26-Jährige, die gleich in mehreren Fußballteams aktiv ist. Zum einen schnürt sie seit ihrem 13. Lebensjahr ihre Fußballschuhe für die Frauenmannschaft des 1. FC Redwitz, zum anderen auch für „Heiners Traumelf“, ein Inklusionsfußball-Projekt des FC Baiersdorf und der „Offenen Hilfen - Regens Wagner“. Freitag hat selbst eine leichte körperliche und geistige Beeinträchtigung. Doch dass sie sich davon entmutigen oder in ihrer Fußballleidenschaft bremsen lassen würde, kann keine Rede sein.
„Sie ist ein wahnsinnig toller Mensch und eine Spielerin, wie man sie sich als Trainer nur wünschen kann. Da gibt es nie ‚Genöle‘, wenn man sich mal ein bisschen durchbeißen muss, sie ist immer mit voller Leidenschaft dabei und vor allem akzeptiert sie auch total ihr Handicap. Von ihr gab es noch nie ein ‚Ich kann nicht mehr‘. Sie nimmt das alles mit einer unglaublich positiven Einstellung und Energie und auch mal einfach mit Humor. Ich freue mich wahnsinnig für Jessica, dass sie jetzt zur ,Amateurin des Jahres‘ gewählt wurde“, sagt ihr Trainer beim 1. FC Redwitz, Marco Patzelt.
Vor allem ist es für Jessica „eine große Anerkennung! Ich würde mich freuen, wenn durch den Erfolg jetzt auch noch andere Menschen mit Beeinträchtigung den Entschluss fassen, in einer Fußball-Mannschaft zu spielen“, erklärt die Stürmerin, die aktuell nur noch sporadisch zum Einsatz kommt.
„Es ist leider so, dass wir die zweite Frauenmannschaft mangels Spielerinnen zurückziehen mussten. In der Mannschaft war Jessica Spielführerin und absolutes Herz der ganzen Truppe. Jetzt schauen wir natürlich, dass sie bei unserer ersten Mannschaft in der Bezirksliga zumindest immer dabei ist. Es wäre super, wenn durch diesen Erfolg und die breite Berichterstattung der 1. FC Redwitz und der Frauenfußball noch mehr in den Fokus rückt und hier nach den Rückschlägen in den vergangenen Jahren insgesamt wieder eine positive Entwicklung reinkommt“, erzählt Patzelt.
Regelmäßige Spiele mit ihrer Inklusionsmannschaft – das wäre für Jessica „ein Traum! Ein echter Ligabetrieb mit Meisterschaften wäre super. Aktuell muss man ja schon immer sehr nach anderen Teams und Spielmöglichkeiten suchen“, so die frischgebackene „Amateurin des Jahres“, die auch neben dem Platz immer zur Stelle ist, wenn es beim 1. FC Redwitz was zu tun gibt. Kuchen backen, Spenden sammeln, anfeuern, Bälle schleppen – Jessica ist sich für keine Aufgabe zu schade.
Wieder regelmäßig mit ihrem Team auf dem Platz stehen, ein Ligabetrieb mit Inklusionsmannschaften - das alles ist aktuell noch Zukunftsmusik. Dagegen steht fest, dass Jessicas Titel beim Verein jetzt erstmal ausgiebig gefeiert wird. „Es gab noch gar keine Möglichkeit, groß zu feiern. Ich denke, das werden wir heute Abend dann beim Training noch nachholen“, so Freitag. „Ich kann noch nicht allzu viel sagen oder versprechen, aber natürlich machen wir uns im Verein Gedanken, wie wir diesen großartigen Erfolg auch gebührend feiern können. An Ideen mangelt es nicht. Und Jessica hat es mit ihrer Fußballleidenschaft, ihrem Engagement und ihrer wahnsinnig positiven Art absolut verdient“, ergänzt ihr Trainer.
Ebenso steht dann auch im Laufe des Jahres noch die offizielle Ehrung vom Deutschen Fußball-Bund samt neuen Trikotsätzen für den Verein an sowie der Besuch eines Länderspiels als VIP. Dann wird Jessica wohl kaum Bälle schleppen oder andere Aufgaben übernehmen, sondern wird das Spiel ganz ungewohnt einfach mal so genießen können.