Während andere in seinem Alter schon an den Ruhestand denken, schießt er noch Tore: Hans-Jürgen Meyer, Co-Trainer beim unterfränkischen Kreisliga-Klub TSV Kleinrinderfeld, hat im Heimspiel gegen Dettelbach und Ortsteile acht Minuten nach seiner Einwechslung genetzt – mit 59 Jahren! Und weil das doch ziemlich außergewöhnlich ist, war „Fritz“ nach dem Spiel das Gesprächsthema Nummer eins; noch vor Stürmer Fabian Haas, der mit seinen drei Treffern eigentlich noch viel größeren Anteil am Kleinrinderfelder 5:3 (1:3)-Sieg hatte. Doch der Reihe nach.
Wirklich gut fand Kleinrinderfeld nicht in die Partie gegen Dettelbach und Ortsteile und lag zur Pause bereits mit 1:3 zurück. Nach dem Seitenwechsel gelang Torjäger Haas mit seinem ersten Treffer an diesem Tag zwar der Anschluss, doch das war natürlich noch nicht genug, um die zweite Niederlage in Folge abzuwenden. Das Problem: Dem TSV fehlten aufgrund diverser Ausfälle die offensiven Optionen auf der Bank.
Spielertrainer Dennie Michel und sein routinierter Assistent heckten daher einen Plan aus, um zumindest noch einen Punkt zu ergattern: Hans-Jürgen Meyer, der sich aufgrund des Personalmangels vor der Partie als Spieler zur Verfügung gestellt hatte, sollte selbst aufs Feld. „Wenn das Spiel in unsere Richtung gelaufen wäre, hätten wir gar nicht darüber nachgedacht, mich einzuwechseln. Im Rückstand musste ich dann wohl oder übel selbst ran. Ich war sowas wie unsere letzte Hoffnung“, erklärt Meyer, der in früheren Jahren höherklassig aktiv war, und ergänzt: „Der Plan war, dass ich für Unruhe in der gegnerischen Defensive sorge, Räume für unseren Stürmer Fabian Haas schaffe und ihn mit Bällen füttere.“
Doch es kam zunächst anders, nämlich genau anders herum: Nur acht Zeigerumdrehungen nach seiner Einwechslung bediente Haas nach einem Vorstoß über außen seinen eigentlichen Co-Trainer, der den Ball in der 72. Minute zum vielumjubelten 3:3-Ausgleich über die Linie drückte. „Den Torinstinkt verliert man einfach nicht“, erklärt Meyer rückblickend uns lacht. „Aber im Ernst: Das war einfach ein schönes Erlebnis für mich und ich bin sehr froh, dass ich in meinem Alter noch Fußball spielen kann. Das ist sicherlich nicht selbstverständlich.“ Und selbstverständlich war auch nicht, dass Fabian Haas den TSV Kleinrinderfeld mit einem Doppelpack in der Nachspielzeit sogar noch zum Sieg schoss – doch genau das machte diesen Abend für den TSV Kleinrinderfeld und Hans-Jürgen Meyer noch unvergesslicher.
Ob bzw. wann „Fritz“ noch einmal für den TSV Kleinrinderfeld auf dem Platz steht, ist aktuell noch nicht abzusehen. Meyers Fokus liegt aktuell zwar voll auf seiner Arbeit als Co-Trainer, doch vollends im Ruhestand als aktiver Fußballer befindet er sich – trotz seiner 59 Jahre – noch nicht. „Wenn Not am Mann ist, helfe ich gerne noch einmal aus“, sagt er.