Die sinkende Zahl an Unparteiischen und der Umgang mit den Referees im Fokus, zwei starke Stimmen zu Gast bei „Blickpunkt Sport“ im Bayerischen Fernsehen: Der zweimalige Weltschiedsrichter Felix Brych und Verbands-Schiedsrichterobmann Sven Laumer vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) haben gemeinsam mit Moderatorin Julia Scharf über die Vielzahl an Problemstellungen der Referees, die nachlassende Wertschätzung, aber auch über Gewalt am Fußballplatz und Lösungen gesprochen.
Felix Brych, der beim BFV zudem hauptamtlicher Abteilungsleiter für den Schiedsrichter-Bereich ist, weiß, wovon er spricht, wenn er sagt, „dass die Ablehnung gegenüber den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern fast schon normal geworden ist“.
Als „gesamtgesellschaftliches“ Problem mit all‘ seinen Facetten sieht indes Bayerns oberster Referee Sven Laumer die „zumindest in der Wahrnehmung weiter zunehmende Gewalt gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern“: Die reinen Zahlen zeigten zwar keine Steigerungen, aber gefühlt werde es spürbar rauer. Bei rund 250.000 Spielen in der Saison 2021/22 im Freistaat hatte es 20 tätliche Angriffe gegenüber Referees gegeben, 68 Spiele mussten abgebroche werden.
Diese Entwicklung insbesondere verbaler Attacken bis fast schon hin zur Salonfähigkeit, betonte der 47 Jahre alte Brych beim „Blickpunkt Sport“-Besuch in Freimann, könne nur gemeinsam abgestellt werden, „der Fußball muss sich selbst reinigen. Auf jedem Amateurplatz finden wir fünf Schlaumeier oder Eltern bei Jugendspielen, die es besser wissen und für die der Schiedsrichter kein Tabu ist. Dazu braucht es beispielsweise andere Eltern, die diesen begegnen, oder Abteilungsleiter, die das nicht einfach so stehen lassen, sondern klar sagen, dass hier Grenzen überschritten werden. Es wird am Ende nur gemeinsam gehen“. Wie so ein Weg aussehen kann und darüber, was Felix Brych in seiner Karriere als international anerkannter Spitzenschiedsrichter alles erlebt und ihn so stark gemacht hat, schreibt der Münchner übrigens in seinem vor wenigen Tagen veröffentlichten Buch „Aus kurzer Distanz“.
„Oftmals kommen diese schwerwiegenden Attacken gegen Referees aus dem Nichts, deswegen ist Prävention im Verein schwierig, wir bieten es trotzdem an. Wir müssen gerade unseren betroffenen Unparteiischen Hilfestellungen geben, sie begleiten, für sie maximal individuell da sein. Dabei geht es etwa um eine sportpsychologische Betreuung, die wir als Verband bieten, aber auch um rechtliche Beratung – hier geht’s ums Hobby, hier geht’s ums Ehrenamt und damit um nochmals ganz andere Rahmenbedingungen als in der Bundesliga“, betont Sven Laumer.
Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hatte zuletzt am Verbandstag im vergangenen Jahr mit dem Initiativantrag „Ohne Schiri geht es nicht“ ein weiteres Maßnahmenpaket zur Stärkung der Schiedsrichter*innen verabschiedet – erst vor wenigen Wochen setzte der Vorstand mit Präsident Christoph Kern an der Spitze die spürbare Erhöhung der Spesensätze für die Referees im Freistaat um.