Offensichtlich gilt das Motto „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“ auch für Felix Brych. Der FIFA-Spitzenschiri aus München hat angekündigt, dass er zum Jahresende auf internationalem Parkett aufhört. Dabei hätte er sicherlich beste Chancen, auch in den kommenden Jahren in den großen internationalen Wettbewerben und Turnieren wichtige Spiele zu leiten. Schließlich kommt er mit der Empfehlung eines ganz frischen Schiedsrichter-Rekords: Bei der UEFA Euro 2020 in diesem Sommer leitete der Münchner, der in wenigen Tagen 46 Jahre alt wird, insgesamt fünf Spiele, darunter das Halbfinale zwischen Italien und Spanien. Das hat es vorher noch nie gegeben, dass einem Unparteiischen bei einer Europameisterschaft so viel Vertrauen entgegengebracht wurde. Und Brych rechtfertigte dieses Vertrauen, wurde nicht zuletzt nach dem Halbfinale für seine moderne und souveräne Spielleitung international von Spielern, Trainern, Experten und den Sportmedien mit Lob überschüttet. Dennoch ist jetzt Schluss.
„Ein großes, erfolgreiches internationales Turnier hat mir in meiner Karriere noch gefehlt. Jetzt fühlt sich meine Laufbahn endgültig vollkommen an. Man benötigt über Wochen eine spezielle Form an Motivation und Fokus, um ein solch großes Turnier erfolgreich zu bestreiten. Ich glaube nicht, dass ich diese Leistung international wiederholen kann“, erklärt Brych zu seinem Entschluss, in den kommenden Jahren nur noch auf nationaler Ebene zur Verfügung zu stehen.
Die nackten Zahlen zu seiner internationalen Karriere sind imposant. Er hat als Unparteiischer seit seiner Nominierung als FIFA-Schiedsrichter 2007 die meisten Champions League-Spiele geleitet, darunter das Finale 2017 zwischen Juventus Turin und Real Madrid, war bei je zwei Welt- und Europameisterschaften im Einsatz (2014-2021), bei den Olympischen Spielen 2012 in London, 2013 beim FIFA-Konföderationen-Pokal, bei der FIFA Klub-WM 2017, er leitete das Europa League-Finale 2014 und wurde viermal zum Weltschiedsrichter des Jahres gewählt. Er war somit über viele Jahre einer der gefragtesten Männer, wenn Spiele mit besonderer Brisanz, Duellen der absoluten Topstars und Top-Klubs und entsprechendem Druck für den Unparteiischen anstanden.
„Felix Brych hat die moderne Spielleitung in den letzten Jahren geprägt – national und international. Und selbstverständlich sind seine Leistungen und Karriere herausragend. Natürlich ist er gerade für unsere vielen jungen Schiedsrichter in Bayern ein absolutes Vorbild. Wegen seiner Top-Leistungen, aber auch vor allem, weil er gezeigt hat, dass ihn auch Tiefpunkte und Nackenschläge, die auf diesem Niveau nicht ausbleiben, nie von seiner Linie abgebracht haben. Deshalb bin ich auch froh, dass er nur auf internationaler Ebene das Karriereende verkündet hat und seine Pfeife noch nicht komplett an den Nagel hängt“, erklärt Walter Moritz, Schiedsrichterobmann des Bayerischen Fußball-Verbandes.