Der Bewegungsradius von uns allen ist mittlerweile beschränkt auf Küche, Bad, Wohnzimmer und Schlafzimmer statt Büro, Fußballplatz, Vereinsheim, Kneipe und Club. Die Corona-Pandemie stellt jeden Einzelnen und die freiheitsliebende und freiheitsverwöhnte Gesellschaft auf eine harte Probe. Vieles ist plötzlich ganz anders, aber nicht alles unbedingt schlecht. Vor allem das Beispiel der Fußballvereine, die sich gerade gesellschaftlich enorm einbringen, indem ihre Mitglieder in ganz Bayern Menschen aus Risikogruppen auf vielfältige Art und Weise unterstützen, ist eine äußerst positive Erscheinung. Was macht die Krise mit unseren Gefühlen, unseren Beziehungen zueinander, wo sind Gefahren, wo die Chancen? Wir haben mit Sportpsychologe Prof. Dr. Jens Kleinert darüber gesprochen. Kleinert ist seit 2006 Professor für Sport- und Gesundheitspsychologie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Außerdem leitet er das Psychologische Institut und die Abteilung Gesundheit & Sozialpsychologie der Kölner Sportuniversität. Zuvor war er unter anderem im Institut für Sportwissenschaften der Universität Würzburg tätig. Prof. Dr. Kleinert ist darüber hinaus lizenzierter Trainer für Handball und Schwimmen.
Herr Kleinert, wie reagieren Menschen in Krisen-Situationen? Gibt es typische Verhaltensmuster?
Prof. Dr. Kleinert: Nein! Menschen sind sehr unterschiedlich und reagieren deshalb auch verschieden. Das muss man sich so vorstellen: Man schätzt die Bedrohung durch das Virus und die Möglichkeiten, damit umzugehen, ein. Dann versucht man, beide Aspekte zu vereinen. Bei der Bedrohung haben wir schon das erste Problem: Viele Menschen können das gerade gar nicht richtig einschätzen. Manchmal wird sie kleingeredet, manchmal katastrophisiert. Außerdem gehen Menschen mit Bedrohungen nicht rational um, weil sie Angst haben. Auf der anderen Seite steht die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten. Auch damit tun Menschen sich schwer. Einige sind zuversichtlich, selbstsicher und wissen auch genau, was sie tun sollen. Andere fühlen sich hilflos. Aus der Kombination dieser Faktoren entstehen dann unterschiedliche Verhaltensweisen. Eine Person denkt sich: „Die Bedrohung ist da, aber ich kann sehr viel tun, um damit fertig zu werden“, eine andere wird nervös und weiß nicht, was auf sie zukommt und wie sie reagieren soll. Sowas führt dann zum Beispiel zu Kurzschlussreaktionen.
Und leeren Klopapier-Regalen im Supermarkt?
Kleinert: Ja, genau! Hamsterkäufe sind eine typische Kurzschlussreaktion. Menschen verfallen in Aktionismus, müssen irgendwas tun: Ich weiß nicht, was ich tun soll, also mache ich irgendwas… Ich kaufe ein... Was kaufe ich denn ein…? Am besten das, was die anderen auch kaufen! Die Medien springen auch noch auf und plötzlich sind wir Deutschen ein Volk der Klopapier-Käufer. Zu viele Leute reagieren sehr emotional, sehr wenig rational und kopieren das Verhalten anderer Menschen.
Das komplette Interview gibt es in der aktuellen Ausgabe des neuen BFV-Magazins, kostenlos abrufbar als e-Paper