Nach 21 Jahren und mehr als 350 Spielen in der Bundesliga ist Schluss: Felix Brych beendet im Sommer seine Karriere als Schiedsrichter. Das hat der 49-Jährige aus München jetzt offiziell bekanntgegeben.
„Eine fantastische Karriere endet im Sommer“, sagt Christoph Kern, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV): „Felix hat sein ganzes Schiedsrichter-Leben lang Entscheidungen getroffen – auf dem Platz in Sekundenbruchteilen. Wer ihn kennt, der weiß, dass diese weitreichende Entscheidung jetzt wohl überlegt ist. Das schmerzt, denn der gesamte Fußball verliert eine prägende Persönlichkeit auf dem Platz und damit ein Vorbild insbesondere für unseren Nachwuchs. Felix hinterlässt große Fußstapfen, seine Rekordmarken aber dürften unerreichbar bleiben.“ Brych arbeitet hauptberuflich als stellvertretender Hauptabteilungsleiter Sport beim BFV, dem größten der 21 Landesverbände unter dem Dach des DFB.
Er ist einer der erfolgreichsten Unparteiischen der Fußballgeschichte. Mit dem Ende der laufenden Saison endet im Mai auch seine Laufbahn. „Ich merke einfach, dass ich mittlerweile über Grenzen gehen muss und dass der Aufwand, den ich für ein Spiel betreibe, nicht mehr im Verhältnis zu dem steht, was ich raushole“, begründet Felix Brych die Entscheidung zu diesem Schritt.
Ihm sei es wichtig, „den Schlusspunkt selbst zu setzen“, erklärt der Jurist: „Ich bin mit dem Erreichten sehr zufrieden und als Sportler spürt man, wenn es zu Ende geht.“
Der zweimalige Weltschiedsrichter des Jahres (2017 und 2021) und sechsmalige DFB-Schiedsrichter des Jahres (2013, 2015, 2016, 2018, 2021 und 2023) blickt auf „eine überragende Zeit“ zurück und sagt: „Ich gehe mit ausschließlich positiven Gefühlen.“
Stolz sein darf Brych auf viele Rekorde. In seiner Zeit als DFB-Schiedsrichter seit 1999 hat er fast 500 Partien der Bundesliga und 2. Bundesliga geleitet, außerdem bislang 42 DFB-Pokal-Spiele. Auch auf internationaler Ebene ist seine Statistik herausragend: Mit 69 Spielleitungen ist Brych alleiniger Rekordhalter in der UEFA Champions League, 2017 leitete er sogar das Finale in diesem Wettbewerb. Zudem kam er bei EM- und WM-Endrunden sowie bei mehreren Endspielen zum Einsatz. Vom Statistikverband IFFHS (International Federation of Football for History & Statistics) ist er zum weltweit besten Referee der Jahre 2000 bis 2020 und zum drittbesten Schiedsrichter aller Zeiten ernannt worden.
„Ich habe immer Ziele gebraucht in meiner Laufbahn. Die 350 Bundesliga-Spiele zu knacken, war eine große Marke, die ich mir für diese Saison vorgenommen habe. Jetzt ist es das letzte Ziel, mich würdevoll und in guter Verfassung zu verabschieden“, richtet Brych den Fokus auf die nächsten Wochen. Denn bis zu seinem Abschied sollen noch einige Spiele hinzukommen.
Knut Kircher, Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiri GmbH: „Die Größten des Sports zeichnen sich immer dadurch aus, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um das Ende ihrer glanzvollen Weltkarriere, wie in diesem Fall, eigenständig zu bestimmen und dabei riesige Fußstapfen zu hinterlassen. Das zeichnet den Sportsmann Felix Brych aus, jedoch auch den Menschen, der er bei all seinen Erfolgen immer geblieben ist. Herzlichen Dank für das gemeinsame Stück des grandiosen Weges! Möchte man solch geballte Erfahrung zum Wohle der deutschen Schiedsrichter nicht auch nach der Karriere nutzen? Ja, sicherlich gerne, doch dazu werden wir uns gemeinsam die Zeit nehmen, denn jetzt gilt sein und unser Fokus den restlichen Spielen der Saison in der gebotenen Professionalität, die Felix bis heute auszeichnet.“
Peter Sippel, Sportlicher Leiter der Bundesliga-Schiedsrichter: „Die sportlichen Erfolge sprechen für sich und sind einzigartig. Felix hat diese durch höchste Professionalität und beispielhafte Motivation erreicht, immer mit dem Ziel, die bestmögliche Leistung nahe der Perfektion zu erzielen. Zuletzt hat er seinen Ehrgeiz nochmals unter Beweis gestellt, indem er sich aus einer Kreuzband-Verletzung zurückkämpfte. Das nun angekündigte, selbstbestimmte und eigenverantwortliche Karriereende rundet diese einzigartige Erfolgsgeschichte perfekt ab. Und auch der Prozess hierzu war geprägt von Selbstreflexion und Selbsterkenntnis. Die Bundesliga verliert einen herausragenden Schiedsrichter, schon jetzt herzlichen Glückwunsch zu dieser fantastischen Karriere!“