Er ist wieder da, wo alles angefangen hat. Vom TSV Obernzenn aus, deren erste Mannschaft aktuell als SG Obernzenn/Unteraltenbernheim in der A-Klasse Nürnberg/Frankenhöhe Gruppe 3 an den Start geht, schaffte es Thorsten Kirschbaum einst in die Nachwuchsabteilung des 1. FC Nürnberg - und von dort aus bis in die Bundesliga, in die UEFA Europa League und in die U21-Nationalmannschaft. Jetzt läuft der inzwischen 36-Jährige wieder für seinen mittelfränkischen Heimatverein in der 10. Liga auf - allerdings als Feldspieler.
„Es war eigentlich immer klar, dass Thorsten, mein Bruder Michael und ich irgendwann noch einmal zusammenspielen wollen“, sagt Jens Thaler, Cousin und nun auch Trainer des Ex-Profis, im Gespräch mit BFV.de. „Wir alle haben das Kicken beim TSV Obernzenn gelernt. Weil wir damals in der D-Jugend keinen Torhüter hatten, wurde Thorsten schon als E-Jugendlicher zu uns hochgezogen, so dass wir schon damals gemeinsam auf dem Platz standen“, erinnert sich der 39-Jährige an die erste gemeinsame Zeit. „Durch Thorstens deutlich höhere Begabung hatten sich die Wege dann schließlich getrennt.“
Während Michael Thaler dem Verein ununterbrochen treu blieb, zwischenzeitlich sogar Teil des Vorstands war, schloss sich Jens 2018 erneut dem Verein an. Seit Saisonbeginn bilden beide das Trainerduo der SG. Nach unter anderem einem Einsatz in der Europa League (Bayer 04 Leverkusen), sieben U21-Länderspielen, neun Begegnungen in der Bundesliga (VfB Stuttgart), 144 Zweitliga-Partien (TSG Hoffenheim, Energie Cottbus, 1. FC Nürnberg und SSV Jahn Regensburg) sowie Auslandsstationen beim FC Vaduz und VVV-Venlo kehrte kürzlich auch Thorsten Kirschbaum nach seinem Vertragsende in Regensburg nach Obernzenn zurück.
„Im Laufe der Zeit hatten wir schon ein paar Späße gemacht, wann Thorsten denn bei uns mitspielen wird“, erklärt Jens Thaler. „Die konkreten Pläne dafür kamen aber immer aus Thorstens Richtung. Und dass wir das jetzt umsetzen, nachdem Michael und ich hier Trainer geworden sind, hat sich nach einem logischen Schritt angefühlt.“
Dass Kirchbaum tatsächlich wieder für seinen früheren Jugendverein aktiv sein würde, „haben wir mehr oder weniger bis zum ersten Training geheim gehalten. Erst einen Tag vorher ist das zum Team langsam durchgesickert“, so Jens Thaler.
Vom früheren Profi-Torhüter verspricht sich das Trainerduo, dass „er seine Erfahrung einbringt. Wenn er mit den Jungs auf dem Platz steht, ist die Kommunikation eine ganz andere. Und es hat noch einmal eine andere Wirkung, wenn er als Ex-Profi Kleinigkeiten anspricht, auf die wir auch als Trainer schon hingewiesen haben“
Anders, als es noch während seiner Profi-Laufbahn der Fall war, nimmt der 1,95 Meter lange Kirschbaum bei der noch verlustpunktfreien SG Obernzenn/Unteraltenbernheim aber nicht die Position zwischen den Pfosten ein. „Mit seinen technischen Fähigkeiten und seinem Spielverständnis ist er als Feldspieler in einer zentralen Rolle für uns sehr wertvoll“, betont der Trainer.
Auch abseits des Feldes hat sich Thorsten Kirschbaum schon gut bei den neuen Kollegen eingebracht. „Er hat über die vielen Jahre die alten Tugenden im Amateurfußball nicht vergessen. Nach seinem ersten Training hat er unaufgefordert und in doppelter Ausführung einen Kasten Bier in die Kabine gebracht“, berichtet Jens Thaler grinsend.
Sein Pflichtspieldebüt für die SG Obernzenn/Unteraltenbernheim hat Thorsten Kirschbaum bereits hinter sich. Beim 3:1 (2:1) in der Partie beim FC Wiedersach-Neunkirchen agierte er als zentraler Spieler in der defensiven Dreierkette. „Ich hatte schon den Eindruck, dass beim Auswärtsspiel ein paar mehr Zuschauer dabei waren“, so Jens Thaler. „Und auch bei vereinzelten Blicken beim Gegner hat man gemerkt, dass mit Thorsten ein besonderer Gegenspieler auf dem Feld steht.“
Bis zum nächsten Einsatz von Thorsten Kirschbaum wird es noch ein wenig dauern, der gebürtige Würzburger befindet sich aktuell im Urlaub. „Die nächsten beiden Spiele wird Thorsten voraussichtlich verpassen. Wir gehen aktuell davon aus, dass er am 8. Oktober in der Partie beim TV Leutershausen wieder einsatzbereit ist.“
Dann womöglich auch mit einer „normalen“ Rückennummer. Bei seinem ersten Einsatz musste er größenbedingt das passende XL-Trikot mit der 45 nehmen. „Wir haben kürzlich einen neuen Satz Trikots bestellt. Die werden dann von der 1 bis zur 18 durchnummeriert sein“, kündigt Jens Thaler augenzwinkernd an.
Autor: Dominik Dittmar/MSPW